Im Streit um den Ausbau der A643 stemmen sich die Umweltverbände in Mainz weiter gegen den sechsspurigen Ausbau der Autobahn. Ein Bündnis von zwölf Umweltorganisationen und Verkehrsverbänden startete nun eine Petition gegen den Ausbau: Unter dem Titel „Kein Ausbau der A 643 im Naturschutzgebiet“ werden online und analog Unterschriften gegen den Ausbau gesammelt. Die Initiatoren fordern von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) den sofortigen Stopp des Planfeststellungsverfahrens und mehr Einsatz für die Verkehrswende.

Pläne für den Ausbau der A643 durch den Mainzer Sand durch den landesbetrieb Mobilität. - Foto: LBB
Pläne für den Ausbau der A643 durch den Mainzer Sand durch den landesbetrieb Mobilität. – Foto: LBB

Mit dem Wechsel der Bundesregierung im Herbst 2021 war die Debatte um den sechsspurigen Ausbau der A643 wieder aufgeflammt, vor allem das Bündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen hofft, den Ausbau auf sechs Spuren doch noch kippen zu können. Im Februar hatte auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) gemeinsam mit der Mainzer Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) an die Bundesregierung appelliert, den Ausbau zu überdenken – in Mainz präferiere man weiter die „4+2“-Lösung.

Tatsächlich aber dürfte das 2018 gestartete Planfeststellungsverfahren für den Ausbau kurz vor dem Abschluss stehen, der Bund argumentiert, der Ausbau sei unverzichtbar, um die weiter steigenden Pendlerströme in der Region zu bewältigen und die Autobahn sinnvoll an die neu gebaute Schiersteiner Brücke mit ihren sechs Fahrspuren anzubinden. Die Verkehrszahlen seien in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen: Passieren heute schon rund 66.000 Fahrzeuge pro Tag die Schiersteiner Brücke und die angrenzende A643, sollen es im Jahr 2030 Prognosen zufolge schon 83.000 bis 84.000 sein.

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Mit dem sechsspurigen Ausbau sind erstmals eine breite Grünbrücke sowie Lärmschutzwände geplant. - Grafik: LBB
Mit dem sechsspurigen Ausbau sind erstmals eine breite Grünbrücke sowie Lärmschutzwände geplant. – Grafik: LBB

Vier Fahrspuren könnten den Verkehr der Zukunft nicht ausreichend abwickeln, betont man beim Land. Zudem werde die ausgebaute Strecke lediglich sieben Meter breiter als vorher, die Autobahn könne dadurch auch mit Lärmschutzwänden für die Anwohner versehen werden, auch eine breite Grünbrücke für Tiere und Pflanzen ist geplant. Die Mainzer CDU, aber auch die Mainzer FDP unterstützen deshalb die Ausbaupläne: Das Rhein-Main-Gebiet „als einer der progressivsten und wirtschaftlich dynamischsten Regionen Europas benötigt leistungsstarke Autobahnen“, argumentiert etwa der Mainzer FDP-Fraktionschef David Dietz.

Doch die Umweltverbände lassen nicht locker: Mit ihrer neuen Petition fordern sie nun Bundesverkehrsminister Wissing auf, nicht weiter am sechsspurigen Ausbau festzuhalten. und das laufende Planfeststellungsverfahren auszusetzen. Bereits jetzt seien der Lennebergwald und das Naturschutzgebiet „Mainzer Sand“ durch den Klimawandel stark geschädigt, der einzigartige Naturraum dürfe durch einen Autobahnausbau nicht weiter zerstört werden, betonte Heinz Hesping, einer der Initiatoren der Petition vom Bündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“. Wissing solle sich stattdessen „für eine attraktive und intelligente Verkehrswende einsetzen, die Fußgänger, Radfahrer, den ÖPNV und die Bahn fördert und nicht (für) den weiteren Ausbau von Autobahnen.“

Die A643 durchschneidet das europaweit einmalige Naturschutzgebiet "Mainzer Sand". - Foto: gik
Die A643 durchschneidet das europaweit einmalige Naturschutzgebiet „Mainzer Sand“. – Foto: gik

Getragen wird die Petition von rund 12 Mainzer Mainzer Umwelt- und Verkehrsinitiativen, darunter der Fahrradclub ADFC, die Naturschutzverbände BUND und NABU, sowie Fridays for Future und Parents for Future. Man wolle sich in den aktuellen Entscheidungsprozess auf Bundesebene einmischen, heißt es weiter, denn laut Koalitionsvertrag solle es eine „laufende Bedarfsplanüberprüfung …. mit dem Ziel einer Verständigung über die Prioritäten bei der Umsetzung des geltenden Bundesverkehrswegeplans“ geben. Bis zu dieser Bedarfsüberprüfung solle eine „gemeinsame Abstimmung (in der Koalition) über die laufenden Projekte“ stattfinden – diese Passagen weckten bei dem Bündnis nun neue Hoffnungen.

Zwar überlagere der Krieg in der Ukraine zur Zeit alle weiteren Themen, aber gerade der Krieg zeige doch auf, „wie aus der Zeit gefallen ein weiterer Autobahnausbau ist“, sagte Hesping weiter. Die Kosten für Verbesserung der Sicherheit, Folgen der Klimaveränderungen und Reparatur maroder Infrastruktur würden Hunderte von Milliarden Euro verschlingen, es sei einfach „auch ein Gebot von Vernunft und des sparsamen Umgangs mit Steuergeldern, die Fertigstellung der aktuellen Autobahnbaustellen rund um Schiersteiner Brücke und Schiersteiner Kreuz abzuwarten.“ Danach könne der Verkehrsfluss bereits ausreichend sein, ohne dass ein weiterer Ausbau auf Mainzer Seite nötig sei.

„Würden die beim Autobahnausbau eingesparten Mittel für die Verbesserung des ÖPNV oder anderer nachhaltiger Verkehre eingesetzt, käme es zu einer wirklich umweltfreundlicheren Verbesserung der Mobilität in der Region Mainz-Wiesbaden“, betonte Oleg Cernavin von Greenpeace Mainz Wiesbaden, ebenfalls einer der Initiatoren der Petition: Eine nachhaltige Verkehrswende sei „das Gebot der Stunde.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Streit um den Ausbau der A643 sowie zu den Plänen für den Ausbau lest Ihr hier bei Mainz&. Die Online-Petition „Kein Ausbau der A643 im Naturschutzgebiet“ findet Ihr hier im Internet.