Eine Woche nach der Hiobsbotschaft für den Kaufhof Mainz hat sich nun auch der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase zu Wort gemeldet – mit einer vorsichtig-positiven Botschaft: Es bleibe noch „etwas Hoffnung“, die Schließungspläne zu verhindern, sagte Haase – ganz ähnlich äußerte sich Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz im Mainz&-Interview. Sie führe intensive Gespräche mit beiden Insolvenzverwaltern, sagte Matz, es brauche Konzepte gegen einen drohenden Leerstand – und eine Machbarkeitsstudie. Die Mainzer SPD forderte die Galeria Karstadt Kaufhof-Gruppe auf, die Schließung rückgängig zu machen.
Vergangenen Samstag hatte der Insolvenzverwalter von Galeria Karstadt Kaufhof die Schließung von 16 weiteren Filialen der inzwischen zum dritten Mal insolventen Warenhauskette ankündigt – völlig überraschend war darunter auch der Kaufhof in Mainz. Die Nachricht löste wahre Schockwellen aus, gilt doch das Mainzer Warenhaus als Kundenmagnet im Herzen der Einkaufsstadt Mainz. „Mir wurde immer wieder gespiegelt, dass die Profitabilität gegeben ist“, sagte nun auch die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) im Interview mit Mainz&.
Offenbar wurde auch die Stadtspitze von der Nachricht überrascht: „Das ist ein herber Schlag für die Innenstadt“, sagte Matz gegenüber Mainz&, „wir haben immer gehofft, dass sich das zum Gutem wendet.“ Vor einem Jahr standen schon einmal bei der zweiten Insolvenz der Warenhauskette zahlreiche Filialen von Kaufhof auf dem Prüfstand, das Mainzer Haus aber kam ungeschoren davon. Grund sei damals gewesen, dass der Mainzer Kaufhof in einer Immobilie zuhause ist, die der Signa Gruppe von Eigentümer René Benko gehörte – der Mainzer Kaufhof konnte so von günstigen Mietbedingungen profitieren.
Nachteil für Mainz: Zwei Insolvenzverwalter ringen um Interessen
Doch genau dieser Vorteil wurde nun bei der dritten Insolvenz offenbar zum Nachteil, sagte Matz weiter: „Spätestens mit der Insolvenz der Signa Gruppe gab es widerstreitende Interessen.“ Nach der Insolvenz der Signa Gruppe streiten sich nun offenbar zwei Insolvenzverwalter darum, wer am meisten für seine Gläubiger herausholen kann- Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte vergangenen Samstag verkündet, man müsse die Häuser schließen, bei denen „mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen (…) nicht zu erzielen war.“
Warum ausgerechnet die Signa Gruppe nun ihrer ehemaligen Schwesterfirma Steine in den Weg legt beim Erhalt von Warenhäusern, dafür gibt es bislang keine Erklärung. Offenbar sieht die Stadtspitze hier aber einen Ansatzhebel für weitere Verhandlungen: Die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof sei erst in einigen Wochen, erst diese Versammlung entscheide endgültig, sagte Matz – sie könne „nicht ausschließen, dass sich noch was bewegen kann.“
Ganz ähnlich äußerte sich am Freitag nun der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos): „Die Nachricht, dass auch der Mainzer Kaufhof schließen soll, macht uns allen große Sorgen“, sagte Haase in seiner ersten offiziellen Stellungnahme seit der Nachricht. Er führe als Oberbürgermeister gemeinsam mit Matz derzeit Gespräche mit der Mainzer Geschäftsführung, dem Betriebsrat und den Insolvenzverwaltern. „Etwas Hoffnung bleibt, denn noch ist Zeit für die Insolvenzverwalter, Gläubiger und Kaufinteressenten weiterzuverhandeln“, betonte Haase.
