Die gesprengte Salzbachtalbrücke ist in Rekordzeit abgebaut worden – das rund 300 Meter lange Bauwerk ist schon beinahe komplett verschwunden. Man sei voll im Zeitplan, heißt es bei der Autobahn GmbH mit großer Zufriedenheit – das Mammutprojekt läuft derzeit wie am Schnürchen. 15.000 Tonnen Trümmer wurden schon nahezu komplett beseitigt, derzeit läuft vor allem der Abtransport der gigantischen Mengen an Sand und Erdreich, mit denen der Aufprall der Trümmer gepuffert wurde. Die wichtigste Nachricht: Bis zum 4. Dezember soll die Eisenbahntrasse bereits freigeräumt sein und an die Deutsche Bahn übergeben werden, die Züge noch vor Weihnachten wieder nach Wiesbaden rollen.
Es wäre der erste Schritt raus aus dem, was Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) nur noch den „verkehrstechnischen Alptraum“ nennt. Seit die Salzbachtalbrücke am 18. Juni mit einem lauten Knall havarierte, kämpfen sich jeden Tag mehr als 80.000 Fahrzeuge durch das Wiesbadener Stadtgebiet, anstatt über die Autobahn 66 zu rollen. Auch die Bahnlinie nach Wiesbaden ist seit der Brückenvollsperrung komplett lahmgelegt, ein Riesenproblem für Pendler. Nun aber ist wenigstens in diesem Bereich Abhilfe in Sicht: „Nach unserer Wahrnehmung ist sichergestellt, dass hier vor Weihnachten wieder Züge fahren“, sagte Bauleiter Michael Achauer nun am Montag in Wiesbaden: „Wir liegen im Zeitplan.“
Vor gut zwei Wochen war die 300 Meter lange Autobahnbrücke mit zwei großen Knalls in die Tiefe befördert worden, am Montag lud die Autobahn GmbH West zur Baustellenbesichtigung. Und dabei zeigte sich: Von der einstigen Brücke ist kaum noch etwas zu sehen, an der Stelle des Bauwerks klafft nun eine große Kuhle im Salzbachtal. Direkt nach der Sprengung hatten sich die Brückentrümmer wie ein gigantisches Gebirge aufgetürmt, ein ganzes Heer von Baumaschinen hatte sich umgehend an die Beseitigung gemacht.
Im Einsatz waren unter etwa zehn 45-Tonnen-Kettenbagger, fünf 75-Tonnen-Kettenbagger sowie drei Radlader und drei Vorderkipper, rund 5000 einzelne Fahrten seien zum Abtransport nötig gewesen, berichtete Achauer. Große Trümmerstücke wurden zum Teil im Ganzen auf die Deponie gebracht und würden dort weiter zerkleinert. „Die Brücke liegt jetzt noch in einem großen Haufen auf dem Deponie-Areal“, sagte Achauer. Beton und Stahl würden dort aufgetrennt und wieder verwertet. „Wir wollten mit der Brücke schnell aus dem Baufeld heraus“, sagte der Bauleiter weiter, damit sich die Arbeiten dem Abtransport des Erdreichs widmen konnten, das sei gelungen.
15.000 Tonnen Abbruchmaterial galt es nach der Sprengung zu räumen, gut 90 Prozent der Brücken-Trümmer sind bereits verschwunden – lediglich an den Rändern sind noch Teile der Autobahnbrücke zu sehen. Derzeit widmen sich die Arbeiten denn auch vor allem der Beseitigung der riesigen Erd- und Sandberge: Rund 50.000 Tonnen Sand und Erdreich hatten die Organisatoren im Vorfeld der Brücken-Sprengung aufgefahren, um die herabfallenden Trümmer aufzufangen und Beschädigungen der Infrastruktur darunter zu vermeiden.
Ob das gelungen ist, ist noch nicht restlos geklärt: Der Unterbau der Eisenbahngleise müsse noch untersucht werden, sagte Achauer weiter. Die unter der ehemaligen Brücke verlaufende Bundesstraße sei allerdings zum Teil stark beschädigt: Bei der Suche nach alten Kampfmittelresten aus dem Zweiten Weltkrieg habe man die Straße anbohren müssen, „da haben wir gewissermaßen Schweizer Käse draus gemacht“, sagte Achauer – die Straße müsse auf etwa 80 Metern neu gemacht werden. Die Autobahn GmbH nutze die Gelegenheit, auch angrenzende Teile der Straße wie Zufahrten neu zu machen.
Auch die unmittelbar an die Brücke angrenzende Wiesbadener Kläranlage wird weiter auf Beschädigungen untersucht: Die einzelnen Klärbecken werden derzeit der Reihe nach abgelassen und auf Risse gecheckt. Größere Beschädigungen hätten bisher aber nicht festgestellt werden können, sagte Achauer – allerdings gingen durch die Druckwelle der Sprengung am Haupthaus der Kläranlage mehrere Fenster zu Bruch. Die Untersuchungen der benachbarten Hammermühle laufen ebenfalls noch, in dem alten Barockanwesen waren direkt nach der Sprengung leichte Risse im Mauerwerk an diversen Stellen festgestellt worden, weitere Untersuchungen sollten diese Woche noch abgeschlossen werden, sagte Achauer.
Es war am 6. November, als die gut 50 Jahre alte Brücke nach monatelangen Vorbereitungen gesprengt wurde, beide Brückenbauwerke knickten genau wie geplant nach unten und zur Seite – mehr über die „Bilderbuchsprengung“ lest Ihr hier bei Mainz&. Geht nun alles gut, sollen Ende kommender Woche auf die letzten Sandberge verschwunden sein, die Übergabe der Trasse an die Deutsche Bahn könne vielleicht sogar ein oder zwei Tage früher erfolgen als geplant, sagte Achauer. Die Bahn muss dann allerdings noch untersuchen, in welchem Zustand der Gleisunterbau-Bereich ist, neue Gleise verlegen, neue Oberleitungen installieren.
Gleichzeitig wird auf der Brücken-Baustelle auch schon der Neubau der neuen Autobahnbrücke vorangetrieben: Mithilfe eines Spezial-Bohrers werden derzeit die Gründungen für die neue Brücke 46 Meter tief in die Erde getrieben. Die Autobahn GmbH will unmittelbar mit dem Neubau der ersten Brückenhälfte beginnen, der Anfang 2023 fertig werden soll. Die gesamte, zweiteilige Autobahnbrücke soll dann spätestens Mitte 2024 fertig sein.
Info& auf Mainz&: Mehr zur spektakulären Sprengung der Salzbachtalbrücke könnt Ihr hier bei Mainz& noch einmal nachlesen, die Havarie der Autobahnbrücke könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Informationen sowie weiteres Foto- und Filmmaterial gibt es zudem hier bei der Autobahn GmbH im Internet. Und natürlich haben wir auch eine Fotogalerie für Euch, bittesehr: