Nach den Sommerferien wird es vorerst nun doch eine Testpflicht an den Schulen im Land geben, und das nicht nur in den ersten beiden Wochen: Bis zu den Herbstferien sollten in den Schulen weiterhin regelmäßig, zweimal pro Woche, Selbsttests durchgeführt werden, teilte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Freitag in Mainz mit. Auch gilt in den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien nun wieder eine Maskenpflicht im Unterricht. Die Ministerin reagiert damit auf die beginnende Vierte Corona-Welle in Deutschland, die vor allem Jüngere und Ungeimpfte trifft. Ausgelöst wird die Welle derzeit vor allem durch eine Gruppe: Reiserückkehrer.

Die Corona-Selbsttests sollen an den Schulen nun doch bis zu den Herbstferien fortgeführt werden. - Foto: dpa/
Die Corona-Selbsttests sollen an den Schulen nun doch bis zu den Herbstferien fortgeführt werden. – Foto: dpa/

Noch Mitte Juli hatte die Ministerin verkündet, die bisherigen zweiwöchigen Selbsttests in den Schulen streichen zu wollen: Lediglich in zwei „Präventionswochen“ nach den Ferien werde weiter getestet, auch Masken seien „eine Option“, sagte Hubig. Danach aber werde es keine regelmäßigen Tests mehr geben, sondern nur noch  „ein anlassbezogenes Testkonzept“, bei dem dann „phasenweise beim Auftreten von Infektionen“ getestet werde. Dabei hatten da schon zeitgleich Forscher unter anderem der TU Berlin gewarnt, die Infektionslage werde sich „rapide verschlechtern“, wenn die Schulen nach den Sommerferien ohne Schutzmaßnahmen öffnen sollten: „Würden die Schulen nach den Sommerferien ohne Schutzmaßnahmen geöffnet, ergäbe sich laut Modell eine Infektionswelle bei den Schülerinnen und Schülern, die zu einer Welle bei Erwachsenen führe“, warnten die Forscher laut einem Bericht von Spiegel Online.

Auch die Landesschülervertretung hatte das Abstufen der Schutzmaßnahmen  scharf kritisiert: „Wir stehen ja auch wieder vor einer kalten Phase im Herbst und Winter“, sagte Pascal Groothuis vom Vorstand der Landesschülervertretung im Gespräch mit Mainz&, und warnte: „Man sollte da nicht blauäugig dran gehen, und wieder nur auf offene Fenster setzen.“ Das Querlüften in den Klassen sei bei Temperaturen um die Null Grad „einfach ein Unding“ gewesen, sagte Groothuis, doch Luftfilteranlagen seien weiter flächendeckend nicht vorhanden.

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Die Landesschülervertretung kritisiert, noch immer gebe es nicht in allen Schulen Luftfilteranlagen.- - Foto: privat
Die Landesschülervertretung kritisiert, noch immer gebe es nicht in allen Schulen Luftfilteranlagen.- – Foto: privat

„Wir brauchen die Mittel, den Schülern ein gutes Gefühl zu geben, sicher in die Schule gehen zu können“, forderte er. Dazu gehörten aus Sicht der LSV Lüftungsanlagen, aber auch weiter die Tests für Nichtgeimpfte. „Die Konzepte stehen, die Testung an den Schulen haben hervorragend geklappt“, betonte Groothuis. Tests, Luftfilter sowie die Impfungen seien drei gute Säulen, um den Unterricht für alle sicherer zu machen und Schulschließungen aktiv zu verhindern. Grund für die Warnungen ist die vierte Corona-Welle, die von der hoch aggressiven Delta-Mutante ausgelöst wird. Das Robert-Koch-Institut betonte am Freitag, die vierte Welle habe bereits begonnen, die Berliner Forscher hatten im Juli deutlich gewarnt: „Laut unseren Simulationen wird im Oktober ein exponentieller Anstieg bei den Krankenhauszahlen starten.“

Eine Woche vor der Rückkehr der Schüler in die rheinland-pfälzischen Schulen reagierte nun das Bildungsministerium: Angesichts steigender Inzidenzen gelte in den ersten beiden Wochen des neuen Schuljahres eine Maskenpflicht auch im Unterricht, teilte Hubig mit. Dazu sollen die Selbsttests im Unterricht nun nicht nur in den ersten beiden „Präventionswochen“ erfolgen, sondern bis zu den Herbstferien fortgesetzt werden, allerdings nur für ungeimpfte Schüler und Lehrer, die auch nicht an Corona erkrankt waren. Ausgenommen ist auch, wer vor Beginn des Schultages einen negativen Testnachweis vorlegen kann.

