Sie sind wieder da: Zwei Storchenpaare haben sich auf dem Strommast in Mainz-Laubenheim auf zwei großen Nestern häuslich eingerichtet – und Ihr könnt Ihnen wieder beim Brüten zusehen. 2021 hatten die Mainzer Netze das erste Mal eine Livecam direkt ins Storchennest eingerichtet, und die ist in diesem Jahr zum dritten Mal aktiv. Doch viele Störche ziehen gar nicht mehr in den warmen Süden, weiß man beim NABU: Immer mehr Weißstörche überwintern sogar hier bei uns – die Experten sprechen von „Winterstörchen.“

Livebild per Webcam direkt ins Storchennest: Zwei Storchenpaare brüten bereits auf dem Strommast in Mainz-Laubenheim. - Screenshot: gik
Livebild per Webcam direkt ins Storchennest: Zwei Storchenpaare brüten bereits auf dem Strommast in Mainz-Laubenheim. – Screenshot: gik

Rund 500 Störche brüten jedes Jahr in der Region rund um Mainz und Wiesbaden, am liebsten natürlich in Nähe des Rheins, im nördlichen Ried oder an der Mainspitze. Damit ist das westliche Rhein-Main-Gebiet eine der am dichtesten besiedelten Storchenregionen in ganz Europa. Viele von ihnen bereiten sich auf der luftigen Höhe von Strommasten ihre Nester – das ist allerdings alles andere als ungefährlich: Herabhängende Zweige können nämlich Strom-Überschlage auslösen – und damit Spannungseinbrüche im Netz oder sogar der Ausfall ganzer Leitungen.

Auch für die Störche selbst ist das nicht ungefährlich, viele Netzbetreiber stellen deshalb den Vögeln an weniger kritischen Stellen auf den Strommasten alternative Nistmöglichkeiten zur Verfügung – wie auch die Mainzer Netze. Eine von Störchen beliebter Strommast des Mainzer Unternehmens steht in Mainz-Laubenheim, und dort kann man nun wieder den Störchen beim Brüten direkt über die Schulter schauen.

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Tugend, Glück und Kinderbringer: Der Storch in der Geschichte

Seit 2021 haben die Mainzer Netz nämlich eine Webcam auf dem Strommast installiert, die live und in Farbe rund um die Uhr einen Blick über den Strommast und direkt auf zwei Storchennester erlaubt. Und dort wird bereits gebrütet: Zwei Storchenpaare haben bereits Eier in den riesigen Nestern abgelegt, die nun bewacht und gewärmt werden. Die Brutzeit betrage normalerweise 30 bis 32 Tage, heißt es, danach könnt Ihr dann sogar die Aufzucht der Jungen live miterleben.

Ein Storchenpaar in der Fasanerie in Wiesbaden. - Foto: gik
Ein Storchenpaar in der Fasanerie in Wiesbaden. – Foto: gik

„Die beiden Nester befinden sich an einer relativ unkritischen Stelle im Strommast“, heißt es vom Unternehmen weiter – der Storch übt von jeher eine besondere Faszination auf den Menschen aus: Die langen, schlanken Vögel mit dem hellen Gefieder und den roten beinen sind Stoff vieler Geschichten und Märchen, und das schon seit der Antike. Schon die Ägypter sahen in dem Storch den Inbegriff von Familiensinn und die Sorgen für die Alten, bei den Griechen gab es sogar ein „Storchengesetz“, die Lex pelargonia (pelargos: der Storch): Es verpflichtete junge Menschen, ihre Eltern im Alter zu versorgen, wie man bei „Vogel und Natur“ weiß.

Bei den Römern wiederum stand der Storch für die Pietas, also die Tugend der Ehrerbietung gegenüber Eltern, Göttern und dem Staat. Auf vielen Münzen ist daher der Storch neben der Pietas eingeprägt. Der Storch galt als Glücksbringer, ab dem 18. Jahrhundert brachte er mit dem Glück auch die Kinder – womöglich, weil der Klapperstorch jedes Frühjahr aus dem Süden zurückkehrt, und dann nach dem Winter viele Babys im Gepäck hatte… Auch der Name „Adebar“ kommt wohl daher: Das sich nämlich aus „auda“ (Heil, Glück) und „bera“ (bringen, gebären) zusammen.

Immer mehr „Winterstörche“ in der Region

Nun Gebären, das tun die Störche im Frühjahr in erster Linie ihren eigenen Nachwuchs – und da gilt. Wer zuerst da ist, bekommt das beste Nest. Beim NABU in Hessen beobachtet man deshalb seit einiger Zeit einen neuen Trend: „Winterstörche“. Damit sind Störche gemeint, die eben nicht im Winter in den Süden ziehen, sondern bei uns überwintern – die immer wärmeren Winter machen es möglich.

Weißstorch auf Futtersuche - Foto Frank Derer NABU Hessen
Weißstorch auf Futtersuche – Foto Frank Derer NABU Hessen

Dem Weißstorch mache die Kälte kaum etwas aus, da er Wärme gut speichern könne, weiß man beim NABU Hessen. In den Süden reisten die Vögel eigentlich vor allem wegen der Nahrungsknappheit im europäischen Winter. Die milden Winter, vorangetrieben durch den Klimawandel, lassen die Tiere auch hier genug zu Fressen finden: Weißstörche ernähren sich vor allem von Mäusen, Würmern  und manchmal auch von kleinen Fischen, sie verschmähen aber auch Abfallreste auf Mülldeponien, in Bioabfällen und bei Kompostierungsanlagen nicht.

Und wer im Lande bleibt, ist auch der erste beim idealen Nistplatz. Störche sind übrigens „Horsttreu“, sie lehren immer wieder an ihre angestammten Nistplätze zurück. Zudem gelten sie als als treue Gefährten für ihre Partner – ob die Mainzer Störche dieselben sind wie im vergangenen Jahr, wissen wir aber leider nicht.

Info& auf Mainz&: Wer den beiden Störchen in Mainz-Laubenheim in luftiger Höhe beim Brüten zusehen möchte, findet die Webcam hier im Internet. Mehr über die faszinierenden Vögel könnt Ihr zudem hier beim NABU Hessen nachlesen. Mehr zum Thema Störche in Mainz findet Ihr zudem hier beim AK Umwelt in Mainz-Mombach – dort pflegt man auch die „Storchenwiesen“ in Budenheim.