Täglich werden weltweit tonnenweise Lebensmittel weggeschmissen – auch in Mainz. Meist geschehe dies vollkommen unbemerkt, sagen die Psychologists & Psychotherapists for Future Mainz und der Verein Foodsharing, sie laden deshalb an diesem Samstag, den 30. April 2022, zum großen Aktionstag auf den Mainzer Gutenbergplatz. Man wolle damit Aufmerksamkeit für das Problem schaffen und auch Alternativen zur Lebensmittelverschwendung aufzeigen. Das Thema sei drängend: Pro Minute werde in Deutschland eine ganze LKW-Ladung Lebensmittel weggeworfen. Partner der Aktion ist die Stadt Mainz, die im Februar dem Netzwerk „Städte gegen Food Waste“ beitrat.

Biotonne statt Magen: Mehr als ein Drittel der Lebensmittel werden aktuell verschwendet. - Foto: gik
Biotonne statt Magen: Mehr als ein Drittel der Lebensmittel werden aktuell verschwendet. – Foto: gik

In Deutschland landen nach Angaben der Bundesregierung pro Jahr etwa 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, das sind im Schnitt 75 Kilogramm pro Person. Die Umweltinitiative Foodsharing rettet bereits in vielen Teilen Europas Lebensmittel vor der Tonne und kooperiert dabei mit Betrieben, Einzelhandel, Märkten und Restaurants. Ziel ist es, die Entsorgung von noch genießbaren Lebensmitteln zu vermeiden.

Das Thema der Lebensmittelverschwendung sei „aktuell, dringend und ökologisch hoch
relevant“, sagte Denis Biesenbach von Foodsharing Mainz im Vorfeld der Aktion. Das Thema der Vermeidung von Lebensmittelmüll und der Ressourcenschonung sei gerade in Anbetracht der Klimakrise und des jüngsten alarmierenden Berichtes des Weltklimarates IPCC „von zentraler Bedeutung, um unseren Planeten zu schützen.“

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In Mainz gibt es nach Angaben von Foodsharing derzeit rund 110 laufende Kooperationen, etwa 1.700 Menschen sind über foodsharing.de in Mainz registriert. Die geretteten Lebensmittel werden an alle Interessierte unabhängig vom sozialen Status verteilt, teilweise über die acht „Fairteiler-Schränke“ in Mainz. In den speziell angefertigten Schränken können Lebensmittel abgegeben, getauscht und abgeholt werden, eine Liste der Schränke findet Ihr hier im Internet.

Fairteiler-Schrank in Mainz-Mombach. - Foto: Mombach hilft
Fairteiler-Schrank in Mainz-Mombach. – Foto: Mombach hilft

„Nie war es dringlicher, die Lebensmittelverschwendung an der Wurzel zu packen“, heißt es auch bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Der Umweltverein will am 2. Mai gemeinsam mit Foodsharing eine bundesweite Petition gegen Lebensmittelverschwendung starten, und dabei nach einer Verkostung von krummem Gemüse dem Berliner Landwirtschaftsministerium ein gemeinsames Forderungspapier „mit klarer Botschaft“ überreichen, wie es heißt: Es bedürfe dringend gesetzlicher Regelungen, die Verschwendung von Lebensmitteln bereits auf dem Acker und im Stall stoppen.

Denn allein in Deutschland würden in der Agrarwirtschaft neuesten DUH-Berechnungen zufolge jedes Jahr 16,5 Millionen Tonnen Lebensmittel einfach verschwendet, mehr als zehn Mal so viel wie bisher vom Landwirtschaftsministerium angenommen. „Millionen von Tieren sterben schon im Stall, Tonnen an Obst und Gemüse schaffen es gar nicht erst ins Ladenregal, wenn es zum Beispiel kleine Makel hat“, kritisiert die Umwelthilfe. Die Bundesregierung müsse dringend Handeln, schließlich gehe es um mehr als „nur“ Essen: „Es geht um lebenswichtige Ressourcen, Tierleben, die Natur, unsere Böden, unser Grundwasser und das Klima“, betonte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

 

In Mainz wollen die Foodsharer gemeinsam mit den „Psychologists for Future“ das Problem besser sichtbar machen: Die Bürger sollen das Ausmaß an geretteten Lebensmitteln dem Gutenbergplatz selbst erleben können. Dafür sammeln die Aktivisten alle „Abfälle“, die innerhalb von 24 Stunden in Mainz weggeschmissen worden wären. Veranschaulicht werden soll die unglaubliche Menge zusätzlich durch die dafür benötigten Bio-Tonnen. Ab 13.00 Uhr die Lebensmittel auch mitnehmen können. So können alle Bürger selbst das gute Gefühl erleben, Lebensmittel retten. So wolle man ein Umdenken fördern.

Gerettete Lebensmittel der Food-Fighters im Jah4r 2020. - Foto: Food Fighters
Gerettete Lebensmittel der Food-Fighters im Jah4r 2020. – Foto: Food Fighters

Partner der Aktion ist die Stadt Mainz, die im Februar die Foodsharing Resolution unterschrieben hat und damit bundesweit die zwölfte Foodsharing-Stadt und Teil der Initiative „Städte gegen Food Waste“ ist. Neben den acht Fairteiler-Schränken in den Stadtteilen gebe es Veranstaltungen und Planungen für konkrete Maßnahmen, teilte die Stadt mit.

Gegründet wurde die Initiative von dem Social Impact-Unternehmen „Too Good To Go“, das durch seine gleichnamige App zur Rettung von überschüssigen Lebensmitteln in Gastronomie und Handel bekannt ist. Mit ihrer Teilnahme sagen die Partnerstädte zu, sich in den kommenden zwei Jahren aktiv für die Lebensmittelrettung einzusetzen und damit einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit vor Ort zu leisten. Die Förderung der Umverteilung von überschüssigen Lebensmitteln im Handel und der Außer-Haus-Verpflegung sowie die gezielte Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung stehen dabei im Mittelpunkt, teilte die Stadt im Februar mit.

Info& auf Mainz&: Mehr zur am 2. Mai starteten Online-Petition gegen Lebensmittelverschwendung auf dem Acker findet Ihr hier im Internet. Die Mainzer Foodsharer