Pluto fehlt(e) das ganze vordere rechte Bein, Unbekannte haben der Figur auf dem Plateau vor dem Mainzer Rathaus einfach das orangefarbene Bein geklaut. Doch am Freitag nahte endlich Hilfe für das überlebensgroße Plastiktier, das seit Wochen für die große Disney-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum wirbt: Ein Mediziner in weißer Kleidung und Mundschutz prüft erst mit dem Stethoskop Plutos Zustand – und verpasst Pluto dann eine fachgerecht angelegte Prothese. Dawied nennt sich der gebürtige Mainzer, der seinen richtigen Namen nicht verraten will. Dawied ist Graffiti-Künstler, hat schon – ganz legal – diverse Stromkästen in Mainz verschönert. Plutos Wunde konnte er einfach nicht auf sich beruhen lassen – Dawied verarztet gerne offene Wunden der Stadt. Und davon, erzählte er Mainz& exklusiv im Gespräch, gibt es so einige…

Dawied verarztet den armen Pluto – mit Prothese und Herzcheck. – Foto: gik

„Es geht um offenen Wunden in der Stadt, und das hier ist eine“, sagt Dawied, der Mann mit dem Medizineroutfit. Der Mainzer ist Künstler, sprayte früher viel Graffitis und verziert inzwischen damit im ganz offiziellen Auftrag hässliche Stromkästen in der Stadt. An der Frauenlobstraße findet man etwa so einen Dawied-Kasten, auch beim Meeting of Styles machte er schon mit. Am Freitag machte sich Dawied auf, Plutos offene Wunde zu verarzten. Das fehlende Bein der Figur, der freigelegte Metallstab, wo einmal das Bein war, „das ist einfach hässlich“, sagt Dawied.

Jeden Tag gehe er an Pluto vorbei zur Arbeit, dass der Figur seit etwa zwei Wochen das Vorderbein fehlt, tat ihm weh. „Und nicht nur mir“, sagt Dawied, „gestern habe ich hier ein Kind gesehen, das war todtraurig wegen Plutos Wunde.“ Die wenigsten Erwachsenen aber, glaubt der Künstler, nähmen die Wunde des Kinderhelden bewusst wahr – oder machten sich auf, etwas dagegen zu tun.

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Der arme Pluto vorher: ohne rechtes Vorderbein. – Foto: gik

Dawied will das nicht akzeptieren, der gebürtige Mainzer begreift sich schon seit seiner Teenagerzeit als Künstler. Dawied, wie er sich selbst nennt, wurde Graffiti-Künstler, malte und zeichnete, wo er ging und stand. „Ich bin nie ohne Stifte und Block aus dem Haus gegangen“, erzählt Dawied dieser Zeitung, „ich habe auf den Plätzen gesessen und Menschen gezeichnet.“ Beruflich entschied sich Dawied, auf anderen Pfaden zu wandeln, machte erst einen Doktor in Volkswirtschaft, studierte dann noch Medizin. Ende des Jahres will der 36-Jährige sein Medizinstudium mit dem zweiten Doktor abgeschlossen haben. Als Künstler sieht er sich weiter, Ästhetik treibt ihn um, Schönheit – und Wunden in der Stadt.

„Warum ist die Fassade nicht grün?“, fragt Dawied und zeigt auf die kahlen Betonfassaden um das Rathausplateau herum: „Warum wachsen an dieser Mauer keine Pflanzen, warum auf dem Dachgarten kein Urwald?“ Gerade bei Bauten unserer Zeit werde in erster Linie funktional gedacht, das vorherrschende Material sei Beton. „Moderne Architektur ist oft wenig ästhetisch auf den ersten Blick“, sagt Dawied, „ein Stadtbild sollte aber doch als erstes schön anzusehen sein, oder nicht?“

