Wo fehlen in Mainz öffentliche Toiletten? Das fragte Mitte Juli die Stadt Mainz und startete eine große Online-Umfrage unter ihren Bürgern. Knapp 2.000 Antworten wurden abgegeben, rund 3.600 Vorschläge für neue Standorte gemacht. Klar ist: die Toilettenlage in Mainz ist alles andere als gut, Toiletten fehlen vor allem am Rheinufer, in Parks sowie in der Innenstadt. Ein neues Konzept sieht nun den Neubau zahlreicher Anlagen sowie die Errichtung neuer Toilettenhäuschen vor – wegen der hohen Kosten aber wohl erst ab 2025. Ende November entscheidet nun der Stadtrat über das Konzept.

Toilettenhäuschen am Mainzer Rheinufer. - Foto: gik
Toilettenhäuschen am Mainzer Rheinufer. – Foto: gik

26 öffentliche Toiletten gibt es derzeit in Mainz, ihr Zustand zumeist: unterirdisch. Das ergibt nun die Toilettenstudie der Stadt Mainz, die von Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU), zuständig auch für das Ordnungsamt, in Auftrag gegeben worden war. Auslöser war ein Stadtratsantrag aus dem Jahre 2021. Die Studie untersuchte zunächst den Zustand und die Attraktivität der bestehenden WC-Standorte und erstellte eine Bedarfsanalyse aufgrund von Besucherfrequenzen und schon existierenden Standortvorschlägen.

Dazu startete die Stadt Mainz Mitte Juli 2023 eine Online-Umfrage, bei der die Bürger gebeten wurden, ihre Eindrücke zu den Toilettenanlagen zu übermitteln sowie Standortvorschläge für neue WC-Häuschen zu machen. Zudem sprach die Stadt mit den Ortsvorstehern über Wünsche in den Stadtteilen – nun liegen die Ergebnisse vor. „Die Erstellung eines gesamtstädtischen Toilettenkonzepts war sehr arbeitsintensiv und aufwendig“, betonte Wirtschaftsdezernentin Matz: „Wir freuen uns, jetzt die nächsten Schritte anzugehen und das Konzept umzusetzen.“

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Mehr als drei Viertel der öffentlichen WCs sind indiskutabel

Das erste wichtige Ergebnis: Mehr als drei Viertel der bestehenden Toilettenanlagen in Mainz sind aktuell in einem „ausreichenden bis unzumutbaren Zustand“, das ergab die Bestandsaufnahme der Firma KIM. Dabei wurden alle Anlagen vor Ort nach Kriterien wie Auffindbarkeit, Barrierefreiheit, Öffnungszeiten, baulicher Zustand und Sauberkeit bewertet. Im Anschluss wurden Sanierungsbedarfe ermittelt und ein Ranking der sanierungsbedürftigen Anlagen erstellt. Eine weitere Ortsbegehung ergab zudem, dass alle Anlagen größer ausfallen sollten, um die Bedarfe besser abdecken zu können.

Zerstörte Toilette im Mainzer Volksbark: Öffentliche WCs sind oft Zielscheibe von Vandalismus. - Foto: Stadt mainz
Zerstörte Toilette im Mainzer Volksbark: Öffentliche WCs sind oft Zielscheibe von Vandalismus. – Foto: Stadt mainz

Fazit: Die Anlagen eignen sich zum Großteil nicht mehr für die Sanierung, es sollten Neubauten angestrebt werden. Mainz braucht also neue Toilettenhäuschen, die Studie ermittelte denn auch Empfehlungen zu Ausstattungsstandards in den Bereichen Barrierefreiheit, Vandalismus, Wickeltisch, hygienische Sonderausstattung und Sicherheit sowie Hinweisschildern/Info-System für Toilettenanlagen. Für die Ausstattung wurden gezielt Vorschläge von vier wichtigen Nutzergruppen aus den Reihen des Seniorenbeirates, des Stadtelternausschusses, des Beirates für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie der Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LSBTIQ einbezogen.

„Es ist uns sehr wichtig, dass wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Personengruppen berücksichtigen. Das gilt ganz besonders für Familien mit Kindern sowie für Menschen mit Beeinträchtigungen“, sagte Matz. Bei der Außengestaltung neuer Anlagen wiederum „soll Ziel sein, einen optischen Wiedererkennungswert zu schaffen, und so das Finden öffentlicher Toilettenanlagen zu vereinfachen“, heißt es von Seiten der Stadt Mainz weiter. Dafür solle ein Gestaltungsworkshop oder ein Wettbewerb zur Außengestaltung ausgerufen werden.

Hohe Unzufriedenheit mit bestehenden Toilettenanlagen

Und schließlich hatte die Stadt aufgerufen, Vorschläge für neue Standorte zu machen. Neben den Vorschlägen aus den Ortsbeiräten sowie von den Ortsvorstehern, wurde dazu zwischen dem 12. Juli und dem 25. August 2023 eine Online-Befragung durchgeführt, abgegeben wurden 1.954 Antworten mit 3.614 Standortvorschlägen für das Mainzer Stadtgebiet. „Insgesamt wurde eine hohe Unzufriedenheit festgestellt“, bilanziert die Studie nun. Toilettenanlagen würden unter anderem in Parks, der Innenstadt und am Rheinufer fehlen. „Es ist toll, dass sich so viele Bürger beteiligt haben, das zeigt, dass dieses Thema die Menschen bewegt“, sagte Matz.

