Nach der Insolvenz des Taubertsbergbad-Betreibers Uwe Deyle sucht die Stadt Mainz offenbar einen neuen privaten Betreiber. Der Mainzer Stadtrat verabschiedete am Dienstag einen gemeinsamen Antrag der Ampel-Fraktionen sowie der CDU-Opposition, in dem es heißt, der Rat unterstütze die Verwaltung darin, „einen neuen Betreiber mit gegebenenfalls neuen Betriebsmodellen zu finden.“ Von einem Betrieb des Bades durch die Stadt ist dort keine Rede mehr – das aber forderten ÖDP und Linke. Doch im Gemeinschaftsantrag hieß es auch: Die Verwaltung führe bereits Verhandlungen „und leitet nötige Schritte ein.“
Offenbar laufen die Planungen zur Rettung des Bades auf Hochtouren: Anfang September hatte Betreiber Deyle Insolvenz angemeldet – nach jahrelangen Versäumnissen bei Sanierungen des Bades. Sportdezernent und Bürgermeister Günter Beck (Grüne) hatte danach zwei Lösungswege skizziert: Die Gründung einer Betreibergesellschaft im Konzern Stadt für das Bad oder die Suche nach einem neuen Betreiber mittels Ausschreibung. Offenbar präferiert die Stadt Variante 2 – und ist schon eifrig auf der Suche nach einem neuen Betreiber.
Dafür wird das Bad derzeit bereits renoviert und saniert – auf Kosten der Stadt Mainz. Der vorläufige Insolvenzverwalter habe „in Absprache mit der Stadt begonnen, Schäden zu beheben“, sagte Beck im Stadtrat, und verwies auch darauf, dass es immer einen Konsens in der Politik gegeben habe: „Das Taubertsbergbad muss eine Zukunft haben an dem Standort, wo es jetzt ist“, betonte Beck. Dafür arbeite man, und nun sei „der Weg für die nächsten Monate frei.“
Hintergrund der kryptischen Anmerkung des Dezernenten: Der Haushalts- und Finanzausschuss hatte kurz vor der Stadtratssitzung am Dienstag in geheimer Sitzung einer Änderung des Pachtvertrages für das Schwimmbad zugestimmt. Der Insolvenzverwalter habe „um Änderungen gebeten“, sagte Beck – nach Informationen von Mainz& handelte es sich dabei um die Pachtzahlungen. Die wurden nun offenbar vorerst ausgesetzt, die Stadt will so zur Sicherung des Bades und der Arbeitsplätze beitragen.
Ohnehin war vermutlich in diesem Jahr nicht viel Pacht geflossen: Deyle schulde der Stadt Pachtgelder in sechsstelliger Höhe, teilte Beck auch mit. Ob die Stadt davon jemals etwas wiedersieht, wird das Insolvenzverfahren zeigen. Deyle hätte eigentlich pro Jahr eine Million Euro an Pachtzahlungen zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen sollen. Umgekehrt sicherte die Stadt ihm einen jährlichen Zuschuss von einer Million Euro plus 7 Prozent Mehrwertsteuer für das Schul- und Vereinsschwimmen zu. Immerhin: Von diesem Zuschuss zahlte die Stadt Deyle in diesem Jahr keinen Cent.
Der Schulsport laufe derzeit „mit geringen Einschränkungen“ in vollem Umfang im Taubertsbergbad weiter, hieß es zudem, nur das Lehrschwimmbecken sei seit Ende August nicht nutzbar. Einig waren sich die Fraktionen derweil darin, das Schwimmbad unbedingt zu erhalten – Mainz brauche einfach zwei Bäder. ÖDP und Linke allerdings forderten, das Schwimmbad müsse in städtischer Hand weitergeführt werden.
Das sei „der sicherste und nachhaltigste Weg“, nur so könne garantiert werden, dass der Badebetrieb verantwortlich und zuverlässig organisiert werde und die Mitarbeiter zu guten und stabilen Arbeitsbedingungen beschäftigt würden, argumentierten ÖDP und Linke. Andernfalls könne auch die Übernahme des Betriebs durch einen Verein nach dem Beispiel des Betreibermodells des Mombacher Schwimmbads geprüft werden. Die Suche nach einem rein privaten Betreiber solle nur „Ultima Ratio“ sein.
Beck betonte dazu nur, er maße es sich nicht an, den Vertrag mit Deyle nach 13 Jahren zu kritisieren. Klar müsse aber auch sein: In Zukunft müsse die Stadt, „egal, bei welchem Modell, jederzeit eine Eingriffsmöglichkeit haben – damit nicht noch einmal passiert, was dort passiert ist.“
Info& auf Mainz&: Mehr zur Insolvenz des Taubertsbergbades lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel, zu den Plänen der Stadt genau hier.