Gerade hatten wir über die Forderungen der Deutschen Umwelthilfe nach einer Filterpflicht für Holzöfen berichtet, da flatterte uns eine neue Studie auf den Tisch: Das Heizen mit Holz ist mit erheblichen Feinstaubemissionen verbunden, und das selbst bei modernen Kleinfeuerungsanlagen, die den jüngsten gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Das ergab nun eine Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie, für die die Forscher mehrfach Messungen in Orten durchführten. Danach führten gerade einfache Anlagen wie etwa private Holzöfen zu einer messbaren Erhöhung der Feinstaubkonzentration in ihrem Umfeld – schon ein einzelnes Kaminfeuer verschlechterte die Luftqualität in der unmittelbaren Nachbarschaft deutlich. Und: Die Öfen versursachten mehr Feinstaub als der Straßenverkehr.

Moderne Kaminöfen sind oft unzureichend mit Filteranlagen ausgestattet. - Foto: Wikipedia
Moderne Kaminöfen sind oft unzureichend mit Filteranlagen ausgestattet. – Foto: Wikipedia

Mitte Oktober hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrem Kampf gegen schlechte Luft in Deutschland den Fokus auf Holzöfen gerichtet: Die DUH beantragte in über 100 Städten bundesweit eine Filterpflicht für Holzöfen, darunter auch in Mainz und Wiesbaden. Der Grund: „Luftschadstoffe aus Holzöfen sorgen für immense gesundheitliche Schäden und schränken die Lebensqualität vieler Bürger massiv ein“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch: „Es kann nicht sein, dass Holzöfen im Jahr 2021 noch immer ohne wirksame Abgasreinigung betrieben werden dürfen.“

Resch stützte sich dabei auf Aussagen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die erst jüngst eine neue globale Leitlinie gegen Luftverschmutzung vorgelegt – und dabei explizit vor den Gesundheitsgefahren durch Feinstaub gewarnt hatte: Die durch PM2,5 sowie durch PM10 ausgelösten Gesundheitsrisiken seien „für die öffentliche Gesundheit von besonderer Bedeutung“, warnt die WHO. Die DUH betonte, die neuen WHO-Empfehlungen offenbarten „mehr als deutlich, dass die Feinstaubbelastung in deutschen Städten viel zu hoch ist“, tatsächlich empfiehlt die WHO nun deutlich niedrigere Grenzwerte für die ultrafeinen Rußpartikel.

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Feinstaub entsteht in erster Linie durch Verbrennungsprozesse, zu den Hauptquellen gehören der Straßenverkehr, die Luftfahrt, aber auch die Energiewirtschaft, die Industrie und sogar die Landwirtschaft: In Deutschland sei Feinstaub für mehr als 120.000 frühzeitige Todesfälle verantwortlich, ergab eine Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie bereits Anfang 2019. Feinstaub ist für den Menschen hochgradig giftig, die winzige Rußpartikel gelangen über Atemwege und Blutbahn in die Lunge und können dort schwerste Schäden anrichten, Ultrafeine Partikel können neuester Forschung zufolge sogar die Schranke zu Gefäßen und Blutbahnen überwinden und so auch ins Blut und bis ins Gehirn gelangen – die Folgen können Herzinfarkte und schädliche Entzündungsprozesse im ganze Körper sein.

Ein Holzfeuer ist unglaublich schön, aber Kaminöfen verursachen hohe Mengen an giftigem Feinstaub. - Foto: Friederike Fachinger, MPIC
Ein Holzfeuer ist unglaublich schön, aber Kaminöfen verursachen hohe Mengen an giftigem Feinstaub. – Foto: Friederike Fachinger, MPIC

Eine der wichtigsten Quellen für den giftigen Feinstaub aber sind: private Holzheizungen und Holzöfen. Feinstaub aus Kaminöfen sei ähnlich schädlich wie Dieselruß, warnte das Umweltbundesamt schon 2019. Das Heizen mit Holz verursache deutlich größere luftverschmutzende Emissionen als andere Energieträger wie Heizöl oder Erdgas: Selbst im besten Falle stoße ein moderner Kaminofen in der Stunde etwa 500 Milligramm Staub aus – so viel wie rund 100 Kilometer Autofahren.

Das bestätigt nun auch eine neue Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie: Messungen in zwei Orten im Winter zeigten, dass gerade private Holzöfen einen stärkeren Beitrag zur lokalen Feinstaubbelastung hätten als der Straßenverkehr, stellten die Aerosolforscher rund um Frank Drewnick und Friederike Fachinger fest. Die Forscher untersuchten dabei mit einem mobilen Messlabor in zwei abgelegenen Dörfern im Hochschwarzwald und im Elsass mit 2.500 und 400 Einwohnern die Auswirkungen von Holzöfen und großen Verbrennungsanlagen auf die Luftschafstoffe.

Und dabei waren ihre Messungen eindeutig: Schon ein einzelnes Kaminfeuer im Sommer kann die Luftqualität in der unmittelbaren Nachbarschaft beeinträchtigen. In beiden Orten befanden sich je eine zentrale Gemeinschafts-Verbrennungsanlage, die über Fernwärme einen Teil der Häuser beheizt. Andere Haushalte nutzten indes eigene Holzöfen zum Heizen mit Brennmaterial aus der unmittelbaren Umgebung. Bei den Immissionsmessungen wurden die Auswirkungen der Schadstoffemissionen aus unterschiedlichen Quellen auf die Luft in der Umgebung genau dokumentiert, das erlaubte einen besonders praxisnahen Blick auf die Schadstoff-Realität.

Das mobile Aerosolforschungslabor des MPIC im Schwarzwald. - Foto: Fachinger, MPIC„Die Menschen wussten nicht, dass wir messen, und haben deshalb so geheizt, wie sie eben heizen“, sagt Chemikerin Fachinger. Damit habe der Zusammenhang von Emissionsgeschehen und Luftqualität unter realen Bedingungen untersucht werden können – und so konnten die Forschenden beispielsweise im Sommer beobachten, wie stark bereits ein einzelnes Kaminfeuer die Luftqualität in der unmittelbaren Nachbarschaft beeinträchtigen kann. Im Winter trugen die Emissionen aus Holzverbrennung sogar mehr zur lokalen Feinstaubbelastung bei als der Straßenverkehr.

Die Studie ist Teil des sogenannten BIOCOMBUST Forschungsprojekts, alle Messungen wurden mit dem gleichen, sehr umfangreichen Messaufbau im mobilen Aerosolforschungslabor MoLa des Max-Planck-Instituts für Chemie durchgeführt. „Daher lassen sich die Daten, die im Abgasstrom der Verbrennungsanlagen und in der Umgebung gewonnen wurden, nicht nur sehr gut vergleichen“, betonen die Forscher: Die Daten lieferten in der Gesamtschau auch weitergehende Informationen, zum Beispiel zur Größe und chemischen Zusammensetzung der emittierten Partikel, und wie sich diese in der Atmosphäre verändern.

Der sanfte Nebel im Herbst - nicht immer ist er natürlichen Ursprungs. Auch Holzfeuer können dazu beitragen. - Foto: gik
Der sanfte Nebel im Herbst – nicht immer ist er natürlichen Ursprungs. Auch Holzfeuer können dazu beitragen. – Foto: gik

Eine Erkenntnis dabei: „Bei unvollständiger Verbrennung entstehen neben erheblichen Mengen Ruß auch unverbrannte organische Dämpfe“, erklärt Fachinger weiter. Nach dem Abkühlen der Abgase oder als Folge von chemischen Prozessen könnten diese Dämpfe in der Umgebungsluft kondensieren und bildeten entweder weitere Partikel oder ließen bereits vorhandene Partikel anwachsen – eine zusätzliche Feinstaubbelastung.