Wo fehlen in Mainz Toiletten? Das wollte die Stadt im Juli wissen - hier Dixie-Klos am Rheinufer. - Foto: gik
Wo fehlen in Mainz Toiletten? Das wollte die Stadt im Juli wissen – hier Dixie-Klos am Rheinufer. – Foto: gik

Die Standortvorschläge wurden dann nach Wichtigkeit priorisiert: Auf Basis der Fußgängerfrequenzen je Hektar wurde eine Analyse des Stadtgebietes durchgeführt und ein Grenzwert errechnet. „Alle Flächen, die über dem Grenzwert liegen, bieten Potenzial für neue Toilettenanlagen, da dort ausreichend hohe Fußgängerströme vorhanden sind“, so die Studie weiter.

Als Bedarfsquellen wurden Orte im Stadtgebiet identifiziert, an denen sich viele Personen aufhalten oder vorbeikommen – dazu zählen etwa Einkaufsstraßen und Ortskerne, Parkanlagen oder Spielplätze. „Ein Standort für eine neue Toilettenanlage wird dort empfohlen, wo sich Potentialflächen und Bedarfsquellen treffen“, so die Studie weiter.

Knapp 30 neue Toiletten-Standorte vorgeschlagen

Im Ergebnis entstand eine Liste von 29 potenziellen neuen Standorten für Toilettenanlagen in Mainz, die in drei Prioritätengruppen unterteilt wurden. Bei der Gruppe A handelt es sich um Standorte mit der höchsten Priorität, welche alle in Arealen mit hoher bis sehr hoher Fußgängerfrequenz und wichtigen Bedarfsquellen (Spielplätze, Parkanlagen, Ortszentren) in unmittelbarer Nähe liegen.

Folgende Standorte wurden der Gruppe A zugeordnet:
• Altstadt: Kronberger Hof/Schillerplatz
• Gonsenheim: Breite Straße/Josef-Ludwig-Platz
• Altstadt: Holzhofstraße/Hopfengarten
• Hartenberg/Münchfeld: Martin-Luther-King-Park
• Lerchenberg: Einkaufszentrum
• Neustadt: Spielplatz Lessingplatz
• Laubenheim: Park
• Altstadt: Ernst-Ludwig-Platz
• Altstadt. Malakoff-Terrasse/Dagobertstraße

Zur Gruppe B, also Standorte mit einer mittleren Priorität, gehören solche in Arealen mit mittlerer bis hoher Fußgängerfrequenz und Bedarfsquellen in unmittelbarer Nähe und weiteren Bedarfsquellen in näherer Entfernung. Dazu gehören:

• Neustadt: Zollhafen Nordmole
• Oberstadt: Stadtpark West
• Altstadt/Neustadt: Kaiserstraße Mittelinsel
• Bretzenheim: Ortskern
• Mombach: Hauptstraße östlicher Teil
• Ebersheim: Ortsmitte
• Hartenberg/Münchfeld: Dijonstraße/Park
• Gonsenheim: Elbestraße/Werrastraße
• Gonsenheim: Juxplatz
• Weisenau: Paul-Gerhardt-Weg
• Hartenberg/Münchfeld: Jüdischer Friedhof

Der Gruppe C (Standorte mit niedrigerer Priorität) wurden zugeordnet:
• Hechtsheim: Am Schinnergraben
• Finthen: Ortskern
• Weisenau: Alter Friedhof
• Gonsenheim: Willy-Brandt-Platz
• Mombach, Franz-Vlaseck-Anlage
• Gonsenheim: Kirchstraße/Park
• Gonsenheim: Wildpark
• Oberstadt: Berliner Siedlung
• Weisenau: Tanzplatz/Rheinufer

Matz: „Wollen und werden Toilettensituation verbessern“

Klar wurde im Zuger der Studie auch: Billig wird das alles nicht. „Die geschätzten Investitionskosten zur Umsetzung der Stufen 1 und 2 liegen bei rund 4,6 Millionen Euro.“, heißt es weiter – die stufenweise Umsetzung könne denn auch frühestens ab dem Jahr 2025 erfolgen. Die Finanzierung muss nämlich über den städtischen Haushalt erfolgen, oder bei Bedarf durch Investitionskostenzuschüsse der Stadt Mainz.

Neues Toilettenhäuschen am Münsterplatz. - Foto: gik
Neues Toilettenhäuschen am Münsterplatz. – Foto: gik

Als erster Schritt sollen dabei die existierenden Standorte saniert oder eben vorzugsweise neu gebaut werden, danach soll eine Umsetzung der unter Gruppe A priorisierten Standorte geprüft werden. In einem dritten Schritt erfolgt die Prüfung der unter Gruppe B und C priorisierten Standorte.

Matz räumte ein, bis zur Umsetzung werde es noch dauern. Dennoch könne nun dieses wichtige Thema Dank der gesamtstädtischen Toilettenkonzeption „ganz gezielt angehen“, sagte die Dezernentin, und betonte: „Wir wollen und werden die Toilettensituation in unserer Stadt verbessern. Das ist absolut notwendig.“ Das Toilettenkonzept soll nun in einem ersten Schritt in der Sitzung des Stadtrats am 29. November 2023 beschlossen werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Toilettenkonzept der Stadt Mainz lest Ihr auch noch einmal hier bei Mainz&.