Nach den rassistisch motivierten Morden von Hanau verstärkt das Land Rheinland-Pfalz die Sicherheitsvorkehrungen an Fastnacht noch ein Stück: Man habe zwar ohnehin 3.700 Polizeikräfte über die Fastnachtstage im Einsatz, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag, dennoch habe man die Bundespolizei nach dem Anschlag um weitere Verstärkung gebeten. Vier weitere Einsatzzüge werden deshalb am Fastnachtssonntag und am Rosenmontag zusätzlich in den Fastnachtshochburgen eingesetzt, ein Zug bestehe aus rund 30 Kräften, sagte Lewentz weiter. Bereits seit Donnerstag würden zudem relevante Objekte wie beispielsweise Moscheen sowohl offen als auch verdeckt intensiviert bestreift. Die Mainzer Polizei warnt zudem ganz bodenständig vor Taschendieben an Fastnacht – und die Stadt Mainz verbannt E-Scooter aus der Innenstadt.

Die Polizei verstärkt ihre Einsatzkräfte an Fastnacht in Mainz, als Reaktion auf die Morde von Hanau. - Foto: gik
Die Polizei verstärkt ihre Einsatzkräfte an Fastnacht in Mainz, als Reaktion auf die Morde von Hanau. – Foto: gik

Schon vor gut einer Woche hatte Lewentz ein umfangreiches Sicherheitskonzept für die Sicherheit an Fastnacht vorgestellt. Allein in Mainz werden rund 1.700 Polizisten an den Fastnachtstagen für Sicherheit sorgen, davon rund 1.000 an Rosenmontag. Die werden nun noch einmal zusätzlich durch die Kräfte der Bundespolizei verstärkt – Innenminister Lewentz will auf Nummer sicher gehen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatte ein 43 Jahre alter Deutscher aus rassistischen und rechtsextremen Motiven heraus in der Hanauer Innenstadt zehn Menschen und anschließend sich selbst getötet. Der Fall eines sich selbst radikalisierenden Einzeltäters ist für die Sicherheitsbehörden ein Alptraum – und zieht nicht selten Nachahmer nach sich. Lewentz hatte aber schon vor einer Woche betont, es lägen keinerlei Hinweise auf Anschlagspläne in Rheinland-Pfalz oder Mainz vor.

Die Sicherheit wird ohnehin an Fastnacht in Mainz extrem groß geschrieben: Mit Videoüberwachung und Fußstreifen will die Polizei genau hinsehen, was sich im Stadtgebiet so tut und Präsenz zeigen. Ein Hubschrauber wird an Rosenmontag über der Stadt schweben, zusätzlich eine Drohne eingesetzt – der Einsatz privater Drohnen ist von Weiberdonnerstag bis einschließlich Fastnachtsdienstag streng verboten. Ein Zuwiderhandeln kann mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

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In Mainz werden am Rosenmontag zusätzliche Einsatzkräfte der Bundespolizei unterwegs sein. - Foto: Polizei Mainz
In Mainz werden am Rosenmontag zusätzliche Einsatzkräfte der Bundespolizei unterwegs sein. – Foto: Polizei Mainz

Im Vorfeld wurden bereits 68 potenziell aggressiven Tätern Aufenthaltsverbote für Mainz zugestellt. Der Zugweg wurde erneut in insgesamt 64 Sektoren als Rettungszonen für Feuerwehr und Rettungsdienste eingeteilt. Die „Sektorenschilder“ sollen bei einem Schadensereignis helfen, den Ort des Geschehens schneller und genauer zu lokalisieren und beschreiben zu können. „Alle Einsatzkräfte der Polizei sind für alle Besucherinnen und Besucher jederzeit ansprechbar und sehen sich als ‚Partner für mehr Sicherheit'“, betonte Polizeisprecher Roberto Rinaldo.

Zudem gilt erneut an Rosenmontag bereits ab 8.00 Uhr morgens ein erweitertes Glasverbot rund um die Festmeile vom Schillerplatz bis zum Höfchen, hier müssen die Zuschauer auch mit Kontrollen durch Sicherheitspersonal rechnen. Mitgeführtes Glas muss dann in bereitgestellten Containern entsorgt werden. Der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) und die Stadt appellieren erneut an alle Narren, keine Glasbehältnisse zum Rosenmontagszug mitzubringen. „Das Glasverbot ist trotz schwankender Sammelmengen in den separat aufgestellten Glassammelgefäßen seit 2015 grundsätzlich der richtige Weg“, betonte der Leiter des Entsorgungsbetriebes, Hermann Winkel: „Wir stellen fest, dass immer mehr Zugbesucher auf das Mitbringen von Getränken in Glasbehältnissen verzichten.“ Es bleibe spannend, „wie sich das Projekt 2020 weiterentwickelt“, sagte Winkel,m und betonte zugleich: „Ein Glasverbot spart Kosten, erhöht allseits die Sicherheit und mindert Verletzungsgefahren – alle Seiten gewinnen.“

Die Polizei warnt zusätzlich vor Taschendieben - achtet auf Eure Smartphones! - Foto: Polizei Mainz
Die Polizei warnt zusätzlich vor Taschendieben – achtet auf Eure Smartphones! – Foto: Polizei Mainz

Nicht verlieren, das sollten auch die Narren in Mainz – und zwar ihre Wertsachen an Taschendiebe. Eigentlich sei ja die Wahrscheinlichkeit, an den närrischen Tagen Opfer eines Taschendiebes zu werden, verschwindend gering, betonte die Mainzer Polizei: Bei weit über einer halbe Million Besuchern an den Tagen zwischen Altweiberfastnacht und Aschermittwoch seien in Mainz 2019 weniger als 100 Menschen Opfer eines Taschendiebstahls geworden. Allerdings sei es alleine an Rosenmontag zu rund 80 Taschendiebstählen gekommen, hauptsächlich von hochwertigen Smartphones. „Den Tätern geht es hierbei immer um den Wiederverkauf und das schnelle Geld“, betonte Roberto.

