Nun also doch: Der Trinkwasserbrunnen auf dem Rebstockplatz in Mainz ist zurück, Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) nahm am Dienstag die Trinkwassersäule auf dem kleinen Seitenplatz des Marktes in Betrieb. Auch in Mainz sei der Klimawandel zu spüren, deshalb habe sie sich „der Aufstellung von Trinkwasserspendern angenommen“, sagte Steinkrüger. Bislang hatte die Dezernentin im Stadtrat neue Trinkwasserspender eher abgelehnt und die Probleme dafür in den Vordergrund gestellt, nun sollen weitere Spender folgen. Schnell gehen wird das nicht: Derzeit sei nur Geld für drei weitere da. Das Förderprogramm des Landes zur Aufstellung von Trinkwasserbrunnen sei ihr nicht bekannt, sagte Steinkrüger weiter.
Das Tauziehen um mehr Trinkwasserbrunnen in Mainz geht nun mittlerweile in sein viertes Jahr – mindestens: Die ÖDP hatte im bereits im August 2018 in ihrem Hitzeaktionsplan mehr Trinkbrunnen für Mainz gefordert – damals noch vergeblich. Dabei raten Experten seit Jahren, Deutschland brauche mehr öffentliche Trinkwassersäulen im Kampf gegen die heißen Sommer, die Bundesregierung beschloss gar vor einem Jahr einen Gesetzesentwurf, nach dem Trinkwasser aus dem Leitungsnetz künftig an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein muss.
Nur in Mainz passierte lange genau das Gegenteil: Der einzige öffentliche Trinkwasserbrunnen von Mainz, eine schlanke Edelstahlsäule auf dem kleinen Rebstockplatz, der den Übergang vom Marktplatz zum Brandzentrum bildet, wurde im Jahr 2019 wieder stillgelegt. Die Mainzer Netze machen bis heute Hygieneprobleme und Vandalismus geltend: Taubenkot von oben und Kaugummis durch Passanten hätten den Brunnen regelmäßig verunreinigt.
Stadtrat beschließt 2019 zehn öffentliche Trinkwasserbrunnen
Im August 2019 hatte der Mainzer Stadtrat dann aber einen Antrag der SPD-Fraktion angenommen, mindestens zehn öffentliche Wasserspender in der Mainzer Innenstadt zu etablieren. Angesichts der immer öfter auftretenden Hitzewellen solle die Verwaltung deshalb weitere Brunnen aufstellen, die Standorte eine hohe Passantenfrequenz aufweisen – als geeignet sah die SPD damals vor allem Münsterplatz, Neubrunnenplatz oder den Schillerplatz, aber auch Leichhof, Fischtorplatz, Hopfengarten, Gartenfeldplatz, Feldbergplatz, Goetheplatz und den Neue Quartiersplatz.
Nun folgte die Umsetzung immerhin eines Brunnens: Seit Dienstag ist der Trinkwasserbrunnen auf dem Rebstockplatz zurück. Der Brunnen habe am schnellsten und kostengünstigsten realisiert werden können, weil hier die Infrastruktur schon vorhanden gewesen sei, sagte Steinkrüger zur Begründung. Die Aufstellung sei nun Teil des Klimaaktionsplans, es gehe darum, „die Stadt bestmöglich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten.“ Deshalb habe sie sich „der Aufstellung von Trinkwasserspendern angenommen, und das Thema in mein Dezernat geholt“, betonte die Dezernentin weiter.
Tatsächlich hatte Steinkrüger aber bisher die Aufstellung neuer Trinkwasserbrunnen eher abgelehnt, und im Stadtrat regelmäßig Probleme und Hindernisse geltend gemacht. Noch vor einem Jahr, im Juli 2022, hieß es in einer Antwort im Stadtrat, neue Trinkwasserbrunnen in Mainz seien nicht geplant, die Anforderungen seien zu hoch: So müsse die Trinkwasserqualität sichergestellt und regelmäßig überprüft werden, der Brunnen in hygienisch einwandfreiem Zustand gehalten, die Rohrleitungen zum Brunnen regelmäßig gespült werden – das koste für jeden Liter Trinkwasser rund 22 zusätzliche Liter Wasser.
Steinkrüger: Geld nur für drei weitere Trinkwasserbrunnen
Doch offenbar wurde der Druck im Vorfeld der Kommunalwahl im Juni 2024 zu groß: Die Freien Wähler hatten Druck gemacht, die ÖDP sowieso, dazu kamen Anfragen aus diversen Ortsbeiräten, allen voran der Ortsbeirat Mainz-Altstadt. Nun kündigte Steinkrüger an, es solle künftig weitere Trinkwasserbrunnen in Mainz geben – doch schnell wird das mit Sicherheit nicht gehen: Man prüfe derzeit verschiedene Standorte, sagte Steinkrüger, sie könne sich etwa den Volkspark oder das Rheinufer vorstellen. Wann weitere Brunnen kommen könnten, sagte sie nicht.
Ohnehin sei derzeit nur Geld für drei weitere Trinkwasserbrunnen vorhanden, betonte Steinkrüger weiter. Allerdings rechnet das Umweltamt auch mit erheblichen Kosten für die Aufstellung solcher Brunnen: Schon 2022 hatte das Umweltdezernat einen Betrag von rund 10.000 Euro pro Brunnen genannt, jetzt sprach Steinkrüger sogar von Kosten von bis zu 24.000 Euro. Dabei geht das Umweltministerium des Landes Rheinland-Pfalz – geführt von der grünen Ministerin Katrin Eder – selbst von erheblich niedrigeren Kosten aus: „Die Kosten liegen inklusive der Installation für einen Trinkwasserbrunnen zwischen 7.000 – 15.000 Euro“, heißt es dort.
Das Land Rheinland-Pfalz fördert zudem weiter die Aufstellung öffentlicher Trinkwasserbrunnen: 100 öffentliche Trinkwasserbrunnen wollte die damalige Umweltminister Ulrike Höfken (Grüne) mit dem Programm auf den Weg bringen, gefördert worden waren davon allerdings vor einem Jahr erst ganze 30 Stück, wie die Freien Wähler im August 2022 durch eine Kleine Anfrage im Mainzer Landtag erfuhren. Pro Kommune waren einmal zwei solcher Brunnen förderfähig, Anträge aus Mainz: bisher keine.
Steinkrüger zeigte sich am Dienstag auf Mainz&-Nachfrage zu dem Förderprogramm unwissend, laut Webseite des Förderprogramms ist eine Förderung von bis zu 8.000 Euro möglich – offenbar pro Brunnen. Beim Umweltministerium ist die Kampagne für mehr Trinkwasserbrunnen auch Teil der Landeskampagne „Müll nicht rum“ zur Vermeidung von Einwegpackungen und Plastikflaschen: „Lass dir deine Flasche lieber mit Leitungswasser auffüllen, oder füll ́s dir selbst an einem der vielen Trinkwasserbrunnen auf“, heißt es dort. Die „vielen Trinkwasserbrunnen“ sind in Mainz vorerst aber nicht in Sicht.
Info& auf Mainz&: Alles zum Stadtratsbeschluss 2019 in Sachen Trinkwasserbrunnen in Mainz könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen, die Fortsetzung von vor einem Jahr findet Ihr hier.