Das Orkantief Zeynep hat am frühen Abend auch Mainz und das Rhein-Main-Gebiet erreicht. Die Feuerwehren in Mainz und Wiesbaden sind aktuell im Dauereinsatz: In beiden Städten reißt es gerade Bäume in Serie um – es besteht akute Lebensgefahr. In Mainz-Mombach und in Wackernheim stürzten Bäume auf Häuser und Autos, in Mainz-Ebersheim riss es einen Kamin vom Dach. Auch im Wiesbadener Stadtgebiet müssen diverse umgestürzte Bäume gesichert werden, die Friedhöfe in beiden Städten sind für das gesamte Wochenende gesperrt. Wetterexperte Jörg Kachelmann warnte: Die meisten Menschen stürben durch umfallende Bäume.
Grund sind zwei Orkantiefs, die kurz hintereinander über Deutschland fegen: Bereits am Donnerstag hatte Orkantief Ylenia feste an Bäumen und Dächern gerüttelt. Die Feuerwehr Wiesbaden meldete alleine 17 Sturmeinsätze am Donnerstag, im Schiersteiner Hafen rissen Windböen mehrere Sportboote aus ihren Verankerungen, die zunächst abtrieben, aber gesichert werden konnten. In Mainz wurden zunächst keine größeren Schäden gemeldet, Sturm Ylenia flaute in der Nacht zum Freitag ab.
Doch das war nur die Ruhe vor dem Sturm: Seit Freitagmittag zieht ein zweites Sturmtief vom Atlantik her auf Deutschland zu, und „Zeyneb“, wie das Orkantief in Deutschland getauft wurde, könnte noch erheblich größere Schäden bringen. Der Grund: Mit Zeynep zieht nun eine zweite Kaltfront durch, die örtlich heftigen Starkregen und einzelne orkanartige Böen von bis zu 110 Kilometern pro Stunde mit sich bringt, wie etwa Wetter Online warnt. And en Küsten warnen die Wetterexperten vor schwerem Orkan, für die Nordseeküste gilt eine Springflutwarnung.
Die Deutsche Bahn stellte am Freitagnachmittag im Norden Deutschlands und in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens ihren Bahnverkehr bis mindestens Samstagvormittag ein: Nördlich von Dortmund, Hannover und Berlin verkehren bis dahin keine Fernzüge, das sei zum Schutz von Fahrgästen und Mitarbeitern unumgänglich, teilte das Unternehmen unter anderem auf seiner Homepage mit. Am Frankfurter Flughafen waren bereits am Donnerstag Flüge wegen Sturms ausgefallen, weitere könnten am Freitagabend folgen.
Das Problem dabei: Wegen anhaltender Trockenheit, Borkenkäfer-Plage in den Wäldern, sowie dem ersten Sturm Ylenia sind viele Bäume bereits vorgeschädigt – und könnten bei den heftigen Böen von Zeynep nun plötzlich fallen. Wetterexperte Jörg Kachelmann warnte deshalb bereits im Vorfeld des Sturms: Wer sich ins Freien bewege, solle sich dort so verhalten, „dass einem nichts auf den Kopf fallen kann.“ Wer vor die Tür gehe, solle auf herabfallende Ziegel achten und Bäume meiden. „So sterben die meisten Menschen: Baum auf Kopf oder Baum auf Auto“, sagte Kachelmann in einem Interview mit Spiegel Online: „Man stirbt nicht am Wind oder mit dem Wind, es muss etwas durch die Gegend fliegen.“
Kachelmann kritisierte auch erneut die Vorhersagepraxis in Deutschland: „In keinem anderen Land sterben so viele Menschen bei relativ einfachen Unwettern wie in Deutschland“, sagte Kachelmann weiter: „Deutschland ist so ein strukturiertes Land, wo behördlich fast nichts dem Zufall überlassen wird, aber bei Naturgewalten heißt es „Inschallah“ – da überlässt man es Gott.“ Stattdessen müsse viel mehr im Vorfeld gewarnt und informiert werden, was auf die Menschen zukomme – bei Kachelmanwetter läuft bereits seit Freitagnachmittag ein Liveticker sowie ein Livetream zur Wetterlage.
In Mainz und Wiesbaden waren die Feuerwehren bereits am frühen Freitagabend im Dauereinsatz. Die Feuerwehr Mainz meldete allein bis 18.30 Uhr 40 unwetterbedingte Einsätze in Mainz sowie den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms. In Mainz-Ebersheim riss der Sturm einen Kamin vom Dach, in Wackernheim bei Mainz traf ein Baum ein Auto, wie die Nachrichtenplattform Boost Your City berichtet. Und in Mainz-Mombach landete ein umgestürzter Baum in einem Dachstuhl, die Suderstraße musste für die Bergungsarbeiten zeitweise voll gesperrt werden.
Auch in Wiesbaden meldete die Feuerwehr diverse umgestürzte Bäume im Stadtgebiet. An der A671 riss der Sturm die Abdeckung von einem Container, unmittelbar neben der Fahrbahn. In Wiesbaden und Mainz sind nun die Friedhöfe für die Besucher gesperrt, man rate zudem dringend von besuchen und Spaziergängen in Parks, Grünanlagen und dem Stadtwald ab, hieß es aus Wiesbaden. Auch nach Abklingen des Sturms könne es noch zu Astbrüchen oder Baumumstürzen kommen, deshalb blieben die Friedhöfen das gesamte Wochenende über gesperrt.
Info& auf Mainz&: Mehr zu den beiden Orkantiefs könnt Ihr auch hier bei Mainz& noch einmal nachlesen.