Wer nachts in der Stadt alleine und zu Fuß unterwegs ist, fühlt sich oft unsicher und manchmal sogar gefährdet, das gilt vor allem für Frauen: Die Angst auf dem Nachhauseweg kann groß sein. Pünktlich am Weltfrauentag hat die Stadt Wiesbaden deshalb nun eine Kooperation mit dem „Heimwegtelefon“ für Frauen gestartet. Dabei werden Frauen oder auch Männer am Telefon solange begleitet, bis sie sicher an ihrem Zielort angekommen sind. Das Angebot gibt es bereits seit Jahren, die Hotline operiert bundesweit – doch die Stadt Wiesbaden will das Angebot nun unterstützen und bekannter machen.

Nachts allein in der Stadt unterwegs sein - da kann frau sich schnell unsicher fühlen. - Foto: gik
Nachts allein in der Stadt unterwegs sein – da kann frau sich schnell unsicher fühlen. – Foto: gik

„Frauen und Mädchen fühlen sich im öffentlichen Raum oft nicht sicher“, sagte Gleichstellungs-Dezernentin Christiane Hinninger (Grüne) am Mittwoch in Wiesbaden. Bei einer Umfrage der Wiesbadener Ausländer-Beirätinnen am 8. März 2022 wurde denn auch der Wunsch nach Angeboten laut, die zu einem höheren Sicherheitsgefühl von Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum beitragen sollen  – insbesondere abends und nachts.

Das Kommunale Frauenreferat recherchierte daraufhin – und fand den Verein Heimwegtelefon e.V.: Der in Dresden ansässige Verein betreibt eine bundesweite Hotline, der sich vor allem an Frauen und Mädchen richtet: „Das Heimwegtelefon ist ein Service bei dem Du nachts anrufen kannst, wenn Du Dich auf dem Heimweg unwohl fühlst“, heißt es auf der Homepage: „Du wirst dann von einem Ehrenamtlichen am Telefon bis nach Hause begleitet.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Heimwegtelefon: Nettes Gespräch bringt einen sicher nach Hause

Das Besondere dabei: Das Heimwegtelefon operiert vor allem nachts, sonntags bis donnerstags ist die Hotline von 20.00 Uhr bis Mitternacht erreichbar, freitags und samstags sogar bis 3.00 Uhr morgens. Erfahrungen zeigen: Das Telefonieren mit einer anderen Person steigert das Sicherheitsgefühl nachts auf einer einsamen Straßen ganz enorm: Man fühlt sich nicht so alleine – und man hat eine Gesprächspartner, dem man seltsame Gestalten oder Gefahrensituationen notfalls sofort schildern kann.

Die Stadt Wiesbaden hat am Weltfrauentag eine Kooperation mit dem Heinwegtelefon gestartet. - Foto: Stadt Wiesbaden
Die Stadt Wiesbaden hat am Weltfrauentag eine Kooperation mit dem Heinwegtelefon gestartet. – Foto: Stadt Wiesbaden

„Durch ein nettes Gespräch haben die Anrufenden das Gefühl, nicht alleine nach Hause zu gehen“, heißt es beim Heimwegtelefon: „Dadurch fühlen sie sich nicht nur wohler, sondern strahlen auch eine größere Sicherheit aus. Das kann im besten Fall zu einer Vermeidung von Überfällen beitragen, weil die Anruferin aus der typischen Opferrolle herauskommt.“ Komme es dennoch zu einem Übergriff, „können wir umgehend handeln und die Polizei informieren“, heißt es weiter. Das Gespräch wird erst beendet, wenn die Anruferin sicher am Zielort angekommen ist – das dürfen übrigens auch Männer gerne nutzen.

Die Kooperation der Stadt Wiesbaden mit dem ehrenamtlichen Verein sei bundesweit  einmalig, betonte Hinninger: „Auch wenn die Kriminalitätsrate objektiv betrachtet relativ niedrig ist, führen Handlungen durch Männer wie Catcalling –  also sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum – und genereller Sexismus zu einem subjektiven Gefühl der Unsicherheit bei Frauen.“ Dem wolle man entgegen wirken: Ziel der Kooperation sei, zum individuellen Sicherheitsgefühl von Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum beizutragen.

Werbung in Bussen und auch auf City-Säulen

An der Hotline, die über eine Berliner Rufnummer zentral und zum Festnetzpreis zu erreichen ist, sitzen ehrenamtliche Mitarbeiter, die eingehend geschult sind. Im Fall einer Notsituation verfügten sie zudem „über einen Handlungsleitfaden, mit Hilfe dessen sie die Polizei über diese informieren können“, betonte Hinninger weiter. Das sei „ein echter Mehrwert für das persönliche Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum“, betonte auch  die Wiesbadener Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang.

Tunnel, Unterführungen, Bahnhöfe: Gerade nachts können das echte Angsträume sein. - Foto: gik
Tunnel, Unterführungen, Bahnhöfe: Gerade nachts können das echte Angsträume sein. – Foto: gik

Die Stadt Wiesbaden will nun für die Hotline auch zusätzlich Werbung schalten, um das Angebot bekannter zu machen: Informationen soll es an City-Light-Säulen und mithilfe von Plakaten geben, zusätzlich wird das Heimwegtelefon e.V. auch in Bussen von ESWE Verkehr bekannt gemacht. Der Anruf kostet den Anrufer die Telefongebühren, die sein jeweiliger Mobilfunkanbieter für einen Anruf ins deutsche Festnetz verlangt – bei einer Flatrate ist er also kostenlos.

Eigenen Angaben zufolge bekommt das Heimwegtelefon derzeit an Wochentagen rund 40 Anrufe, an Wochenenden sogar bis zu 90 Anrufe. Die Idee stamme ursprünglich aus Schweden, berichtet der Verein auf seiner Homepage. In Stockholm gebe es sogar einen solchen Service, der direkt bei der Polizei angesiedelt sei. „Warum aber gibt es das bei uns in Deutschland noch nicht?“, heißt es weiter: „Eine Antwort auf diese Frage haben unsere Gründerinnen nicht bekommen. Und dann haben sie den Service einfach selber verwirklicht!“

Info& auf Mainz&: Das Heimwegtelefon kann jede und jeder, der oder die sich nachts auf dem Heimweg unsicher fühlt, anrufen – auch aus Mainz. Ihr erreicht es unter der Telefonnummer 030-12074182. Erreichbarkeit: Sonntag – Donnerstag 20.00 – 24.00 Uhr, Freitag & Samstag 20.00 – 03.00 Uhr. Mehr zum Heimwegtelefon erfahrt Ihr hier im Internet.