Was der Eisregen am Mittwoch nicht bewirkte, schaffte der Schnee am Donnerstag: In Mainz und vor allem in der Umgebung brach der Verkehr weitgehend zusammen. Besonders betroffen: Die Autobahnen A3 und A61, dort ging am Donnerstag über Stunden hinweg gar nichts mehr. Im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz ereigneten sich bis zum Mittag bereits 46 Unfälle. In Mainz stellt sich derweil die Frage. wie winterfest ist eigentlich das Straßenbahnnetz? Am Mittwoch waren 20 Bahnen auf freier Strecke gestrandet, auch am Donnerstag wurde der Bahnbetrieb komplett eingestellt  – die Busse fahren hingegen.

Traumhafte Winterwelt am Donnerstagmittag in Mainz: Plötzlich Schnee. - Foto: gik
Traumhafte Winterwelt am Donnerstagmittag in Mainz: Plötzlich Schnee. – Foto: gik

Nachdem die brisante Eislage am Mittwoch in Mainz glimpflich abgelaufen war, brachte ein Schneesturm am Donnerstag neue Unbillen für den Verkehr in Mainz: Bis zum Mittag zählte das Polizeipräsidium Mainz 46 Verkehrsunfälle auf eisglatten Straßen. Die neue Schneelast war auf vielerorts noch gefrorene Straßen getroffen, das führte stellenweise zu komplettem Verkehrsstillstand. Die Hauptverkehrsstraßen in Mainz waren zwar schnell freigeräumt, in Nebenstraßen ging aber über Stunden so gut wie nichts.

Betroffen von Unfällen und Stillstand war indes vor allem das Umland von Mainz: „Im gesamten Dienstgebiet von Worms, über Kirchheimbolanden bis Bad Kreuznach kam es teils zu erheblichen Verkehrsbehinderungen“, teilte die Polizei mit. Auf der A63 von Mainz bis Kaiserslautern habe es flächendeckend eine geschlossene Schneedecke gegeben, etliche LKW fuhren sich dort fest und blockierten zeitweise beide Fahrspuren.

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Straßenbahnverkehr in Mainz erneut komplett eingestellt

Besonders betroffen aber waren die Autobahnen Richtung Norden: Auf der A3 ging durch den Taunus und bis nach Koblenz und Bonne schon am Mittwochabend wegen erheblicher Schneefälle und festgefahrener Lkw über Stunden nichts mehr. Parallel dazu brach dann aber am Donnerstag auch auf der rechtsrheinischen A 61 der Verkehr zusammen: „In Höhe musste müsste der Verkehr aufgrund spiegelglatter Fahrbahn in beide Richtungen gesperrt werden“, berichtete die Polizei. Es kam zu mehreren Unfällen mit Blechschäden oder Fahrzeugen im Straßengraben. Aufgrund fehlender Rettungsgasse habe sich das Eintreffen der Streudienste und sogar der Einsatzkräfte verzögert.

Erneut fuhren am Donnerstag in Mainz keine Straßenbahnen - dieses Bild stammt allerdings aus dem Dezember 2023. - Foto: gik
Erneut fuhren am Donnerstag in Mainz keine Straßenbahnen – dieses Bild stammt allerdings aus dem Dezember 2023. – Foto: gik

In Mainz genossen die meisten Menschen hingegen am Mittag eine zauberhafte Winterwelt vor ihrer Haustür: Als die Sonne herauskam bot sich eine wunderschöne Winterlandschaft all denen, die sie nutzen konnten. beim Verkehr aber brachte das neue Einschränkungen: Während die Busse weitestgehend fuhren, stellte die Mainzer Mobilität nach Mittwoch auch am Donnerstag den Straßenbahnverkehr in der Landeshauptstadt erneut komplett ein. Ausgerechnet der sonst so zuverlässige Straßenbahnverkehr erweist sich in diesen Wintertagen als Totalausfall. Den Grund lieferte die Mainzer Mobilität nun nach: gefrorene Oberleitungen.

