Seit dem 22. Februar sind die Grundschulen in Rheinland-Pfalz wieder geöffnet, ab Mitte April soll es nun auch Coronatests für Schüler in den Schulen geben: Nach Ostern soll in allen Schulen des Landes einmal pro Woche ein Selbsttest für die Schüler möglich sein, kündigte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Mittwoch in Mainz an. Die Selbsttests sollen freiwillig sein und in den Schulen selbst stattfinden – Lehrergewerkschaften kritisierten prompt, die Lehrer dürften damit nicht auch noch belastet werden: Es brauche dafür geschultes Fachpersonal in den Schulen.
Anfang März waren in den Schulen Schnelltests für Lehrer und Erzieherinnen in den Schulen gestartet, “wir finden das sehr, sehr gut”, sagte damals der Leiter der Mainzer Feldbergschule, Thomas Feiten, gegenüber Mainz&. Die Coronatest hätten sich die Kollegen “schon länger gewünscht, wir haben wenigstens einmal die Woche eine Sicherheit”, betonte Feiten. Die Wiederöffnung der Grundschulen ab dem 22. Februar, sowie der weiterführenden Schulen ab dem 8. März war bei vielen Lehrkräften und Schulleitungen im Land mit großen Sorgen einhergegangen, denn das Infektionsgeschehen nahm da bereits wieder Fahrt auf. Schon kurz nach den Öffnungen waren gleich drei Mainzer Kitas sowie zwei Grundschulen von Corona-Ausbrüchen betroffen.
“Wir sehen, dass das Infektionsgeschehen in den Schulen und Kitas steigt”, räumte am Mittwoch auch Ministerin Hubig ein. Bislang hatte das Bildungsministerium stets betont, Schulen seien “keine Treiber der Pandemie”, nun aber verbreitet sich die britische Virus-Mutation in erheblichem Ausmaß – Experten warnen, die neue Mutation sorge für erheblich mehr Infektionen bei Kindern als die frühere Variante. Stand Mittwoch gab es nach Angaben der Dienstaufsicht ADD 784 Infektionsfälle bei Schülern und 70 bei Lehrern, von 1560 Schulen in Rheinland-Pfalz seien aktuell 406 von Infektionen betroffen. Stand Dienstag waren nach Angaben des Bildungsministeriums 65 Schulen vollständig geschlossen, an weiteren 238 Schulen befanden sich einzelne Klassen in Quarantäne.
“Wir wissen alle nicht, wie sich das weiterentwickelt”, beschrieb auch Feiten die Bedenken, ein Risiko sei trotz aller Hygienemaßnahmen und Vorsicht einfach nicht auszuschließen – dafür gebe es in Schulen notgedrungen viel zu viele Kontakte. Seit Anfang März wurden bei ihm in der Schulen aber immerhin alle Lehrkräfte einmal pro Woche getestet: Immer Montags komme ein Testteam der Johanniter am späten Vormittag in seine Schule, berichtete Feiten. Im Laufe der nächsten beiden Stunden würden dann alle Kollegen, die das wollten, getestet. “Die Kollegen sind sehr dankbar, dass das auf einfachstem Weg gemacht wird”, fügte Feiten hinzu.
Nun sollen die Schnelltests auch für Schüler kommen, erst einmal einmal pro Woche: Nach den Osterferien wolle das Land allen Schulen für ihre Schüler sowie den Erzieherinnen in den Kitas einmal pro Woche einen Schnelltest kostenlos zur Verfügung stellen, sagte Hubig. 4,5 Millionen Tests habe man dafür besorgt, allein bis Pfingsten werde die Maßnahme fast 20 Millionen Euro kosten. “Das ist gut angelegtes Geld”, betonte Hubig, durch Tests könnten Infektionsketten frühzeitig verhindert werden.
“Die Tests sind freiwillig, die Schüler testen sich selbst, die Lehrer leiten sie an”, erklärte die Ministerin weiter. Kinder und Jugendlichen sollten lernen, wie der Test ordnungsgemäß funktioniere. “Der Test ist nicht schwierig, er ist einfach und schnell zu machen”, betonte die Ministerin, die Schulen erhielten ein Paket mit Unterstützungsmaterialien samt einer Online-Schulung, dazu werde eine Hotline eingerichtet.
