Der Ärger im Bereich Verkehrsplanung in Mainz reißt nicht ab – am Mittwoch wurde bekannt: Die Stadt lehnt einen Kreisel am Ende der Autobahnauffahrt Gonsenheim auf die A643 ab. Die CDU hatte bereits 2016 im Verkehrsausschuss vorgeschlagen, die Kreuzung am Ende der Autobahnzufahrt in einen Kreisel umzuwandeln, um der stark gestiegen Verkehrsströme besser Herr zu werden. Die Ortsbeiräte Gonsenheim und Mombach seien geschlossen dafür, sagte CDU-Chefin Sabine Flegel am Mittwoch Mainz&. Ursache für die derzeitigen Verkehrsprobleme: Die Bauarbeiten an der Schiersteiner Brücke.

Verkehrssituation in Gonsenheim an der Krimm jetzt. Oben links die Zufahrt auf die A643, unten links die Abfahrt von der Autobahn. Ganz oben rechts der Parkplatz vom Mombacher Schwimmbad, unten links das TÜV-Areal. – Foto: CDU

Seit die Schiersteiner Brücke im Februar 2015 auf Mainzer Seite bei einem Bauunfall absackte und stark beschädigt wurde, ist die Abfahrt nach Mombach aus Fahrtrichtung Wiesbaden gesperrt. Die Folge: Der Verkehr muss durch Gonsenheim, seither ist die Kreuzung am Ende der Autobahnausfahrt stark belastet. „Es knuddelt sich extrem an der Ampel, der Verkehr fließt gar nicht mehr ab“, berichtet Flegel, die auch Ortsvorsteherin von Gonsenheim ist. Es gebe „Verkehrsverstöße im Minutentakt“, weil genervte Autofahrer einfach auf der Fahrbahn wendeten, um dem Stau zu entkommen.

Direkt nach Beginn der Probleme auf der Schiersteiner habe sie deshalb gegenüber der Verwaltung die Verkehrsprobleme in Gonsenheim angesprochen, sagt Flegel. Mitten in der Auffahrt zur A643 sei dann ja auch ein kleiner Kreisel gebaut worden, auch um ein leichteres Umdrehen zu ermöglichen. „Dieser Kreisel war binnen 18 Tagen gebaut“, sagt Flegel. Und so habe die CDU vergangenes Jahr vorgeschlagen, auch die Kreuzung am Ende der Auffahrt in einen Kreisel umzuwandeln, der dem Verkehr einen besseren Abfluss ermöglichen würde.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Das Problem sei ein drängendes, sagt Flegel, und das nicht nur wegen der aktuell oft chaotischen Verhältnisse: „Im Herbst wird die Zufahrt auf die A643 in Mombach gesperrt, da kommt dann wirklich alles durch Gonsenheim“, warnt Flegel. Dafür müsse doch Vorsorge getroffen werden. Tatsächlich wird im Spätsommer die neue Schiersteiner Brücke fertig werden, der Verkehr dann von der alten Brücke auf die neue umgelegt, die alte Brücke umgehend abgerissen. Die Abfahrt nach Mombach wird dann zwar wieder geöffnet, die Auffahrt in Mombach aber gesperrt.

Auf der Rampe könnte ein Kreisel gebaut werden und so die Verkehrsströme besser lenken, so der Vorschlag der CDU. – Foto: CDU

„Passiert ist aber nichts“, schimpft Flegel, und so habe sie noch einmal beim Landesbetrieb Mobilität (LBM), sogar Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) persönlich angeschrieben. Die Antwort kam von Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne), am Dienstagabend berichtete Flegel darüber den beiden Ortsbeiräten von Gonsenheim und Mombach in gemeinsamer Sitzung. Stadt und LBM prüften derzeit „zusätzliche Möglichkeiten, um die Verkehrssituation in Gonsenheim zu verbessern“, heißt es in dem Schreiben, das Mainz& vorliegt. Geprüft würden dabei Ampelschaltungen und Ergänzungen von Webkameras, auch sollten noch vor den Sommerferien Fahrbahntrenner eingebaut werden, um illegale Wendevorgänge in der Straße An der Krimm zu unterbinden.

