Die Autobahnbrücken in der Rhein-Main-Region sind auch weiter die Sorgenkinder der Autobahn West GmbH des Bundes. Insgesamt 23 Brückenbaumaßnahmen sollen bis zum Jahresende 2022 erneuert oder ertüchtigt sein – zumindest, wenn alles glatt geht, hieß es nun von der Autobahn GmbH des Bundes. Die gute Nachricht dabei: Die Schiersteiner Brücke wird in diesem Jahr fertig – die schlechte: Für den Verkehr freigegeben wird sie aber wohl erst Ende 2023. Das liegt wiederum an der Salzbachtalbrücke, die Ende 2021 gesprengt wurde. Neue Bauarbeiten stehen an der Weisenauer Brücke bevor – und das Autobahnkreuz Mainz-Süd bleibt ein Sorgenkind für Autofahrer.

Sprengung der Salzbachtalbrücke im November 2021. - Foto: Autobahn GmbH
Sprengung der Salzbachtalbrücke im November 2021. – Foto: Autobahn GmbH

2021 war das Jahr der Brückenhavarie 2.0: Am 18. Juni war die Salzbachtalbrücke, die gut 200 Meter lange Autobahnbrücke der A66 bei Wiesbaden mit einem Knall havariert, als ein Rolllager der Brücke aufgab, und der Oberbau ungebremst auf einen Pfeiler knallte. Die Brücke war danach einsturzgefährdet, das westliche Rhein-Main-Gebiet litt erneut unter einer Brücken-Vollsperrung – die marode Salzbachtalbrücke wurde schließlich Anfang November mit einer spektakulären Sprengung in Schutt und Asche gelegt.

Der Wiederaufbau läuft seither auf Hochtouren: Pünktlich zu Weihnachten waren die gigantischen Schuttberge abgeräumt, die Deutsche Bahn kann seither endlich wieder den Wiesbadener Hauptbahnhof anfahren, Bundesstraße und Radweg nach Wiesbaden wurden für den verkehr wieder freigegeben. Doch in der wichtigen Pendlerroute A66 zwischen dem Rheingau, Wiesbaden und Frankfurt klafft weiter eine gigantische Lücke, nun berichtete die Autobahn GmbH des Bundes: Größere Fundamente seien bereits hergestellt. „Im März kann der Stahlbauer mit seiner Tätigkeit beginnen, dann wird der neue Überbau über das Tal geschoben“, berichtete Matthias Achauer von der Autobahn GmbH West.

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Die Schiersteiner Brücke wird im Sommer 2022 fertig, aber erst 2023 für den Verkehr freigegeben. - Foto: gik
Die Schiersteiner Brücke wird im Sommer 2022 fertig, aber erst 2023 für den Verkehr freigegeben. – Foto: gik

Der Vorteil der Sprengung sei: Seither könne kontinuierlich und schnell am Wiederaufbau der neuen Brückenbauwerke gearbeitet werden. „Mitte 2025 sehen wir das Bauende“, prognostizierte Achauer – das seien glatte 1m,5 Jahre schneller als ursprünglich für den Neubau veranschlagt. Die Termine seien „noch unter Vorbehalt“, schränkte der Chef der Niederlassung West, Matthias Hannappel, jedoch gleich wieder ein – noch seien die Verhandlungen mit der ausführenden Arbeitsgemeinschaft noch nicht abgeschlossen.

Voraussichtlich ab Herbst 2023 soll aber wieder Verkehr über eine neue Salzbachtalbrücke rollen, und zwar zunächst vier Spuren ohne Seitenstreifen auf dem ersten der beiden neuen Brückenbauwerke. Der vorgezogene Neubau im Salzbachtal hat damit weiter Auswirkungen auf die Fertigstellung der Schiersteiner Brücke: Die neue Rheinbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden werde zwar in diesem Sommer fertig, sagte Jörg Steincke, Projektleiter der Schiersteiner Brücke – doch die Verkehrsfreigabe könne erst erfolgen, wenn der erste Teil der Salzbachtalbrücke fertig sei. Der Grund: Die Schiersteiner sei eine Haupt-Umleitungsstrecke für die A66, bis wieder Verehr auf der A66 rollt, traut man sich hier keine Änderung zu.

