Endlich tut sich etwas am Mainzer Rheinufer: Direkt an der Theodor-Heuss-Brücke sind die Bagger angerollt, das Rheinufer ist zur Baustelle geworden. Neu gestaltet wird hier der Bereich zwischen der Rheinbrücke und dem Kaisertor, es ist der Bereich für die großen Mainzer Feste. Das Highlight in diesem Bereich wird eine neue Ufertreppe mit Rheinzugang in Höhe der alten Holzschlepprampe sein, mehr Gastronomie wird es aber nicht geben. Fertig wird die Umgestaltung allerdings wohl nicht vor dem Sommer – die Frühjahrsmesse Mainzer Rhein-Frühling muss deshalb umziehen.
Das Mainzer Rheinufer gehört ja zu den eher vernachlässigten Bereichen der Landeshauptstadt Mainz, seine Neugestaltung ist ein seit 2004 geplantes Vorhaben, das aber nie recht vorankam – wie der Ortsbeirat Mainz-Altstadt mehrfach frustriert anmahnte. Nun aber tut sich etwas am Rhein: Auf dem Abschnitt zwischen der Theodor-Heuss-Brücke und dem Kaisertor sind die Bagger angerollt. Am Freitag stellte Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) die kommende Neugestaltung des Areals vor: „Den Menschen zieht es ans Wasser“, sagte Steinkrüger.
Das wichtigste gleich vorweg: Das Rheinufer wird in diesem Bereich eine befestigte und gepflasterte Fläche ohne Grünanlage oder Baumbestand, das allerdings hat einen guten Grund. Auf der Fläche zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Kaisertor finden nämlich die großen Mainzer Feste statt: Hier wird die Frühjahrsmesse, der Mainzer Rhein-Frühling, gefeiert, hier stehen die Fahrgeschäfte an der Johannisnacht, und auch Weinfeste am Rhein sowie der Mainzer Krempelmarkt finden hier statt.
Gestaltung des Mainzer Rheinufers mit langer Vorgeschichte
2004 hatte die Stadt Mainz bereits einen Gestaltungsplan für den Rheinufer-Abschnitt zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Kaisertor erstellt und beschlossen, basierend auf dem „Rahmenplan Rheinufer“. Realisiert wurde indes erst einmal nur der Abschnitt am Raimunditor über der neuen Tiefgarage, mit den Hochbeeten und ihren Grünflächen. Im Februar 2019 dann beschloss der Stadtrat die Aufnahme des Rheinufers in das Programm „Aktive Stadtzentren“, das Förderprogramm sollte die Umgestaltung des Rheinufers in mehreren Bauabschnitten ermöglichen.
2020 erfolgte die Antragsstellung und 2021 erging der positive Förderbescheid für den 1. Bauabschnitt – dann kam die Corona-Pandemie und mit ihm der Geldsegen durch den Corona-Impfstoff-Hersteller Biontech. Mainz fiel dadurch zwar wieder aus dem Förderprogramm heraus, doch jetzt war das Geld für die Umgestaltung da – und nun wird gebaut. Im ersten Bauabschnitt widmet sich die Stadt eben dem Festbereich nördlich der Theodor-Heuss-Brücke – und das nimmt inzwischen Gestalt an.
Auf rund 6.000 Quadratmetern wird hier nun das Rheinufer neu gestaltet, die Kosten: Rund 3,5 Millionen Euro. Der frühere Parkplatz in diesem Bereich ist verschwunden, doch auch künftig wird der Bereich befahrbar bleiben. Untergrund und Kaimauer wurden zudem ertüchtigt, um die schweren Fahrgeschäfte der Schausteller aufnehmen zu können. Die Oberfläche wird mit den alten, historischen Pflastersteinen wieder gestaltet – ein Zugeständnis an den Denkmalschutz. Die alten Steine werden allerdings glatt geschliffen, so soll die Oberfläche ebener und der Bereich auch barrierefrei werden.
Neues Highlight: Ufertreppe zum Rhein
Das neue Highlight des Bereiches soll allerdings eine neue Ufertreppe sein: Eine einhundert Meter breite Sitzstufen-Treppe, die sich zum Rhein hinab senkt, und die sich an den Enden jeweils sanft zum übrigen Uferniveau hinaufhebt. Damit ahmt die Gestaltung die Form der historischen Holzschlepprampe an dieser Stelle nach. Der Wermutstropfen: Viel Grün wird es auf der neu gestalteten Stelle nicht geben.