Die Narren könnten selbst aber mit einigen einfachen Tricks vorbeugen, rät die Polizei: „Was nicht dabei ist, kann nicht entwendet werden“, betonte der Polizeisprecher: „Lassen Sie nicht benötigte Dokumente und Zahlkarten zu Hause, nehmen Sie nur den Geldbetrag mit, den Sie voraussichtlich benötigen.“ Dazu sollte man seine Wertsachen möglichst eng am Körper, tief in der Kleidung, tragen. Wertsachen gehören zudem nicht in Umhängetaschen oder Rucksäcke, auch sollte man seine Wertsachen, vor allem das Smartphone niemals unbeaufsichtigt liegen, etwa auf der Theke. „Unterbinden Sie Körperkontakt von unbekannten Personen sofort“, rät die Polizei weiter, insbesondere Antanzen sei in der Regel kein Flirten.

Glasverbotszone an Rosenmontag in der Mainzer Innenstadt. - Grafik: Stadt Mainz
Glasverbotszone an Rosenmontag in der Mainzer Innenstadt. – Grafik: Stadt Mainz

Bei Belästigungen, Übergriffen oder anderen Anlässen bittet die Polizei um schnellstmögliche Information, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Dazu seien auch 2020 Polizeiposten eingerichtet, die in der Nähe der Feuerwehrstandorte zu finden seien, betont Roberto. In enger Zusammenarbeit mit dem Frauennotruf vermittele die Polizei auch Beratungsmöglichkeiten, auch der Frauennotruf sei am Rosenmontag über eine Bereitschaft erreichbar.

Sollte es dennoch zu einem Diebstahl kommen, heiße es, schnell handeln: EC-Karten und Handy sofort sperren lassen, letzteres beim Netzbetreiber. Über eine Ortungsapp lässt sich der Standort des Handys feststellen, in beiden Fällen – Geld und Telefon – hilft der bundesweit gültige Sperrnotruf 116 116 weiter. Zudem sollte man sich im Vorfeld Kartendaten, IMEI-Nummern, Anbieter- und Bankdaten notieren – und, wir fügen noch hinzu: Einen Backup des Telefons vorher zu machen, ist auch nicht verkehrt. „Erstatten Sie sofort Anzeige bei der Polizei, auch über Notruf“, rät die Polizei weiter, die Chance, Täter noch zu fassen sinke mit größer werdendem zeitlichem Abstand zur Tat ständig.

E-Scooter müssen von Fastnachtssonntag bis Fastnachtsdienstag draußen bleiben. - Foto: gik
E-Scooter müssen von Fastnachtssonntag bis Fastnachtsdienstag draußen bleiben. – Foto: gik

Erneut gilt zudem ein Lkw-Fahrverbot an Rosenmontag – mehr dazu hier bei Mainz& -, die Stadt Mainz sperrt dazu auch die neuen E-Scooter großräumig aus der Innenstadt aus. Von Sonntag, dem 23.02., 18.00 Uhr, bis zum Dienstag, 25.02.2020, 8.00 Uhr früh, müssen alle die Anbieter sämtliche E-Scooter im Bereich der Innenstadt entfernen und eine erneute Einfahrt durch Geofencing unterbinden. Die Maßnahme solle Fahrten unter Alkoholeinfluss und daraus resultierende Unfälle im Umfeld des Festbereiches verhindern sowie Behinderungen des Rosenmontagszuges durch herumliegende E-Scooter ausschließen, betonte die Stadt, solche Maßnahmen würden auch von anderen Fastnachtsmetropolen ergriffen. Die Sperrzone betrifft praktisch die gesamte Altstadt und die Neustadt innerhalb von Kaiser-Karl-Ring, Barbarossa-Ring, Kaiser-Wilhelm-Ring, Bahnhofsvorplatz,  Alicenstraße, Terrassenstraße, Eisgrubweg, Zitadellenweg, Salvatorstraße, sowie die Weisenauer Straße bis zur Eisenbahnbrücke Süd.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Sicherheit an Fastnacht könnt Ihr außerdem in diesem Mainz&-Bericht lesen. Wo der Mainzer Rosenmontagszug verläuft, könnt Ihr hier auf Mainz& nachsehen, mehr zum Lkw-Verbot gibt’s hier – nicht wundern, diese Artikel der Vorjahre sind genauso auch in diesem Jahr gültig. Mit einer Ausnahme: Das Lkw-Fahrverbot gilt natürlich nicht mehr für Fastnachtssamstag.

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