Die Schiersteiner Brücke nähert sich ihrer Vollendung., - Foto: gik
Die Schiersteiner Brücke nähert sich ihrer Vollendung., – Foto: gik

Derweil geht auch der sechsspurige Ausbau der A643 zwischen der Schiersteiner Brücke und Wiesbaden weiter, hier steht zunächst die Brücke über die Äppelallee an. Im Schiersteiner kreuz wird ebenfalls weiter gebaut, in diesem Jahr soll die Rampe von Rüdesheim nach Mainz gebaut werden, danach folgt die Überführung der Direktrampe Frankfurt-Mainz. Die Fertigstellung des Kreuzes ist für 2026 geplant – auf Mainzer Seite besteht für den Ausbau der A643 dagegen weiter kein Baurecht. Wie es hier weitergeht, lest Ihr hier auf Mainz&.

Ein großes Sorgenkind bleibt derweil auch das Autobahnkreuz Mainz-Süd: Hier waren im Dezember 2021 endlich die Bauarbeiten fortgesetzt worden – nach Baupannen und einem Jahr Stillstand. Nun meldete die Autobahn GmbH West Fortschritte: „Wir planen die Freigabe des neuen Bauwerks an Ostern dieses Jahres“, sagte die Projektverantwortliche Dorothee Moßmann – damit wäre dann zumindest eines der beiden Brückenneubauten fertig gestellt. Die beiden maroden Brücken der A60 über die A63 werden seit Sommer 2017 neu gebaut und hätten im Sommer 2020 fertig werden sollen – nun sollen beide Brückeneubauten im Sommer 2024 endgültig fertig sein.

Das Autobahnkreuz Mainz-Süd bleibt noch auf Jahre eine Baustelle. - Foto: gik
Das Autobahnkreuz Mainz-Süd bleibt noch auf Jahre eine Baustelle. – Foto: gik

Im weiteren Verlauf der A60 von Mainz Richtung Ingelheim muss weiter die Fahrbahn grundlegend erneuert werden, das betrifft in 2022 und 2023 die Fahrtrichtung von Ingelheim nach Mainz, eine Baulänge von 3,2 Kilometern. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll die Autobahndecke zwischen Heidesheim und Ingelheim Ost erneuert werden (Baulänge: 2,8 Kilometer). Eine Grunderneuerung sei zudem zwischen Bingen-Gaulsheim und dem Dreieck Nahetal geplant, sagte Moßmann weiter.

Und auch die zweite wichtige Autobahnbrücke über den Rhein wird 2022 zur Baustelle: An der Weisenauer Brücke müssen die Lager getauscht und zusätzlich Überbau und Stützen verstärkt werden. Die Planungen liefen derzeit, die Ausschreibung solle noch dieses Jahr auf den Markt, sagte Moßmann: Auch hier wolle man noch 2022 mit dem Bau beginnen, für 2023 sei der Abschluss geplant. Was das für die Autofahrer genau bedeutet, dazu machte die Autobahn GmbH noch keine Angaben.

Die Weisenauer Brücke braucht neue Brückenlager. - Foto: Jivee Blau via Wikipedia
Die Weisenauer Brücke braucht neue Brückenlager. – Foto: Jivee Blau via Wikipedia

Insgesamt investiert die Autobahn GmbH des Bundes im Bereich West damit in diesem Jahr rund 400 Millionen Euro, sagte Hannappel noch, davon rund 190 Millionen Euro in das hessische Netz und rund 140 Millionen Euro in Rheinland-Pfalz. Brücken machten dabei „weit über die Hälfte unseres angestrebten Bauumsatzes aus“, sagte Hannappel. Nötig ist das: Es gebe „einen erheblichen Sanierungsstau“ an den Autobahnbrücken in Deutschland, hatte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, Stephan Krenz, im November in Wiesbaden gewarnt: „Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten zwei Jahrzehnten mehrere Tausend Brücken in Ordnung bringen müssen.“

In den vergangenen Jahrzehnten sei nicht genug in die Sanierung der Brücken investiert worden, hatte Krenz anlässlich der Sprengung der Salzbachtalbrücke kritisiert. Gleichzeitig hätten sich aber die Verkehre seit den 1980er Jahren verdoppelt, vor allem der Anteil des Schwerlastverkehrs mit großen Transporten habe sich signifikant erhöht. Krenz forderte einen „Kraftakt“ in Sachen Brückensanierung: Seien bisher rund 200 Autobahnbrücken pro Jahr in Ordnung gebracht worden, werde man in Zukunft rund 400 pro Jahr sanieren müssen – dafür brauche es eine Erhöhung der finanziellen, personellen und materiellen Ressourcen.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Sprengung der Salzbachtalbrücke lest Ihr hier auf Mainz&. Ausführliche Informationen zur Baustelle Autobahnkreuz Mainz-Süd findet ihr hier bei Mainz&, alle Projekte aus dem Bauprogramm der Autobahn GmbH des Bundes findet Ihr hier im Internet, samt Fotos und Download.