Anfang Oktober sollte die kaputte Salzbachtalbrücke eigentlich gesprengt werden, so hatten es die Planer der Autobahn GmbH West Ende Juli mitgeteilt. Doch daraus wird nun nichts: Die Sprengung der gesperrten und einsturzgefährdeten Autobahnbrücke der A66 verzögert sich um mindestens weitere vier Wochen. Ende Oktober, Anfang November werde man wohl so weit sein, hieß es am Mittwoch – die vorbereitenden Arbeiten sind wohl zu umfangreich. Unter anderem müssen Oberleitungen und Gleisbett der Bahn abgebaut werden, ein Fallbett soll Bereiche unter der Brücke vo0r den Trümmern schützen. Auch nähere Einzelheiten zu der Sprengung selbst wurden nun bekannt.

Die Salzbachtalbrücke der Autobahn A66 bei Wiesbaden ist seit Mitte Juni wegen Einbruchgefahr voll gesperrt. - Foto: Autobahn GmbH West
Die Salzbachtalbrücke der Autobahn A66 bei Wiesbaden ist seit Mitte Juni wegen Einbruchgefahr voll gesperrt. – Foto: Autobahn GmbH West

Die Autobahnbrücke der A66 über das Salzbachtal bei Wiesbaden war am 18. Juni überraschend abgesackt, der Fahrbahnoberbau auf einen Brückenpfeiler gekracht, der sich daraufhin schräg stellte. Seither ist die 304 Meter lange Brücke in Teilen einsturzgefährdet und voll gesperrt, die hessische Landeshauptstadt ächzt seit nunmehr zehn Wochen unter Dauerstau und Verkehrschaos. Nun teilte die zuständige Autobahn GmbH West des Bundes mit: Man rechne inzwischen mit einem Sprengtermin Ende Oktober oder Anfang November, damit verzögert sich die Sprengung um mindestens weitere vier Wochen.

Voraussetzung für einen Sprengtermin seien „optimale Abläufe in der Vorbereitung“, betonte die Autobahn GmbH weiter, dazu gehörten Sicherungsarbeiten an der Infrastruktur unter dem Bauwerk sowie nun auch noch eine Kampfmittelsondierung, die wohl vor allem im Bereich der Gleisanlagen der Deutschen Bahn stattfinden soll. Gleisanlagen waren im Zweiten Weltkrieg gerade im Rhein-Main-Gebiet wichtige Ziele für die Bombenangriffe der Alliierten – in Wiesbaden hatte erst jüngst im April 2021 eine 125 Kilo schwere Weltkriegsbombe entschärft werden müssen, die ganz in der Nähe zum Schiersteiner Kreuz gefunden worden war. Auch dieser Blindgänger lag nahe an der Bahnstrecke, die zum Wiesbadener Hauptbahnhof führt, offenbar befürchten Experten weitere Sprengsätze entlang der Bahntrasse.

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Gerüsttürme stützten inzwischen die einsturzgefährdete Salzbachtalbrücke. - Foto: Autobahn GmbH West
Gerüsttürme stützten inzwischen die einsturzgefährdete Salzbachtalbrücke. – Foto: Autobahn GmbH West

Dazu gestaltet sich offenbar auch die Sicherung des noch stehenden, maroden Brückenbauwerks langwieriger als gedacht: Die Arbeiten an der gesperrten Salzbachtalbrücke an der A 66 könnten „in Kürze wieder aufgenommen werden“, hieß es am Mittwoch, man warte derzeit noch auf grünes Licht durch externe Prüfingenieure. Acht Wochen wurden ursprünglich für die Arbeiten zur Stabilisierung des beschädigten Brückenpfeilers sowie des Bauwerks veranschlagt, das Bauwerk wurde zunächst durch zwei Gerüsttürme abgestützt, dann sollte noch ein Spritzbetonkorsett folgen – so soll ein unkontrolliertes, seitliches Umfallen des Pfeilers verhindert werden.

Auch die Nordbrücke musste auf Schäden und Bauzustand überprüft werden, das stehe „kurz vor dem Abschluss, bisher gibt es keine Auffälligkeiten“, teilte die Autobahn GmbH weiter mit. Auch Einzelheiten zur Sprengung gab es nun: Die Südbrücke solle bei der Sprengung zunächst senkrecht nach unten fallen, anschließend dann die Nordbrücke bei ihrer Sprengung vom Klärwerk wegkippen und auf die Reste der gesprengten Südbrücke fallen. Das Sprengkonzept sieht zudem einen Sicherheitsabstand von rund 250 Metern im Umkreis zu den einzelnen Sprengstellen vor.

Die Bahnlinie unter der Salzbachtalbrücke muss vor der Sprengung in Teilen abgebaut und gesichert werden. - Foto: gik
Die Bahnlinie unter der Salzbachtalbrücke muss vor der Sprengung in Teilen abgebaut und gesichert werden. – Foto: gik

Eine der kniffligsten Aufgaben dabei: Die Planer müssen verhindern, dass durch die Sprengung die darunter liegenden Straßen, die Bahntrasse sowie die Kläranlage Wiesbaden und weitere Gebäude nicht mitbeschädigt werden. Der komplette Bereich unter der Brücke soll deshalb nun bis zur Sprengung „mit größeren Fallbetten und Stützwällen versehen werden“, teilte die Autobahn GmbH mit. Fallbett heiße, dass Bodenmaterial auf das vorhandene Gelände aufgeschüttet werde, auf das die gesprengte Brücke später fallen soll. Mit dieser Technik wolle man Erschütterungen minimieren und Schände vorbeugen, zudem müssten Oberleitungen und Gleisanlagen der Bahn zurückgebaut werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Crash der Salzbachtalbrücke lest Ihr hier auf Mainz&, die Geschichte mit den Gerüsttürmen könnt Ihr hier noch einmal nachlesen, und unseren Text zur geplanten Sprengung Anfang Oktober findet Ihr hier. Seit Montag gibt es nun eine neue Expressbuslinie, die den Wiesbadener Hauptbahnhof mit dem Bahnhof in Mainz-Kastel verbindet, und zwar direkt und ohne Zwischenstopp – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&. Informationen rund um die neue Expressbuslinie mit allen Fahrzeiten und der genauen Strecke findet Ihr hier im Internet.

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