„Wir brauchen eine flexibel bespielbare Fläche ohne Einbauten, die aber auch so belastbar ist, dass dass hier Fahrgeschäfte oder Buden aufgestellt, aber auch Anlieferverkehre abgewickelt werden können“, sagte Planungsleiter Moritz Morsblech. Damit das Ganze aber nicht „nur eine leere Asphaltfläche“ werde, habe die Stadt zur optischen Gestaltung Cortenstahlbänder in den Boden eingelassen, die den Pflasterflächen einen Rahmen geben.
Um einer zu starken Überhitzung entgegen zu wirken, seien aber helle Materialien verwendet worden, betont man bei der Stadt. Auch werde die Möglichkeit, einen öffentlichen Trinkwasserspender zu installieren, gerade geprüft. Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) betonte beim Pressetermin am Freitag zudem auf Mainz&-Nachfrage: Die Stadt überlege aber, mobile Grünelemente auf der Fläche zu platzieren, derzeit liefen aber noch die Recherchearbeiten, welche Elemente dafür geeignet seien.
Mehr Grün, mehr entsiegelte Flächen in Bauabschnitt 2
Umso wichtiger sei aber, „dass in den folgenden Bauabschnitten die grüne Infrastruktur massiv gestärkt wird“, betonte Steinkrüger weiter: Besonders im zweiten Bauabschnitt stelle sich eine große Chance, mehr Flächen zu entsiegeln und zu begrünen“, sowie vorhandene Grünflächen aufzuwerten. Der zweite Bauabschnitt ist der Bereich des Rheinufers, der sich nördlich vom Kaisertor anschließt, und den Bereich vor der Mainzer Neustadt bis zur Caponniere am Zollhafen umfasst.
Zur Neugestaltung dieses Bereichs plant die Stadt eine große Bürgerbeteiligung, die voraussichtlich Ende März stattfinden soll. „Das ist nicht das Ende der Gestaltung, sondern erst der Anfang“, betonte denn auch der Ortsvorsteher der Mainzer Altstadt, Brian Huck. Final steht dann als dritter Bauabschnitt noch die Neugestaltung des Rheinufers zwischen Theodor-Heuss-Brücke und dem Rathaus an.
Keine Hoffnung machte Steinkrüger indes auf mehr Gastronomie am Rhein, und auch Toilettenanlagen sind in dem derzeit neu gebauten Bereich erst einmal nicht vorgesehen. Zu den Toilettenanlagen werde es demnächst neue Informationen aus einer Studie zu öffentlichen Toiletten in Mainz geben, sagte Steinkrüger auf Nachfrage – Ordnungsdezernentin Manuela Matz hatte im Juli 2022 ein neues Toiletten-Konzept für Mainz angekündigt.
Steinkrüger: Rheinufer nicht mit Gastronomie „überfrachten“
Zum Thema mehr Gastronomie am Rheinufer äußerte sich Steinkrüger indes ablehnend: Es gebe gar nicht zu wenig Gastronomie entlang des Rheins, meinte die Dezernentin, und betont: „Wir wollen das Rheinufer ja nicht überfrachten.“ Die Mainzer sahen das bisher allerdings anders: Bei allen Umfragen stand der Wunsch nach mehr Gastronomie am Rheinufer bisher immer ganz oben auf der Wunschliste der Mainzer, schließlich gibt es gerade zwischen Caponniere und dem Rathaus praktisch keine einzige Möglichkeit, mit Blick auf den Rhein etwas zu Essen oder auch nur zu Trinken.
Eigentlich hätte die Neugestaltung des ersten Abschnitts direkt an der Brücke auch bereits weitgehend fertig sein sollen – doch die Bauarbeiten verzögerten sich. Als Gründe nannte Steinkrüger die „ungünstigen Witterungsverhältnisse“ im Dezember und Januar: „Es gibt mal wieder einen richtigen Winter“, sagte Steinkrüger, die Frostperioden hätten die Bauarbeiten verzögert. Beim jüngsten Hochwasser kurz vor Weihnachten seien zudem die Vorarbeiten im Bereich der künftigen Ufertreppe weggeschwemmt worden und mussten erneuert werden.
Wann der neue Bereich fertig ist, konnte Steinkrüger denn auch nicht genau sagen, die Mainzer Frühjahrs-Messe – der Rhein-Frühling – wird aber definitiv nicht am Rheinufer stattfinden können. Man suche derzeit noch einen geeigneten Ort für die Messe, räumte Steinkrüger ein, versprach aber zugleich: „Wenn Sie mich heute fragen, ob hier die Mainzer Johannisnacht stattfindet – dann sage ich ja.“
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