Mainz gehört ja zu den besonders stark versiegelten und mit sehr wenig Grünvolumen gesegneten Städten, die vielen Betonflächen sorgen aber gerade im Sommer für ein massives Aufheizen der Innenstadt. 2022 stellte die Stadt Mainz deswegen erstmals sogenannte „Mobile Grüne Zimmer“ auf: Mobile Schattenspender mit einer großen Grünwand sowie Dach. Seit Mai 2024 finden sich nun drei solcher grüner Oasen in der Innenstadt – der Bund der Steuerzahler rügt diese jetzt in seinem neuesten Schwarzbuch als teure und überflüssige „Klima-PR“.
Die „Mobilen Grünen Zimmer“® sind eine registrierte Marke der Firma Helix Pflanzen, auf den transportablen Plattformen spenden mit Pflanzen bewachsene Wände und ein Blätterdach Schatten und Kühle. Die grünen Wände sorgten für Lärmreduktion, Kühlung durch Verdunstung und erhöhten die Aufenthaltsqualität, heißt es bei Helix. Die Plattform verfügt über ein integriertes Bewässerungssystem mit Wassertank und Solarpumpe.
Die „Mobilen Grünen Zimmer“ zeigten „modellhaft zusätzliche Möglichkeiten für mehr Grün in der Stadt“, sagte die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) zum Start der Erprobungsphase 2022. Die mobilen grünen Oasen seien „eine Ergänzung der grünen Infrastruktur“, verbesserten das Stadtklima und könnten „auch dort eingesetzt werden, wo eine Begrünung beispielsweise aufgrund von baulichen Hindernissen wie Leitungen“ nicht möglich sei.
Mobile Grüne Zimmer in Mainz: teure, überflüssige Klima-PR
Nun aber haben es die „Mobilen Grünen Zimmer“ von Mainz ins Schwarzbuch für Steuerverschwendung des Bundes der Steuerzahler geschafft – als eines von drei Projekten, die der BdSt für 2024 in Rheinland-Pfalz anprangert. Die grüne „Nachhaltigkeit“ der Mobilen Zimmer sei „zeitlich eng bemessen“ und ausgesprochen teuer, kurz: überflüssige Klima-PR zu Lasten der Steuerzahler, rügt der BdSt.
Denn die Gesamtkosten für die Aufstellung eines einzigen „Mobilen Grünen Zimmers“ lägen bei satten 33.000 Euro – und das für einen Zeitraum von gerade einmal fünf Monaten. Der Preis beinhalte laut Pressestelle der Landeshauptstadt „die Anzucht der Pflanzen im Vorjahr, um eine geschlossene Pergolenbegrünung zu erhalten, damit u. a. ein Sonnenschutz gegeben ist, den An- und Abtransport sowie das Aufstellen der Container, die Pflege und Unterhaltung der Pflanzung inklusive des Austauschs von ausgefallenen Pflanzen oder von Schäden durch Verlust und Vandalismus, die Kontrolle und Wartung des Bewässerungssystems sowie die Versicherung gegen Vandalismus“, schreibt der BdSt.
„Für eine Dauer von rund fünf Monaten hat sich die Landeshauptstadt Mainz gleich drei dieser mobilen Schattenspender gegönnt – für zusammen rund 100.000 Euro“, kritisiert der Steuerzahlerbund. Dazu seien die Standorte der Mobilen Grünen Zimmer „teils kurios gewählt“, findet der BdSt: „Wer es gerne etwas siffiger mag und nichts gegen z. B. unliebsame Gerüche, leere Bierdosen und anderen Abfall hat, der wird das ‚Mobile Grüne Zimmer‘ vor dem Mainzer Hauptbahnhof sicher lieben“, heißt es sarkastisch.
Grünes Zimmer unter Bäumen: Parkbank wäre billiger
Auch die Lage einer zweiten grünen Plattform gegenüber des Stadthauses an der Großen Bleiche auf dem Dr.-Günter-Storch-Platz sorgt beim Steuerzahlerbund für Kopfschütteln: Die Plattform stehe unter einem großen Baum mit zusätzlicher Beschattung durch zwei mindestens fünfgeschossige Bürohäuser. „Zu einem Stückpreis von rund 2.500 Euro hätte Mainz an diesem ohnehin grün-schattigen Plätzchen auch einfach ein paar Parkbänke aufstellen können, die nicht wieder nach fünf Monaten abtransportiert werden“, findet der Steuerzahlerbund.
Der Kompensationsnutzen der Plattformen für das städtische Klima sei angesichts von mindestens 1.700 allein im Jahr 2023 gefällten Bäumen eher gering, findet man beim Steuerzahlerbund, zumal Mainz im Gegenzug nur rund 250 Bäume nachgepflanzt habe. „Unser Vorschlag“, heißt es deshalb: „Weniger Klima-PR, weniger Kettensäge und dafür mehr Bäume!“
Info& auf Mainz&: Mehr zu den „Mobilen Grünen Zimmern“ könnt Ihr auch hier bei Mainz& lesen.