Einen Verkehrskreisel am Ende der Rampe lehnt Eder aber ab: Ein Kreisel erfordere an dieser Stelle Baurecht in Form eines zeitaufwändigen  Bebauungsplans oder eines Planfeststellungsbeschlusses, teilte Eder mit, dabei müssten Grün- und Umweltplanung sowie Anlieger wie etwa das Ambulante Rehazentrum Mainz beteiligt werden. Es wäre deshalb „nicht mit einem kurz- bzw. mittelfristigen Beteiligungsverfahren zu rechnen“, zudem würde die Bauzeit genau in die Zeit der Sperrung in Mombach fallen, was zu „enormen Rückstaus“ führen würde, heißt es weiter.

Auch führt die Dezernentin weitere Gründe an: Eine Leistungsverbesserung sei durch einen Kreisel nur dann zu erreichen, wenn die einzelnen Fahrbahnäste eine „entsprechend ähnliche Verkehrsstärke“ aufwiesen, das aber sei An der Krimm „weder im bisherigen Zustand, noch im Endzustand gegeben.“ Auch sei bei einem Kreisverkehr kein Vorrang für den Busverkehr möglich, das würde zu Wartezeiten und damit höheren Kosten bei den Mainzer Verkehrsbetrieben führen.

Zudem dürfe eine Zuführung auf einen Kreisel mit zwei Fahrspuren nur dann erfolgen, wenn kein Radverkehr oder Fußgänger zu berücksichtigen seien. „Ganz abgesehen davon hat sich in der Vergangenheit diese Bauform in Deutschland nicht durchgesetzt“, schreibt Eder weiter. In vielen Fällen mussten im Nachhinein Ampeln eingebaut oder gar der Kreisel rückgebaut werden.

Alternativvorschlag der CDU: Zwei Kreisel jeweils an Zufahrt und Abfahrt von der A643. – Foto: CDU

„Die Argumente der Stadt sind doch vorgeschoben und abenteuerlich“, sagte Flegel dazu. Was sei denn mit dem großen Kreisel in Mombach an der Autobahnauffahrt? Dort fließe der Verkehr wunderbar ab. „Überall in Mainz sollen Kreisel entstehen“, sagt Flegel mit Verweis unter anderem auf die geplanten Kreisel in der Großen Langgasse, „und da geht es nicht?“ Die besagte Fläche für den Kreisel in Gonsenheim sei eine alte Rampe für die einst geplante Hochbrücke, die zugewuchert sei. „Dort gibt es weder Leitungen noch Kanäle“, sagt Flegel, auch Anwohner gebe es an der Kreuzung praktisch keine. Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV überquerten auch andere Kreisel – und Busse würden auch von besserem Verkehrsfluss profitieren.

„Man will scheinbar keine Verbesserung“, schimpft Flegel, und betont im Mainz&-Gespräch ausdrücklich, es gehe ihr nicht um Parteigezänk. „Es geht mir nicht um Parteipolitik, ich mache mir ernsthaft Gedanken, wie es gehen soll“, sagt Flegel, von einem reibungslosen Ablauf würden doch alle profitieren. „Seit zwei Jahren hänge ich an diesem Thema, diskret und konstruktiv, zu hören bekomme ich immer nur „wir prüfen“ – aber gestern habe ich erfahren: es wurde gar nichts geprüft“, schimpft sie. Auch sei es doch seltsam, dass Dezernentin Eder für den Landesbetrieb antworte, „als gäbe es da einen Maulkorb“, fügte sie hinzu.

„Seit dem Brückengau 2015 wissen die Verantwortlichen von Stadt und Land, dass sich die Verkehrssituation bis 2030 nicht signifikant verbessern wird“, sagt Flegel weiter. Dass man nun bei der Schließung der Zufahrt auf die A643 in Mombach „ein noch größeres Chaos fabrizieren will, ist nicht mehr hinnehmbar.“ Pendlern und Wirtschaftsunternehmen sei das „kaum noch zu vermitteln“, fügte sie hinzu.

Info& auf Mainz&: Die Probleme mit der Schiersteiner Brücke haben wir bei Mainz& ausführlich berichtet – zuletzt ging es um die bleibende Engstelle vor der Anschlussstelle Mombach sowie um weiteren Verzögerungen beim Ausbau der anschließenden A643. Zudem kritisiert die CDU derzeit scharf das Verkehrsmanagement von Dezernentin Eder wegen des Baustellenchaosses in Mainz – und fordert zuletzt sogar die Ablösung Eders.

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein