Der Schock sitzt noch immer tief in Mainz: Vor einer Woche starb völlig überraschend Kult-Gastronom Pierre Stadelmann, nun gab seine Tochter Murielle bekannt, wie sich die Mainzer von ihrem Vater verabschieden können. „Pierre“, wie ihn ganz Mainz nur nannte, war der französischste Meenzer oder der Mainzerischste aller Franzosen, er brachte ganzen Generationen von Mainzern den Genuss der französischen Küche bei – zuletzt im Weinhaus Bluhm in der Mainzer Altstadt, das er zusammen mit seiner Tochter Murielle führte. Dort findet nun auch die öffentliche Trauerfeier statt – mit Rosé, Anekdoten und Fotos.
Am 9. Juni gab Murielle Stadelmann völlig überraschend den Tod ihres Vaters mit nur 74 Jahren bekannt. „Mein Herz ist gebrochen… Baruch dayan ha‘emet, mon Papa cheri!“, schrieb Murielle auf Facebook: „Du wirst mir fehlen, du wirst in Mainz fehlen …. MON PAPA, mein Partner in Crime, meine grösste Nervensäge und mein liebster Lachpartner… Du wolltest uns doch zu deinem 100sten Geburtstag einladen, jetzt bist du leider viel zu plötzlich, viel zu schnell von uns gegangen! Je t‘aime.“
Die Nachricht erschüttert ganz Mainz, zahlreiche Freunde, Gastronome und Fans posteten ihre Trauer und ihren Schrecken in den sozialen Netzwerken und würdigten den verstorbenen als „Original“, „charmantes Unikat“ und als eine „Institution der Mainzer Lebensart“. Auch Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), selbst Stammgast im Weinhaus Bluhm, reagierte via Instagram: „Mit Pierre verlieren wir unwiederbringlich ein echtes Original mit großem Herz.“
Kult-Koch im „Templer“, französischer Meenzer, Gastrosoph
Pierre Stadelmann hatte seine Wirtshauskarriere mit einer einfachen Kneipe in der Mainzer Altstadt begonnen, später leitete er unter anderem das legendäre „Caveau“, machte danach den „Templer“ in der Kapuzinergasse zum Mekka aller Liebhaber der guten Küche. 2012 folgte eine kurze Stippvisite ins rheinhessischen Klein-Winternheim, aber die Mainzer Altstadt ohne Pierre – das war einfach nichts. 2015 übernahmen Pierre und Murielle Stadelmann das legendäre „Weinhaus Bluhm“ in der Mainzer Altstadt.
Bis zum Schluss blieben dem von der Atlantikküste nach Mainz gekommenen Wirt sein schwerer französischer Akzent und seine raue Art, wenn Pierre mit Schwung und „Allez!“ aus der Küche stürmte, war eine Naturgewalt am Werk. Legendär sind auch seine verbalen Rundumschläge, wenn Pierre zu später Stunde seinen Gästen bei einem guten Glas Wein oder auch einem feinen Schnaps Gott, Welt und Menschsein erklärte. „Ich bin Gastrosoph“, sagte Pierre von sich selbst, seine unnachahmliche Art und seine Kochkunst werden den Mainzern sehr fehlen.
Die Beerdigung soll im engsten Familienkreis stattfinden, wie Tochter Mureille nun bekanntgab, doch die Mainzer sollen ebenfalls Gelegenheit zum Abschied bekommen: Die öffentliche Trauerfeier findet am kommenden Sonntag, den 23. Juni 2024, von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr statt – natürlich am Weinhaus Bluhm in der Mainzer Altstadt. „Wir laden herzlich ein, um gemeinsam auf ihn anzustoßen“, schreibt Murielle, man wolle „auf seine besondere Art und Weise gedenken, ohne traurige Feierlichkeiten, ganz so, wie er es sich gewünscht hätte.“
Trauerfeier für Pierre am Weinhaus Bluhm: Ohne Blumen, mit Rosé
Tochter Mureille bittet zudem: „Pierre mochte keine Schnittblumen und erklärte oft: „Isch assö tod Blumö“. Aus diesem Grund bitten wir um Verzicht auf Blumen- und Kranzspenden.
Stattdessen könnt Ihr in unserem Weinhaus an diesem Tag gerne Rosé von Pierres Lieblingsweingütern bestellen. Alternativ könnt ihr auch eine eigene, gekühlte Flasche Rosé und ein Glas mitbringen, um Pierres Abschied angemessen zu feiern.“
Ein Weinglas mitzubringen, sei sowieso eine gute Idee, heißt es weiter, wer ein symbolisches Zeichen setzen möchte, könne gerne in Jeans und einem schwarzen T-Shirt erscheinen – „genau so, wie Pierre es immer getragen hat, ob bei einem Opernbesuch oder im Einkaufszentrum.. Jeder, der sich persönlich von Pierre verabschieden möchte, ist an diesem Tag herzlich willkommen!“ Im Weinhaus Bluhm werde zudem ein Buch ausgelegt, in dem Fotos von Pierre und Anekdoten gesammelt werden sollen. „Er konnte seine Lebensgeschichte nicht mehr selbst schreiben“, schreibt Murielle“, „vielleicht können wir dies gemeinsam für ihn tun.“
Info& auf Mainz&: Unseren ausführlichen Rückruf auf Pierre könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Die Gedenkseite für Pierre Stadelmann findet Ihr hier im Internet beim Weinhaus Bluhm.
