Nach fast drei Jahren hat die Mainzer Mobilität nun die neu gestaltete Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 52 am Schinnergraben in Mainz-Hechtsheim wieder in Betrieb genommen. Am Montag wurde die runderneuerte Wendeschleife samt Haltestelle im alten Hechtsheimer Ortskern eingeweiht – nun findet sich hier nicht nur eine moderne und barrierefreie Haltestelle, sondern auch ein zusätzliches Stumpfgleis: Künftig können hier zwei Straßenbahnen gleichzeitig in Pausenstellung gehen oder sich gegenseitig überholen. Die Wendeschleife am Schinnergraben war seit Ende 2016 wegen gravierender Mängel an den Straßenbahnschienen still gelegt, zeitweise mussten die Fahrgäste dort mitten im Nichts aussteigen.
Im Herbst 2016 stellte die Mainzer Mobilität fest: Die Straßenbahngleise an der Wendeschleife am Schinnergraben waren so deutlich abgefahren, dass die Wendeschleife sofort still gelegt werden musste. Man habe gewusst, dass die Wendeschleife sanierungsbedürftig sei, “wir dachten aber, das hält noch bis 2017”, sagte Geschäftsführer Jochen Erlhof im Februar 2017 gegenüber Mainz&. So wiesen die Schienenköpfe so genannte Ausfahrungen auf, die nach Angaben des Unternehmens “beim Befahren der Wendeschleife auch sicherheitsrelevant waren.”
Die Mainzer Mobilität legte die Wendeschleife und damit auch die Endhaltestelle umgehend still und richtete eine provisorische Ersatzhaltestelle ein – die allerdings schickte die Fahrgäste über Wochen hinweg erst einmal ins Grüne, bis die MVG Monate später einen provisorischen Ausstiegsbahnsteig baute. Für eine Erneuerung der Wendeschleife samt Haltestelle allerdings war kein Geld dar: Ende 2016 war die neue Mainzelbahnstrecke vom Mainzer Hauptbahnhof auf den Lerchenberg in Betrieb gegangen. Im Februar 2017 sagte Erlhof zur Wendeschleife in Hechtsheim, die Mainzer Mobilität müsse “erst einmal die Nacharbeiten an der Mainzelbahnstrecke” bewältigen.
2018 starteten dann die Umbauarbeiten für die neue Endhaltestelle in Hechtsheim, an diesem Montag wurde die fertige Schleife eröffnet. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde nun die komplette Wendeschleife erneuert und dabei der Wenderadius “homogenisiert”, eine bestehende Weiche wurde erneuert und eine neue Weiche eingebaut – sie führt nun zu dem ebenfalls neu gebauten Stumpfgleis. Dieses zusätzliche Gleis liegt mittig in der Schleife und wurde als Asphaltgleis samt Ausfahrtsrampe gebaut – hier können künftig Busse halten, so dass die Fahrgäste beim Schienenersatzverkehr nicht eine Ersatzhaltestelle suchen müssen.
Für die MVG habe die Umgestaltung einen weiteren betrieblichen Vorteil, betonte das Unternehmen: Der Bau des Stumpfgleises ermögliche eine so genannte “überschlagende Wende” – hier können nun zwei Straßenbahnen gleichzeitig in Pausenstellung gehen und sich eben auch überholen, was bisher nicht möglich war. Das Wendegleis werde im Regelbetrieb nicht befahren und diene nur als Notumfahrung. Dazu wurde ein Großteil des bisher mit Pflaster versiegelten Gleisbettes entsiegelt und als Rasengleis ausgebaut. Da im Bereich der Endhaltestelle die Höchstgeschwindigkeit von 10 Kilometern pro Stunde gelte, seien keine Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte bei Schall und Erschütterung zu erwarten, teilte das Unternehmen weiter mit.
Zudem wurden der Mittelsteig sowie die gesamte Endhaltestelle natürlich jetzt auch barrierefrei und bekamen ein taktiles Leitsystem mit Anbindung an die dynamische Kundeninformationsanlage. Insgesamt betrugen die Baukosten für die gesamte Maßnahme rund 900 000 Euro, 200 000 Euro davon übernahmen das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Mainz – unter anderem für den barrierefreien Ausbau der Haltestelle.
Info& auf Mainz&: Informationen und Fahrpläne der Mainzer Mobilität findet Ihr hier im Internet, unseren Bericht über die Schwierigkeiten im Straßenbahnsystem im Jahr 2017 könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.