Um 15.00 Uhr habe sich beim einsetzenden Eisregen am Mittwoch ein Eispanzer auf allen kalten Gegenständen im Freien gebildet, so auch an den Fahrleitungen der Straßenbahnen, berichtete das Unternehmen. Die Folge: Stillstand auf allen Strecken – rund 20 Straßenbahnen strandeten auf freier Strecke. „Eis wirkt isolierend, und die Stromabnehmer der Bahnen verlieren den elektrischen Kontakt zum Draht“, erklärte die Mainzer Mobilität nun: „Dadurch fällt der Fahrmotor aus, und die Bahnen bleiben unfreiwillig stehen.“

20 Straßenbahnen auf freier Strecke gestrandet

Dass auf allen Straßenbahnstrecken des Mainzer Netzes in weniger als einer Viertelstunde massive Vereisungen aufträten, sei äußerst ungewöhnlich und selten. Am Mittwoch konnten deshalb aber nur wenige Straßenbahnen in der Innenstadt den Betriebshof noch direkt erreichen. „Rund 20 Bahnen standen entweder selbst unter einer vereisten Fahrleitung fest oder konnten nicht weiterfahren, weil vor ihnen eine solche Bahn zum Stehen gekommen war“, heißt es weiter: „Durch die gut gestreuten Straßen konnten allerdings die Busse weiterfahren und eine Reihe von Schienenersatzbussen eingesetzt werden.“

Gestrandete Straßenbahnen in der Finther Landstraße am Mittwoch. - Foto: Müller-Horn
Gestrandete Straßenbahnen in der Finther Landstraße am Mittwoch. – Foto: Müller-Horn

Um keine Straßenbahnen über Nacht im Netz zurücklassen zu müssen und eine Betriebsaufnahme am Donnerstag zu erschweren, sollten am Mittwochabend möglichst alle Straßenbahnen in den Betriebshof zurückgeholt werden. „Teams der Verkehrssteuerung und der Werkstätten der Mainzer Mobilität machten sich auf den Weg ins Netz“ berichtet die MM weiter.

Zuerst hätten eine ganze Reihe von hintereinanderstehenden Bahnen in der Finther Landstraße wieder zum Rollen gebracht werden können, denn die Strecke aus Finthen über Gonsenheim zum Betriebshof ist leicht abschüssig: „Fällt der Strom der Bahn an einem vereisten Stück Fahrleitung kurz aus, rollt die Bahn noch selbst ein Stück den Berg runter und gewinnt immer wieder Kontakt an etwas weniger vereisten Drahtstücken.“

Teams mussten nachts Straßenbahnen bergen, alte Bahnen im Vorteil

Danach ging es mit zwei Teams gleichzeitig in Richtung Lerchenberg und Hechtsheim, auch hier konnte nach und nach Bahn für Bahn wieder zum Fahren gebracht werden. „Einige Bahnen mussten dazu an eine andere Straßenbahn angekuppelt werden, um unter einem besonders stark vereisten Fahrleitungsteil weggezogen zu werden“, so der Bericht weiter. Besonders gute Dienste habe dabei „auf ihre alten Tage unsere Bahnen vom Typ M8C aus dem Baujahr 1984 geleistet – sie besitzen als einzige Serie zwei Stromabnehmer.“

Straßenbahn abschleppen: Manche Bahnen mussten Mittwochnacht durch andere Bahnen abgeschleppt werden. - Foto: Mainzer Mobilität
Straßenbahn abschleppen: Manche Bahnen mussten Mittwochnacht durch andere Bahnen abgeschleppt werden. – Foto: Mainzer Mobilität

Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Stromabnehmer gleichzeitig unter einem stark vereisten Stück Fahrleitung stehen, ist entsprechend geringer als bei den Nachfolgemodellen mit nur einem Stromabnehmer. Nach rund vier Stunden konnten die letzten Bahnen in Hechtsheim am Dornsheimer Weg „befreit“ werden. Alle Bahnen kamen so am Abend sicher und unfallfrei zurück in den Betriebshof.

Doch am Donnerstag fahren die Bahnen schon wieder nicht: Einige Streckenabschnitte hätten noch mit Bahnen bedient werden können, bei anderen sei die Oberleitung aber wieder so vereist, dass Busse hier einspringen mussten., räumte die Mainzer Mobilität ein: „Nach sieben Uhr wurde der Straßenbahnbetrieb dann bis auf Weiteres erst mal komplett eingestellt.“

Info& auf Mainz&: Wie der Eistag in Mainz am Mittwoch lief, könnt Ihr hier in unserem Live-Ticker nachlesen.