Schon wieder ist einer der großen Mainzer Fastnachtspräsidenten abgetreten: Jürgen Müller, langjähriger Präsident des Karneval-Club Kastel (KCK), ist tot. Müller sei in den frühen Morgenstunden am 15. April 2021 im Alter von 84 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben, teilte der KCK am Donnerstag mit. Müller gehörte zur Gründergeneration der Mainzer Fastnacht nach dem zweiten Weltkrieg, er wandelte in den Fußstapfen des legendären Rolf Braun, und erwarb selbst höchste Meriten als langjähriger Protokoller, auch bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“.

KCK-Ehrenpräsident Jürgen Müller in voller Ehrenmontur. - Foto: Joachim Lentes, KCK
KCK-Ehrenpräsident Jürgen Müller in voller Ehrenmontur. – Foto: Joachim Lentes, KCK

Jürgen Müller gehörte zu jenen Fastnachtern, die nach dem zweiten Weltkrieg die moderne Mainzer Fastnacht mit gestalten halfen, 63 Jahre lang war er seinem 1947 gegründeten Verein, dem KCK, mit Herz und Seele verbunden – 48 Jahre lang leitete er die Geschicke eines der vier großen Mainzer Fastnachtsvereine mit. „Jürgen Müller wird uns als Vorbild und Leitfigur für immer unvergessen bleiben“, sagte der heutige KCK-Präsident Dirk Loomans: „Wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit vor einer wahren Club-Legende. Seine Karriere war herausragend und zugleich beispielgebend für unzählige Redner und Aktive auf der närrischen Rostra.“

Es war das geschliffene Wort der politisch-literarischen Fastnacht, der sich Müller verschrieben hatte, über ein Vierteljahrhundert hinweg „begeisterte Müller sein närrisches Auditorium Jahr für Jahr mit Kokolores-Vorträgen vom Feinsten und als ‚Chef des Protokolls'“, berichtet Loomans. Natürlich schrieb Müller seine Reden selbst, die ersten Erfolge feierte er 1958 als Nachwuchsredner beim KCK. Ein Jahr später schon holte KCK-Mentor Rolf Braun den damals 22-Jährigen ins Präsidium – es war der Beginn einer langen Vereinskarrriere: 1987 wurde Jürgen Müller Nachfolger von Adolf Schuchmann als KCK-Vize-Präsident, zehn Jahre später trat der legendäre Club-Präsident Rolf Braun nicht mehr zur Wiederwahl an – von 1997 an lenkte Jürgen Müller die Geschicke des KCK.

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Der KCK trauert um seinen Ehrenpräsidenten, Protokoller und legendären Vereinslenker Jürgen Müller. - Fotos KCK
Der KCK trauert um seinen Ehrenpräsidenten, Protokoller und legendären Vereinslenker Jürgen Müller. – Fotos KCK

„Unter seiner umsichtigen Präsidentschaft konnte das Niveau im KCK durch strukturelle Veränderungen stabilisiert, und in einigen Bereichen sogar gesteigert werden“, heißt es heute in der Würdigung des KCK. Ökonomisch habe Müller „Ausrufezeichen gesetzt“, vor allem mit der Errichtung der neuen Geschäftsstelle im heutigen Rolf-Braun-Haus in der Mainzer Straße in Mainz-Kastel und dem Bau einer neuen Wagenhalle in Mainz-Hechtsheim.

Als das 1963 gegründete ZDF im Jahr 1965 seine erste Fernseh-Fastnachtssitzung „Mainz bleibt Mainz“ ausstrahlte, stand Jürgen Müller als Redner der ersten Stunde in der Fernsehbütt. 20 Fernsehjahre lang stand er danach auf den närrischen Brettern der großen Mainzer Fernsehsitzung, begeisterte als zunächst mit Kokolores-Vorträgen als Masseur oder Alt-Kommiteeter, von 1986 dann als zeitkritischer Verseschmied in seiner Parade-Rolle als „Chef des Protokolls“. „Nachdenklich, zutreffend, famos pointiert: Hochkarätige Texte prägten sein närrisches Lebenswerk“, würdigen ihn seine Vereinsfreunde.

KCK-Ehrenpräsident Jürgen Müller entspannt im Alter. - Foto: KCK
KCK-Ehrenpräsident Jürgen Müller entspannt im Alter. – Foto: KCK

Im Mai 2006 gab Müller nach 48 Jahren aktiver Führungsarbeit den Stab des Präsidenten weiter – er selbst nannte sich „den letzten Mohikaner“ der Gründergeneration. Bis 2018 stand er als Ehrenpräsident und Ehrenmitglied seinen Nachfolgern im Präsidium mit Rat und Tat zur Seite, und versäumte auch im Alter keine Sitzung, berichten sie beim KCK. In der Nacht zum Donnerstag erlag Müller seinem schweren Krebsleiden im Alter von 84 Jahren.

Info& auf Mainz&: Mehr zum KCK findet Ihr hier im Internet, einen Vortrag von Jürgen Müller als könnt Ihr Euch hier auf Youtube noch einmal ansehen: als Masseur im Jahr 1975 bei „Mainz bleibt Mainz“, und als „altgedienter Komiteeter“ im Jahr 1992.

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