Klar, zu Hochzeiten wird heute meist schriftlich per Brief oder Email eingeladen – doch nun erfreut sich ein alter Brauch neuer Beliebtheit: Der Hochzeitslader. In früheren Zeiten war das ein Mann, der vom Brautpaar engagiert wurde, um den Gästen die Einladung zur Hochzeitsfeier mit allen notwendigen Einzelheiten zu überbringen. Der „Gästebitter“ kommt dabei mit einem bunt geschmückten Fahrrad samt Rosmarinzweig, doch nicht nur bei der Einladung, auch beim Ablauf der Hochzeit spielt er eine wichtige Rolle. Heute entdecken Brautpaare diese alte Tradition zunehmend neu.

Einladen zur Hochzeit – heute und früher

Einladungskarten für Hochzeiten kommen heutzutage meist per Post. - Foto: Unsplash
Einladungskarten für Hochzeiten kommen heutzutage meist per Post. – Foto: Unsplash

Zweifellos: Einladungskarten für Hochzeit blicken auf eine mehrere Jahrhunderte reichende Geschichte zurück. Ihre Gestaltung gehört für viele zukünftige Ehepaare zu den spannendsten Projekten im Zuge der Hochzeit. Doch selbst an dieser Stelle macht der Trend zur Nachhaltigkeit keinen Halt, weshalb sich viele Paare für eine papierfreie Variante entscheiden – die digitale Hochzeitswebsite. Nicht nur bei den Einladungen, sondern auch den Dankeskarten Hochzeit hat man die Option, sie als den die Feier abschließenden Gruß auf Papier oder per E-Mail bei den Gästen ins Haus flattern zu lassen.

Doch wie funktionierte das Einladen von Gästen vor Papier und E-Mail? In früheren Zeiten engagierte man dafür einen Hochzeitslader, der teilweise zusammen mit dem Bräutigam die Gäste einlud. Das Amt des Hochzeitsladers findet sich in diversen deutschen, deutschsprachigen und darüber hinaus reichenden Gebieten. Das beweisen unter anderem die vielen Bezeichnungen wie Gassenbitter oder Gästebitter (im westfälischen Raum), Köstenbidder (in Norddeutschland), Progoder (in Altbayern und Österreich) oder Braška beziehungsweise Druschma (in sorbischen Regionen).

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Und welche Aufgaben übernimmt ein Hochzeitslader nun genau?

Grob umrissen zählen drei Aspekte zu den wesentlichen Tätigkeiten eines Einladers im Zusammenhang mit einer Hochzeit.

  • Er lädt die Gäste ein,
  • er unterstützt das Brautpaar bei der Koordination des Hochzeitsablaufs (beispielsweise, indem er bei der Feier die Programmpunkte ankündigt)
  • und er unterhält die Gäste mit kleinen humorvollen (Gesangs- und Gedicht-) Einlagen beziehungsweise Spielen.
Hochzeitsbitter beim vortragen der Einladung - Foto Hochzeitsbitten via Wikipedia
Hochzeitsbitter beim vortragen der Einladung – Foto Hochzeitsbitten via Wikipedia

Früher war es häufiger noch so, dass der Hochzeitslader beim Arrangieren von Ehen half, was ihm den Zusatztitel „Schmuser“ oder „Kuppler“ einbrachte. Inzwischen wird er jedoch meist vom ‚schon bestehenden‘ Brautpaar bestellt und erhält von diesem eine Liste mit den Hochzeitsgästen, die er – passend zu seiner Amtsbezeichnung – zur Hochzeit einladen soll.

Rosmarinzweig zum Vertreiben böser Geister

Anschließend sucht er die Gäste oft mit einem speziell dafür geschmückten Fahrrad und einem die bösen Geister vertreibenden Rosmarinzweig auf. In jedem Fall ist er aber äußerst elegant, zuweilen sogar etwas extravaganter gekleidet. Darüber hinaus trägt einen mit bunten Bändern dekorierten Rosenholz-Stock bei sich, bei dem jede Bandfarbe für einen anderen Gedanken im Hinblick auf die bevorstehende Ehe steht:

  • Weiß für die Jungfräulichkeit,
  • Blau für die Treue,
  • Grün für die Hoffnung und
  • Rot für die Liebe.

Bei den Gästen angekommen, bringt er die Hochzeitseinladung und alle damit verbundenen Informationen in Form eines kleinen unterhaltsamen Lieds oder Gedichts vor – und übergibt heute natürlich in vielen Fällen zusätzlich eine offizielle Einladungskarte. Dafür wird er von ihnen mit einem Getränk und einer Kleinigkeit zu Essen entlohnt, weshalb er gar nicht so viele Gäste pro Tag einladen kann … dafür ist die Stimmung gut und alle sind positiv auf die Hochzeit eingestimmt!

Brautzug in der Kirche und Einleitung des Hochzeitstanzes

Wer denkt, dass mit dem Hochzeitsladen schon der größte Teil der Arbeit erledigt sei, irrt sich. Zwar besteht natürlich die Möglichkeit, einen Hochzeitslader nur für diesen Teil der Feierlichkeit zu engagieren. Ursprünglich zählten aber noch weitere Aufgaben wie

  • das Aussegnen des Brautpaars durch die Brauteltern und dessen Koordination,
  • das Aufstellen des Hochzeitszugs für den Einmarsch des Brautpaares in die Kirche
  • die Geleiten des Brautpaares aus der Kirche und die Koordination von potenziellen Glückwünschen und kleinen Hochzeitshindernis-Spielen,
  • die Einleitung des Hochzeitstanzes und der Geschenkübergabe sowie
  • die Unterhaltung der Gäste durch Musik und kleine Gedichte
Brautpaar mit Strauß. - Foto Stocksnap vis Pixabay
Brautpaar mit Strauß. – Foto Stocksnap vis Pixabay

Besonders in Bayern ist es zudem sehr beliebt, zu derblecken, was die Gäste und den Bräutigam durchaus etwas provozieren, aber nicht ernsthaft beleidigen darf. Geschickte Hochzeitslader schaffen es, diese Tradition mit dem Gstanzl-Singen, also dem Vortragen von kurzen, meist bissig-humorvollen Liedern mit vier Zeilen pro Strophe zu kombinieren.

Kurz gesagt: Der Hochzeitslader ist ein Mann für (fast) alles, was mit dem Ablauf der Hochzeit und der Überleitung zu verschiedenen Programmpunkten zu tun hat. Die Tatsache, dass das Einladen zur Feier in den letzten Jahrzehnten jedoch auch auf dem (Online-) Postweg ablaufen konnte, hat sein Tun ein wenig in Vergessenheit geraten lassen.

Eine alte Tradition wieder neu belebt

Der Wunsch, die eigene Hochzeit und alle damit verbundenen Aspekte möglichst individuell zu gestalten, ist ungebrochen. Gleichzeitig begeistern sich viele Brautpaare dafür, althergebrachte und neue Traditionen und Elemente zu mischen. Daher entdecken sie  -gerade im bairisch-österreichischen Raum – das Hochzeitsladen als charmante und kreative Ergänzung zum Versenden von Einladungskarten. Und selbstverständlich schadet es nicht, etwas Unterstützung bei der Koordination des Ablaufs der Hochzeitsfeier zu haben.

Daher wird der Posten des Hochzeitsladers gerne von einem Trauzeugen oder einem anderweitig nahen Freund beziehungsweise Verwandten übernommen. Es gibt aber auch wieder immer mehr professionelle Hochzeitslader, die gekonnt für das gewünschte Maß an Stimmung und Organisation sorgen.

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