Die Tests sollten in den Schulen stattfinden und nicht Zuhause, “weil wir einen Überblick behalten wollen, wie hoch die Teilnahme ist und wie die Ergebnisse sind”, sagte Hubig weiter. Nur dann könne man sich ein valides Bild über das Infektionsgeschehen an den Schulen machen, zudem solle so sichergestellt werden, dass positive Tests auch wirklich den Gesundheitsämtern gemeldet würden. Die Eltern müssen vorher eine schriftliche Einverständniserklärung abgeben.
Wo die Tests stattfänden, entschieden die Schulen selbst, das könne in der Turnhalle, aber durchaus auch im Klassenzimmer sein, sagte die Ministerin weiter – das Testkonzept sei mit den Experten der Mainzer Universitätsmedizin abgestimmt. Werde der Abstand von 1,50 Metern eingehalten, dann sei es auch kein Problem, wenn die Masken kurz für den Test abgenommen würden, betonte Hubig zum Thema Sicherheit.
Mit positiv getesteten Kindern werde “sensibel umgegangen”, versicherte die Ministerin weiter: “Es ist kein Stigma, wenn man positiv getestet wird, das kann jedem passieren.” Eine positiv getestete Person müsse aber unbedingt in einen separaten Raum gebracht werden, die Eltern müssten dann die Kinder abholen, ein weiterer PCR-Test unmittelbar folgen. Sollte dieser zweite Test ebenfalls positiv sein, müsse sich der Schüler in Quarantäne begeben.
Die Ministerin räumte ein, es gebe keine Vorgabe an die Schulen, wann der Test stattfinden solle. Erfahrungen aus Österreich zeigten aber, dass die meisten Infizierten am Montag und Dienstag festgestellt würden. Aus Österreich höre sie auch, dass sich die Selbsttests “inzwischen sehr gut eingespielt haben”, fügte Hubig hinzu. Das Nachbarland hatte bereits im Februar mit flächendeckenden Schnelltests seiner Schüler begonnen, Ende Februar meldete das Land, man habe durch die zweimal wöchentlich stattfindenden Tests seit dem 8. Februar rund 1.500 mit dem Coronavirus infizierte Schüler herausfiltern können. Allein in der dritten Woche seien durch die flächendeckenden Tests 619 positive Schüler sowie 285 Infektionen bei Lehrern und Verwaltungspersonal entdeckt worden.
Bund und Länder hatten sich eigentlich Montagnacht auf zwei Tests pro Woche in den Schulen verständigt, das werde “baldmöglichst angestrebt”, sagte Hubig weiter: Derzeit gebe es noch Kapazitätsprobleme bei der Beschaffung der Tests. Bis zum 9. April sollten aber alle Schulen Testkits bekommen haben, die Tests in der Woche nach Ostern starten. Auch Lehrergewerkschaften hatten immer wieder solche Tests gefordert, am Mittwoch kritisierten sie aber die Umsetzung: Selbsttests seien ja durchaus sinnvoll, sie aber vor Ort an den Schulen und in den Klassenzimmern durchzuführen, das bereite “große Sorgen”, hieß es von der Gewerkschaft GEW. Fraglich sei, ob dabei Hygienevorschriften eingehalten werden könnten, und wer diese Tests beaufsichtigen solle.
“Diese Aufgabe darf nicht den Lehrkräften übertragen werden”, forderte GEW-Landeschef Klaus Peter Hammer. “Es leuchtet überhaupt nicht ein, warum Selbsttests nicht zuhause im geschützten Raum der Familie durchgeführt werden, wenn sie ohnehin nur auf freiwilliger Basis stattfinden sollen”, schimpfte auch die Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz. Ansonsten müssten die Tests eben von medizinischem Personal durchgeführt werden, die Lehrkräfte dürften damit “nicht auch noch betraut werden” – sie seien durch die Corona-Pandemie, Wechselunterricht und Fernunterricht ohnehin schon stark belastet.
Die Tests müssten “von ausgebildeten medizinischen Fachkräften in geeigneten Räumlichkeiten überwacht werden”, forderte auch die Gewerkschaft VBE, nur diese hätten das nötige Know-how und die entsprechende Schutzausrüstung dafür. Die Durchführung auf Kosten des Unterrichts und als Mehrbelastung der Lehrkräfte sei der falsche Weg.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema “Sind Schulen Treiber der Pandemie” lest Ihr ausführlich hier bei Mainz&. Informationen rund um die Corona Selbsttests an Schulen findet Ihr auch hier beim Land Rheinland-Pfalz.