Das Schicksal der Phoenixhalle ist weiter ungewiss: Zum 1. März hat der alte Betreiber Matthias Becker die Halle an ihren Eigentümer, die Frankfurter Beos AG zurückgegeben – ausgebrannt und frustriert, auch ob mangelnder Unterstützung der Stadt Mainz. Nun gibt es offenbar zwei Optionen: Hochregallager oder Konzerthalle – was wird aus dem Phoenix in Mombach? Eine Gruppe Mainzer versucht derzeit, die coolste Konzertlocation des Rhein-Main-Gebiets zu retten – die „Phoenixhelden“ suchen dafür Unterstützer und „Deinen Song für den Phoenix.
„Uns geht es um die Halle, es ist doch ein Unding, wenn die wegfällt“, sagt Ilka Wassmann, Sprecherin der Phoenixhelden. Die bestehen aus den Inhabern der Veranstaltungstechnikfirma „Light and Sound“ Ralph Heinrich und Torsten Spode, verstärkt durch den Rechtsanwalt und Unternehmensberater Hanns-Christian von Stockhausen. Die drei sammeln seit einigen Wochen Unterstützer im Netz und wollen mit einem neuen Konzept die Besitzer überzeugen. Ein Hochregallager, wie schrecklich…
„Das Konzept steht“, sagt Wassmann, „das Industrieflair der Halle soll zurückkommen und aufgearbeitet werden.“ Das Areal habe doch ein Riesenpotenzial, schwärmt Wassmann, die Halle natürlich sowieso, und was gebe es denn in Mainz als große Konzerthalle außer der Rheingoldhalle?
Tatsächlich hat die Phoenixhalle seit 1998 genau diese Lücke gefüllt. Damals war die leer stehenden Halle der alten Waggonfabrik kurzerhand zum Ausweichquartier fürs Staatstheater geworden, als das Haus am Gutenbergplatz quasi über Nacht wegen Baumängels geschlossen werden musste. Mit einem einstelligen Millionenbetrag wurde die Phoenixhalle zur Theaterspielstätte, und als das Theater wieder auszog, hatte sich Mainz in die rustikale Halle verliebt.
Das galt vor allem für Matthias Becker, Veranstaltungstechniker und „Erfinder“ der Phoenixhalle. Sein Team wandelte die alte Industriehalle zur coolsten Location im Rhein-Main-Gebiet um, und die Stars kamen und blieben: Urban Priol, Dieter Nuhr, Al Jarreau, sie alle liebten die relaxte Konzertatmosphäre, die Reduzierung auf das Wesentliche. 17 Jahre lang war die Phoenixhalle ein wahres Kultur-Mekka.
Doch vor drei Jahren begannen die Probleme: Die Unternehmen fragten jetzt mehr kleinere Arbeitsräume an, sagte Becker, die Phoenixhalle war weniger gefragt. Der Phoenix lebte zu 60 Prozent von Industrieveranstaltungen wie Autopräsentationen oder Meetings, nun wackelte das Standbein, das für den Umsatz sorgte. „Es war immer die Frage schwarze Null, rote Null“, sagt Becker, schließlich musste er pro Monat einen Mietbetrag zahlen, der irgendwo knapp unter 40.000 Euro liegt.
Und dann hätte die Phoenixhalle auch mal wieder saniert werden müssen, „ein Update“ bekommen, wie Becker es nannte. „Das hätten wir gerne getan“, betonte er im Gespräch mit Mainz& im Oktober 2014, am Ende sei aber das finanzielle Risiko zu hoch gewesen. Ein hoher fünfstelliger Betrag hätte gereicht, sagte Becker, „um die nächsten zehn Jahre davon zu profitieren.“ Mainz habe nämlich erheblich vom Phoenix profitiert: Hotels, Taxifahrer, Geschäfte, Kneipen.
Becker hätte gerne gesehen, dass die Stadt mit einsteigt, die Phoenixhalle in ihr Repertoire von Tagungsstätten einbaut. „Das wäre eine günstige Chance gewesen für die Kongressstadt Mainz, die Phoenixhalle wird gebraucht“, betonte er. Doch die Stadt lehnte ab, Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) sagte der Allgemeinen Zeitung, man werde nicht „etwas, was Miese schreibt“ weiter führen. Was für eine kurzsichtige Haltung….
Seit dem 1. März ist die Halle nun wieder leer, ihr Inneres wird derzeit komplett auf den Urzustand von 1978 zurückgebaut – Bühne, Foyer, Backstage, Toiletten und Theke, alles kommt raus. Die Phoenixhelden wollen wieder investieren, eine neue Veranstaltungslocation mit altem Flair daraus machen, und sie sehen gute Chancen dafür: „Klar braucht man große Hallen“, sagt Wassmann.
Die Designmesse Stijl könnte hierher umziehen, wenn das Alte Postlager am Bahnhof womöglich bald anderweitig genutzt oder gar abgerissen wird. Im Foyer soll es wieder eine große Fensterfront geben, der Eingang mittig liegen, die Halle mit Zwischenwänden verkleinerbar sein. „Wir brauchen 2,5 Millionen Euro, davon stehen 80 Prozent“, sagt Wassmann. Der Bauantrag für das Lager sei bereits gestellt…
Lohnt sich dann jetzt noch der Kampf? Ja, sagt Wassmann, die Signale der Besitzergesellschaft Beos seien gut. „Die wollen das gerne als Veranstaltungshalle behalten“, glaubt Wassmann. Tatsächlich hatten wir den gleichen Eindruck, im Oktober 2014 sagte uns eine Sprecherion der Beos AG, man könne sich eine weitere kulturelle Nutzung gut vorstellen. Verschwinde die Phoenixhalle „wäre das schon sehr schade“, sagte Sprecherin Stefanie Kraus damals, die Halle sei „das Herzstück des Geländes, ein Verlust „wäre auch ein Imageverlust für uns.“ Na, dann wollen wir der Beos AG mal helfen, oder? 😉
Und das könnt Ihr tun: Auf der Internetseite rettet-den-phoenix.de könnt Ihr selbst ein Phoenixheld werden. Einfach als Phoenixheld eintragen und Gesicht zeigen – dann stimmt Ihr damit für den Erhalt der Phoenixhalle. „Wir wollen der Stadt und dem Land zeigen, dass die Mainzer die Halle wollen“, sagt Wassmann. Die Resonanz sei jetzt schon sehr groß, gerade die Generation 30 plus „bewegt das so richtig“, sagt sie.
Und die Phoenixhelden suchen nun auch eine Song „Rettet des Phoenix“ – ein Phoenixsong für die Halle. „Wir haben tolle Bands in der Stadt“, sagt Wassmann, und jeder, der mitmache, werde auf der Internetseite präsentiert. „Wir wollen ein Helden-Fest geben“, sagt Wassmann, in der geretteten Halle natürlich – und dann mit dem Phoenixsong. Doch damit der Song noch wirkt, muss es jetzt schnell gehen: Die Entscheidung Hochregallager oder Konzerthalle, sie soll Anfang, Mitte April fallen.
Info& auf Mainz&: Die Initative „Rettet den Phoenix“ findet Ihr auf dieser Internetseite, dort gibt’s auch die Heldengalerie und die Infos zum Bandcontest. Und natürlich ist auch Mainz& ein Phoenix-Held 😉