In Rheinland-Pfalz gilt nun doch eine Maskenpflicht im Unterricht nach den Sommerferien, hier Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) mit Maske in einer Klasse. - Foto: dpa
In Rheinland-Pfalz gilt nun doch eine Maskenpflicht im Unterricht nach den Sommerferien, hier Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) mit Maske in einer Klasse. – Foto: dpa

Zudem soll die Entwicklung an den Schulen enger überwacht werden, dazu sollen alle Testergebnisse von den Schulen wöchentlich anonymisiert elektronisch an die Schulaufsicht übermittelt werden. „Die Testungen an den Schulen stellen sicher, dass den Schülern die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird“, betonte Hubig. Die Finanzierung übernimmt das Land. Die Schulen starten nach den Ferien im Präsenzbetrieb, doch mit Hilfe der Maskenpflicht sowie mit den „Präventionswochen“ und der verlängerten Testpflicht will die Ministerin vor allem eine Gefahr in den Griff bekommen: die Reiserückkehrer.

Wie schon im vergangenen Sommer seien es derzeit vor allem die Reiserückkehrer, die die Infektionen in die Höhe trieben, heißt es sowohl beim RKI als auch beim Mainzer Gesundheitsamt. Das gelte insbesondere für Rückkehrer aus der Türkei und den Balkanländern, teilte das RKI mit – besonders hoch sind derzeit die Inzidenzen in der Altersgruppe 35 bis 59 Jahre und 15 bis 34 Jahre. In Rheinland-Pfalz liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bereits wieder bei 44,9 im Landesschnitt, in Mainz bei 55,4.

Die Landesschülervertretung fordert die Fortsetzung der Teststrategie in Schulen: "Konzepte bewährt". - Foto: dpa
Die Landesschülervertretung fordert die Fortsetzung der Teststrategie in Schulen: „Konzepte bewährt“. – Foto: dpa

Wie der Anstieg nach den Schulferien aussehen kann, zeigt sich derzeit in Nordrhein-Westfalen: In dem Bundesland begann am 18. August die Schule wieder, seither explodieren dort die Infektionszahlen – am Sonntag lag NRW bereits wieder bei einer Inzidenz um, die 100, manche Städte wie Leverkusen liegen bereits bei einer Sieben Tage-Inzidenz von 189,3, das ist derzeit die höchste Inzidenz in Deutschland. SPD-Gesundheitsfachmann Karl Lauterbach warnte: „NRW droht die Kontrolle zu verlieren.“

Ministerin Hubig appellierte deshalb an alle Urlaubsrückkehrer, die geltenden Regelungen aus Hochrisiko- oder Virusvariantengebieten sehr ernst zu nehmen und einzuhalten. Das sei „zum Schutz und aus Respekt vor allen am Schulleben Beteiligten“ geboten, unterstrich Hubig. Rückkehrer aus Hochrisikogebieten, die nicht vollständig geimpft sind, und die keine Genesung vorweisen können, müssen bei der Einreise einen negativen Coronatest vorlegen und sich im Anschluss sofort für zehn Tage in Quarantäne begeben – das bedeutet: das Haus nicht verlassen und keinen Besuch empfangen. Die Quarantäne kann frühestens nach fünf Tagen durch einen negativen Test verkürzt werden, die Regeln gelten auch für Kinder.

In Mainz schaut man offenbar trotzdem entspannt auf den Schulbeginn: „Wir wissen heute mehr über das Coronavirus, wir wissen, dass unsere Hygienekonzepte sehr gut funktionieren“, sagte Hubig weiter: Es könne nun wieder „mehr Normalität verwirklicht“ werden, damit „Schule all ihre Potentiale entfalten kann und wieder ein Ort des gemeinsamen Lernens, Lebens und Lachens wird.“

Info& auf Mainz&: Die ganze Pressemitteilung des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums findet Ihr hier im Internet. Alle Quarantäneregeln für Reiserückkehrer findet Ihr hier beim Auswärtigen Amt im Internet. Mehr zum Beginn der vierten Coronawelle könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

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