Sie entstanden in der Zeit der Industrialisierung und wurden schnell zu Treffpunkten und Kommunikationszentren: Trinkhallen. In der Mainzer Neustadt steht noch so ein altes Büdchen, und das soll nun wieder mit Leben gefüllt werden: Die Stadt Mainz sucht einen neuen Betreiber für die Trinkhalle am Kaiser-Wilhelm-Ring. In der Trinkhalle gab es einst Trinkwasser, sieben Jahre lang wurde hier dann bis 2022 Eulchen-Bier ausgeschenkt – die Halle ist Kult. Nun wird ein neuer Vertrag für fünf Jahre vergeben – ein Ausschank von Alkohol ist allerdings nicht erlaubt.
Die Mainzer Trinkhalle war bis 2022 ein beliebter Treffpunkt für das Feierabendbier, im Kommunalwahlkampf machte sich die Neustadt-SPD für die Wiederbelebung des beliebten Treffpunkts stark. Die Kioske in der Neustadt seien “Begegnungsorte”, deswegen müsse auch die Trinkhalle mit einem neuen Pächter wiederbelebt werden, forderte im Frühjahr die SPD-Ortsvorsteher-Kandidatin Yvonne Wuttke. Es brauche am besten eine langfristige Nutzung, die Stadt Mainz müsse sich endlich dem historischen Büdchen annehmen.
Die Trinkhalle in der Mainzer Neustadt liegt direkt an der Straßenbahnhaltestelle Lessingstraße auf einem kleinen Platz an der Ecke zur Boppstraße. Erbaut wurde sie übrigens in der heutigen Form im Jahr 1970. Bis Anfang der 2010er Jahre gab es dort einen Kiosk, im Jahr 2014 machten dann die beiden Eulchen-Gründer Philip Vogel und Leonidas Lazaridis die Trinkhalle mit ihrem neu gegründeten Eulchen-Bier zum Kulttreff. 2022 dann wurde der kleine Kiosk während des 150jährigen Neustadt-Jubiläums noch einmal als “Neustadt-Pavillon” durch das Neustadt-Startup LIEBS.CO betrieben – doch seit Anfang 2023 stand die Trinkhalle leer.
Stadt Mainz will Trinkhalle für fünf Jahre neu vergeben
Nun soll sich das endlich wieder ändern: “Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen neuen Pächter für die Trinkhalle und wollen, dass dies wieder ein beliebter und belebter Treffpunkt für die Bürger wird”, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) am Freitag – und warb auch gleich in einem kleinen Video in den sozialen Netzwerken dafür. “Wir vergeben die Pacht auf die Dauer von fünf Jahren – der Vertrag verlängert sich im Anschluss automatisch um jeweils ein Jahr, sofern nicht eine der beiden Parteien der Verlängerung widerspricht”, erklärte Matz weiter: “Wir würden uns freuen, wenn sich möglichst viele bewerben.”
Die Trinkhalle steht unter Denkmalschutz, eine Vorgabe ist, das grundsätzliche Erscheinungsbild zu erhalten. Dem künftigen Pächter obliegt zudem die Schneeräumpflicht auf den umliegenden Wegen der Mittelinsel. Eine Nutzung als Imbiss oder eine Nahrungsmittelzubereitung sei nicht gestattet, betont die Stadt zudem. Auch der Ausschank von Alkohol ist nicht erlaubt, der Verkauf von alkoholhaltigen Getränken in abgepackter Form hingegen schon. Damit aber kann die Trinkhalle nicht mehr zum Treffpunkt für ein entspanntes Feierabendbier dienen.
Auch ist rund um die Trinkhalle keine Außenbestuhlung gestattet, die Stadt wünscht sich zudem möglichst nachhaltig angebotene Waren oder Dienstleistungen. Viel Platz ist ohnehin nicht: Die Nutzfläche des Verkaufsstands umfasst gerade einmal sechs Quadratmeter, der Verkaufsraum hat keine Heizanlage oder WC, immerhin gibt es fließendes Kaltwasser mit einem kleinen Waschbecken – und Strom samt Stromzähler. Den Charme machen die großen Fenster sowie vor allem das große Verkaufsfenster mit Rollladen an der Frontseite der Trinkhalle aus.
Die Pacht beträgt dafür gerade einmal 150,- Euro pro Monat, Strom geht extra. Wer sich bewerben will, sollte eine ausführliche Bewerbung mit vollständigem Lebenslauf mit kurzer Unternehmensdarstellung und Referenzen einreichen, dazu Fotos zu dem geplanten Waren-, Kunst- oder Dienstleistungsangebot. Erwartet wird ein Betreiberkonzept samt Verkaufskonzept mit Preis-/Leistungsverzeichnis, sowie “Nachweise über die Erbringung zumindest einer vergleichbaren Leistung in den letzten drei Jahren”, so die Stadt weiter. Bewerbungsschluss ist der 30. September 2024, nach Prüfung der fristgerecht eingegangenen und vollständigen Bewerbungen werde man alle Bewerber, die in die engere Wahl kämen, zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch einladen.
Info& auf Mainz&: Interessenten für die Pacht der Trinkhalle in der Mainzer Neustadt wenden sich bitte an das Amt für Finanzen, Beteiligung und Sport, Vergabe und Einkäufe, Postfach 3820 in 55028 Mainz. Alle Infos und Adressen findet Ihr auch noch einmal hier im Internet.