Der Rosenmontagszug mutiert tatsächlich zum Rheinhessen-Umzug: Am 8. Mai wird ein Umzug durch die Mainzer Innenstadt laufen – mit den Zugnummern des Rosenmontagszuges, aber nicht als klassischer Fastnachtsumzug. Es soll etwas Neues werden: Ein Umzug zum Rheinhessenjubiläum, kürzer, kleiner und mit anderen Kostümen als an Rosenmontag. Viele Garden etwa werden nicht in ihren üblichen Uniformen kommen, dafür soll es historische Kostüme geben. Das Ganze findet an Muttertag statt, der Festumzug soll am Nachmittag starten und in eine Party in der Innenstadt übergehen.

Jugendmaskenzug 2016: Haben die dicke Trauben bei der Waldorfschule! - Foto: gik
Der Jugendmaskenzug 2016 nahm es vorweg: Wein und Rheinhessen bei einem Umzug in Mainz – am 8. Mai – Foto: gik

Genau elf Tage nach Rosenmontag präsentierte damit der MCV seine Lösung für den wegen Sturms ausgefallenen Rosenmontagszug. „Wir wollen den Zug nachholen, aber keinen klassischen Rosenmontagszug veranstalten“, sagte der Präsident des Mainzer Carnevals-Verein (MCV), Richard Wagner, am Freitag in Mainz: „Es wird etwas völlig Neues.“ Der Zug solle fastnachtliche Aspekte haben, aber sich in Verbindung mit 200 Jahre Rheinhessen, mit Wein und Wonnemonat Mai präsentieren. Der Rosenmontag hingegen finde an genau einem Tag statt – und zwar an Rosenmontag. Das lasse sich nicht nachholen.

Es wird ein Muttertags-Rheinhessen-Umzug

Trotzdem wollte man etwas für Zuschauer, Garden und Vereine tun, und so suchte der MCV händeringend einen neuen Termin und ein neues Konzept. Es habe relativ schnell die Idee gegeben, den Zug ins Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen einzubinden, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz. Doch dann begann die Suche nach einem Termin – und das war nicht einfach. Am Ende schälte sich der 8. Mai heraus, Muttertag. „Das war der einzige Tag, an dem in der Mainzer Innenstadt nichts los war“, sagte Bonewitz.

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Den Umzug am Tag der Geburtstagsfeier Rheinhessens, dem 8. Juli, zu veranstalten, sei keine Option gewesen, hieß es weiter: Da findet bereits der Festakt im Staatstheater statt sowie das große Bürgerfest in der Mainzer Innenstadt – zu viel auf einmal, fanden die Organisatoren. Man habe sich auch nicht gegenseitig Konkurrenz machen wollen. Auch ein Samstag fiel aus dem Grund weg: Die Geschäftsleute in Mainz hatten dagegen protestiert, einen weiteren Geschäfts-Samstag opfern zu müssen.

Es nähert sich: das En(d)te - Foto: gik
Rosenmontag im Mai – Wahrscheinlich mit weniger Fastnacht und mehr Rheinhessen-Symbolen – Foto: gik

Umzug am Nachmittag und kürzer

Der Umzug soll nun am Nachmittag stattfinden und keinesfalls um 11.11 Uhr starten. Der Zugweg wird dem Weg des Gardeumzugs folgen: Von der Bauhofstraße über die Große Bleiche zum Münsterplatz und von dort über die Schillerstraße zum Schillerplatz und über die LU zum Höfchen, die Auflösung ist dann an der Alten Universität. Und der Zug soll deutlich verkürzt werden: 9.500 Teilnehmer in 150 Zugnummern hätte der Rosenmontagszug gehabt, so viele sollen es nicht werden.

„Der Zug muss kleiner werden, wir schaffen das sonst organisatorisch nicht“, sagte der Sprecher der Zugleitung, Claus Aulenbacher. Die alten rund 150 Zugnummern sollen bestehen bleiben, aber pro Gruppe soll es nur einen Wagen geben dürfen und die Gruppen selbst werden auf 100 Teilnehmer begrenzt. Dazu werden die auswärtigen Gruppen, etwa aus Basel oder Süddeutschland, nicht teilnehmen. „Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie viele überhaupt teilnehmen wollen“, betonte Bonewitz.