Grüne Mauer, begrünte Dachgärten, sie würden auch dem Klima in der Stadt helfen, sagt der Mediziner: „Es wäre schöner, aber auch besser für unser Klima. Die Stressrate geht herunter, die Luft wird besser.“ So sei es bei vielen Dingen in der Gesellschaft: Unbemerkte Gesundheitsrisiken wie Alkohol, Ernährung, Nikotin würden einfach schulterzuckend akzeptiert, Abwasser an Kliniken einfach nicht von Medikamentenrückständen gereinigt. „Oder warum machen wir es nicht wie einige der nordischen Länder, die biologisch abbaubare Medikamente fördern und einsetzen“, fragt Dawied. Dieselgate, Umwelt, Gesundheit – wir alle, findet der Künstler, könnten viel mehr zum Schutz von Mensch und Umwelt tun.

„Wir wissen, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden, aber wir haben keine Strategien dagegen“, nennt Dawied ein weiteres Beispiel und fordert: „Es müsste sich viel ändern, damit es eine neue Lebensfreundlichkeit gibt.“ Genau dazu will der Künstler mit seinen Aktionen beitragen, sein Markenzeichen – der lächelnde Smiley. „Ich will“, sagt Dawied zum Abschied noch, „ein Lächeln in die Stadt bringen.“

Finissage der Disney-Ausstellung am 29. Juli mit Versteigerung eines Original Donald Duck

Vor vier Wochen verarzteten bereits Schüler eines Sommercamps im Landesmuseum die verletzte Mickey Maus-Figur auf der Großen Bleiche. – Foto: Mainzplus Citymarketing

Disney& auf Mainz&: Pluto ist nicht der erste Versehrte in Sachen Disney: Vor vier Wochen wurde bereits die Mickey Maus-Figur in der Großen Bleiche von Vandalen beschädigt, auch dieser Figur fehlte danach der rechte Fuß. Mitte Juni verarzteten deshalb Schüler eines Kunstcamps im Landesmuseum die große Micky Maus-Figur in der Großen Bleiche: Mit einer Drahtkonstruktion bauten die Kinder den etwa 60 Zentimeter großen Mäusefuß nach und verhüllten ihn mit rund 30 Gipsbinden. Micky und Pluto warben für die große Disney-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum, und die strebt nun ihrem Ende entgegen: am 29. Juli ist Schluss.

138 Tage stand das Landesmuseum Mainz ganz im Zeichen von Enten, Mäusen und Panzerknackern, der bekanntesten und beliebtesten Comichelden der Welt. Seit dem 14. März zog die Sonderausstellung „Walt Disney – Mickey, Donald & Friends“ die Besucher an, bei der Finissage am 29. Juli von 10.00 bis 17.00 Uhr könnt Ihr die Schau noch einmal erleben. Ein besonderes Highlight ist die Versteigerung eines Unikats, das der Walt-Disney-Zeichner Ulrich Schröder vor den Augen zahlreicher staunender Besucher in den Arkaden des Landesmuseums live gezeichnet hat: ein Donald Duck, dem Wutausbruch nahe. Erworben hat es der „Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz“, am 29. Juli wird das Original im Rahmen der Finissage ab 14:30 Uhr versteigert. Die öffentliche Versteigerung wird moderiert von Thorsten AbraXas Ophaus, der die Zuschauerinnen und Zuschauer mit seiner InSzeneMagie zusätzlich verzaubern wird.

Info& auf Mainz&: Finissage Sonderausstellung „Walt Disney – Mickey, Donald & Friends“ am 29. Juli von 10.00 bis 17.00 Uhr. Zwischen 11.00 und 16.00 Uhr werden stündlich Kurzführungen für Familien angeboten. Mehr zur Disney-Ausstellung lest Ihr hier bei Mainz&, das Mainzer Landesmuseum findet Ihr hier. Und mehr zu Graffiti-Künstler Dawied findet Ihr auf dieser, seiner persönlichen Internetseite.

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