Die schlimmsten Feinstaubschleudern waren dabei kleine Verbrennungsanlagen sowie private Holzöfen, bei Messungen an einer größeren kommunalen Holzverbrennungsanlage in einem Ort im Schwarzwald hingegen konnte selbst mit empfindlichen Analysemethoden keine Verschlechterung der Luftqualität in der Umgebung nachgewiesen werden – die Anlage ist mit einem hohen Schornstein, guter Brenntechnik und mit einer effizienten Abgasreinigungstechnologie versehen. „Die Verbrennung muss vollständig, also möglichst geregelt und mit einem geeigneten Brennstoff ablaufen“, betont deshalb Physiker Drewnick. „dann lässt sich mit Biomasse ‚grün‘ heizen, ohne die Luft in der Umgebung unnötig zu verschmutzen.“

Schon ein Holzofenfeuer kann massiv die Luftqualität in einem Ort beeinträchtigen. - Foto: Rheinhessenwein
Schon ein Holzofenfeuer kann massiv die Luftqualität in einem Ort beeinträchtigen. – Foto: Rheinhessenwein

Doch bei privaten Öfen ist aber gerade das oft nicht der Fall: viele, wenn nicht die meisten privaten Öfen, sind veritable Dreckschleudern, weil bei ihnen die Verbrennung eben nicht unter optimalen Bedingungen abläuft. Bei unvollständiger Verbrennung, wie sie zum Beispiel bei nicht vollständig getrocknetem Holz, beim Anfeuern oder Ausbrennen, oder bei unsachgemäßer Luftzufuhr vorkomme, sei die Schadstoffabgabe deutlich erhöht, betonte die Mainzer Forscher.

Einfache Verfahren zur Abgasreinigung entfernten aber häufig nur die größeren Schwebeteilchen, für eine wirksame Reduzierung auch kleiner Partikel seien daher – neben einer geregelten Verbrennung – aufwändigere Abgasreinigungs-Methoden notwendig. Die aber könnten vor allem bei größeren Anlagen wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden, sagte Drewnick, und bilanziert: „Wer die Luftqualität in der eigenen Nachbarschaft nicht beeinträchtigen will, sollte auf ‚Wohlfühlfeuer‘ zu Hause verzichten.“

Messgerät für Ultrafeinstaub an einer Schule in Frankfurt. - Foto: Alt
Messgerät für Ultrafeinstaub an einer Schule in Frankfurt. – Foto: Alt

Die DUH hat nun neben der Aufforderung an Städte und Gemeinden, Vorschriften für saubere Luft in Wohngebieten zu erlassen, auch die Kampagne „Kein Ofen ohne Filter“ gestartet. Dabei sollen Bürger besonders verrauchte Gegenden melden, denn die existierenden Feinstaub-Messstellen stehen meist an großen Straßen und erfassen so die Belastung aus Holzöfen in Wohngebieten gar nicht. Die rechtlichen Möglichkeiten, strengere Vorgaben für Holzöfen zu erlassen, gebe es bereits, argumentiert die DUH: So könnten in Bebauungsplänen oder auf Grundlage von Landesimmissionsschutzgesetzen verschärfte Anforderungen erlassen werden. Das Eindämmen des Feinstaubs sei zudem auch gut fürs Klima, betont Resch: Die im Feinstaub enthaltenen Rußpartikel heizten den Planeten auf und müssten deshalb zwingend in Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels einbezogen werden.

Info& auf Mainz&: Die ganze Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie findet ihr hier im Internet, unsere Artikel über die von der DUH beantragte Filterpflicht für Holzöfen lest Ihr hier bei Mainz&. Ausführliche Informationen zur Gesundheitsgefahr durch Ultrafeinstaub findet Ihr in vielen Mainz&-Artikeln – hier etwa in diesem Artikel, wo wir über mehrere Studien zum Thema berichtet haben. Mehr zum Thema Ultrafeinstaub durch den Luftverkehr in Frankfurt lest Ihr zum Beispiel hier bei Mainz&.

 

 

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