Thema Rheinhessen soll kreativ umgesetzt werden

Der MCV wünscht sich nun, dass die Teilnehmer das neue Thema Rheinhessen kreativ umsetzen. Denkbar seien Kostüme aus der Biedermeier-Zeit, oder Umsetzungen des Themas Wein, spekulierte Wagner. Auch viele Mütter mit Kinderwägen wären ein tolles Bild. Viele Garden werden wohl nicht in ihren klassischen Uniformen kommen – viele Garden lehnen das Auftreten in ihren Gardeuniformen außerhalb der Fastnachtszeit ab. Die Prinzengarde etwa verfügt deshalb über Kostüme als Winzer – für das Rheinhessenjubiläum ausgesprochen passend.

Der Narr genießt Rheinhessen - Happy Birthday zum 200.! - Foto: gik
Auch die Motivwagen des MCV sollen rollen – dieser sicherlich – Foto: gik

Das Motto des Rheinhessen-Jubiläums lautet „Ganz schön anders“, auch das könne ein Ansatzpunkt sein, hieß es weiter. Auch für die Zuschauer, denn ob die kostümiert kommen – wer weiß? „Das stellen wir den Besuchern natürlich frei“, betonte Wagner. Und mit wie vielen Besuchern rechnet der MCV? Schwierige Frage. Aber da es „eine einmalige Sache ist, stellt das eine sensationelle Einmaligkeit dar“, sagte Wagner, das könne ja vielleicht 150.000 bis 200.000 Besucher anziehen. „Das wäre eine tolle Anerkennung der einzigartigen Mainzer Tradition.“

„Helau“ rufen? Wird nicht zu stoppen sein

Und was sollen die Besucher rufen? Nun, „Helau“ werde sich wahrscheinlich nicht vermeiden lassen, sagte Bonewitz: „Das sind ja Reflexe, die wir auslösen.“ Aber vielleicht werde man sich auch noch einen neuen Ruf überlegen, so wie der Umzug auch noch einen eigenen Namen bekommen soll. Auch über ein eigenes Zugplakettcher zum Rheinhessenumzug denkt der MCV nach – für den nachgeholten Umzug muss der MCV noch einmal einen fünfstelligen Betrag in die Hände nehmen.

Zugplakettcher Weck Worscht und Woi 2016 - Foto Kirschstein
Es könnte auch ein neues Zugplakettcher für den Rheinhessen-Umzug geben, diese hier warben für den Rosenmontagszug 2016 – Foto: gik

Eines allerdings ist klar: Es wird reichlich Wurfmaterial regnen – denn das ist noch von Rosenmontag übrig. „Das einmalige Erlebnis eines nachgeholten Zuges sollte sich keiner entgehen lassen“, fügte Wagner hinzu, und betonte noch „Ich lasse mir das Helau nicht verbieten.“

Ebling & Sitte: „Es wird großartig!“

Hocherfreut ist man auch bei der Stadt Mainz: Der Umzug werde „mit Sicherheit eine einzigartige Veranstaltung“ und „großartig“ werden, sagten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Ordnungsdezernent Christopher Sitte (FDP). Dass der Umzug nachgeholt werde, sei „ein wichtiges Signal für die Wagenbauer und die vielen Akteure, dass all die Arbeit nicht vergebens war.“ Zugleich sei die Zielsetzung richtig, sich kleiner, auf kürzerem Wege und mit der Präsentation der weiterhin aktuellen Motivwagen in der Stadt zu präsentieren.

„Es wird gewiss ‚anders‘, aber Frohsinn und gute Laune werden an diesem Tag keinesfalls auf der Strecke bleiben“, meinen Ebling und Sitte, die zugleich dem MCV für die „erneute immense Kraftanstrengung“ dankten. „Wir werden das außergewöhnliche Vorhaben mit aller Kraft unterstützen“, versprach die Stadtspitze.

Info& auf Mainz&: Anregungen für Kostüme kann man sich hier holen: Im Mainzer Fastnachtsmuseum im Proviantamt am Schillerplatz. Dort läuft nämlich seit dem 10. Januar und bis zum 29. Mai die Sonderausstellung „Geschichte der Fastnacht in Rheinhessen“, die Begleitausstellung zum Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen. Mehr zum Fastnachtsmuseum und seinen Öffnungszeiten hier.

 

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