Haase: Etwas Zeit für Verhandlungen bleibt
Das Ziel der Stadt sei klar: „Wir Mainzerinnen und Mainzer möchten, dass Kaufhof auch in unserer Stadt eine Zukunft bekommt und sich mit frischen Ideen weiterentwickeln kann.“, unterstrich Haase. Dafür werde sich die Stadt gemeinsam mit den Beschäftigten „mit voller Energie in den kommenden Wochen einsetzen.“ Neben der motivierten Mitarbeiterschaft, reichlich Kundschaft und innovativen Konzepten brauche es aber auch „einen fairen Mietpreis“, mahnte Haase weiter: „Für einen Erfolg muss auch die insolvente Vermietergesellschaft ihren Beitrag leisten. Auch dafür werden wir uns in den kommenden Wochen einsetzen.“
Die Mainzer SPD sprach derweil von „einem Schlag ins Kontor“ und „einer dramatischen Nachricht für alle Beteiligten – für die Beschäftigten, für die Kunden, für den Einzelhandel in der Innenstadt und für den Wirtschaftsstandort Mainz insgesamt.“ Der innerstädtische Handel verlöre „mit der Aufgabe des Standorts einen wichtigen Bezugspunkt“, das werde negative Folgen für viele Bereiche des Wirtschaftslebens in Mainz haben, kritisierten die beiden SPD-Chefs Jana Schmöller und Ata Delbasteh, und forderten die Warenhauskette auf, „das Vorhaben zu überdenken und rückgängig zu machen.“
Die Mainzer Stadtspitze mit Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernentin dürften sich nun „nicht in die Entscheidung zu fügen“, sondern für eine Revision eintreten, forderten Schmöller und Delbasteh: „Das muss jetzt Chefsache werden, hier muss man tätig werden – und zwar schnell.“
Matz: Konzepte entwickeln, langen Leerstand verhindern
„Ich will nichts unversucht lassen“, betonte derweil Matz, man müsse aber auch den Tatsachen ins Auge sehen: „Wir müssen uns als Stadt Gedanken machen, wie es weiter geht“, betonte Matz, es gelte, einen langen Leerstand mitten in der Stadt zu vermeiden. Die Stadt mache sich längst „Gedanken, was da platziert werden könnte“, betonte Matz, konkret werden könne man aber noch nicht. Klar sei: Es müsse „ein Konzept sein, dass nicht dauerhaft einen Zuschuss der Stadt benötigt“, unterstrich die Dezernentin: „Eine dauerhafte Belastung des Haushalts können wir uns nicht leisten.“
Das betreffe vor allem die Vorschläge der Linken, sagte Matz weiter – die hatten ein Sozialkaufhaus oder eine Verlagerung der Stadtbibliothek ins Gespräch gebracht. Die Idee, Verwaltungseinrichtungen in dem Haus anzusiedeln, sei eine Überlegung Wert, greife aber nur im Zusammenspiel mit einem verbleibenden Kaufhaus, sagte Matz weiter, und betonte: „Ich möchte eine Machbarkeitsstudie beauftragen, die solche Fragen beantworten würde – dazu habe ich bislang aber nicht das politische Mandat bekommen.“
Eine solche Studie könne umfassend untersuchen, für welche Unternehmen oder Nutzungen das Haus die richtige Größe und die richtige Lage habe, Matz hatte eine solche Studie bereits 2023 gefordert – ohne Erfolg. Sie sei zudem „nach wie vor der Überzeugung“, dass eine Weinerlebniswelt eine gute Möglichkeit für das Haus sei, sagte die Dezernentin weiter – „auch in Zeiten klammer Kassen.“ Schließlich zeigten andere Städte wie etwa Bordeaux, dass sich solche Weinerlebniswelten langfristig selbst tragen könnten.
Info& auf Mainz&: Mehr zu der geplanten Schließung des Kaufhof Mainz lest Ihr hier bei Mainz&, mehr zu den Reaktionen auf die Nachricht haben wir hier zusammengetragen. Korrektur&: Wir hatten irrtümlich die Immobiliengesellschaft Signa in „Sigma“ umgetauft, das ist natürlich falsch. Wir haben den Fehler korrigiert.