Im Januar sorgte die Mainzer CDU für einen Paukenschlag mit der Nominierung des parteilosen Nino Haase zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Mainz im Oktober, nun erstellte erstmals ein Medienunternehmen eine Umfrage zu dem Thema: „Wenn Ihr morgen den OB direkt wählen könntet, für wen würdet Ihr Euch entscheiden: Ebling oder Haase?“ fragte das Nachrichtenportal Boost Your City. Das Ergebnis: Derzeit würden 60 Prozent der Befragten für Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) stimmen, 40 Prozent für den Herausforderer Nino Haase (parteilos). Die Umfrage lief im Internet und ist nicht repräsentativ, interessant sind die Ergebnisse dennoch – zumal an zwei Tagen auch Mainzer in der Innenstadt befragt wurden.
Boost Your City hatte die Umfrage auf seiner Facebook-Seite vom 30. April bis zum 7. Mai laufen lassen, insgesamt wurden dabei 1.256 Stimmen abgegeben. Die Daten liegen Mainz& exklusiv vor, danach wurden für Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) 758 mal eine Stimme abgegeben, bei Nino Haase wurde 498 Mal zustimmend geklickt. Damit liegt Ebling mit 60 Prozent deutlich vor Haase, für einen unbekannten Neuling ist das indes ein durchaus beachtliches Ergebnis – zum Vergleich: Bei der Landtagswahl 2016 in Rheinland-Pfalz sprachen sich wenige Wochen vor der Wahl im SWR-Politrend 50 Prozent der Befragten für die Amtsinhaberin Malu Dreyer (SPD) aus, aber nur 31 Prozent für ihre Herausfordererin Julia Köckner (CDU) – und Klöckner war damals wesentlich bekannter.
Bei offiziellen Umfragen großer Institute werden 1.000 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte telefonisch befragt, das gilt als repräsentativ. Damit kann die Umfrage von Boost Your City nicht mithalten: Umfragen in sozialen Netzwerken sind nicht repräsentativ, da die Auswahl der Abstimmenden nicht gesteuert wird. Zudem unterliegen soziale Netzwerke stark dem Einfluss von Kampagnen und Mund-zu-Mund-Propaganda – hier ist schnell eine Mehrheit „organisiert“, wenn man will. Boost Your City wagte das Experiment trotzdem: „Uns hat der aktuelle Stand und die Meinung der Mainzer interessiert“, sagte Social-Media-Experte Meikel Dachs im Gespräch mit Mainz&: „Und wir wollten wissen, wie die Kampagne der beiden Kandidaten ankommt.“
Der Mainzer Oberbürgermeister wird zwar erst am 27. Oktober gewählt, doch auch vor der Kommunalwahl am 26. Mai werfen sich Ebling und Haase bereits mit vollem Einsatz in den Wahlkampf. Auch ist nicht auszuschließen, dass bis Oktober noch weitere OB-Kandidaten hinzukommen – erwartet wird etwa eine Kandidatur von grüner Seite -, doch bislang hat sich noch niemand offiziell erklärt. Die Umfrage konzentrierte sich daher auf Ebling und Haase, die Kommentare zur Umfrage zeigten ein durchaus differenziertes Bild: „Natürlich Michael Ebling“, schrieben dessen Anhänger, „jeder außer Ebling“ kam aber genauso vor.
Für Haase spreche seine „Denkoffenheit“, schrieb einer, der Kandidat sei „rhetorisch versiert, perspektivisch und kompetent“. Sie würde sich freuen, „wenn der Stillstand und Filz in dieser Stadt endlich beendet wird“, schrieb eine Kommentatorin stellvertretend für mehrere: „Die Zeit ist reif, für was neues, kreatives und modernes.“ Ebling habe in seiner ersten Amtszeit „enorm viel voran gebracht“, er sorge für bezahlbaren Wohnraum und eine gute Wirtschaftsentwicklung, schrieben hingegen SPD-Parteianhänger. Deutlich skeptischer äußerte sich ein anderer Kommentator: „Beide Kandidaten werden für Mainz in der Zukunft nichts ausrichten können. Ebling bedeutet Stillstand (gerne feiern, nix machen), Haase fehlen Erfahrung und Verbindungen…..“
In der Online-Umfrage erzielt Ebling den Angaben zufolge seine größte Zustimmung bei Männer im Alter zwischen 36 und 57 Jahren, Haase punktete hingegen bei Frauen zwischen 22 und 33 Jahren. Boost Your City flankierte das zusätzlich mit einer Straßenumfrage: Am 2. und 3. Mai wurden in der Mainzer Innenstadt insgesamt 216 Mainzer befragt, davon 129 Frauen und 87 Männer. Davon gaben 147 eine Stimme für Ebling ab, 69 für Haase – 22 gaben an, den Kandidaten Nino Haase nicht zu kennen. Damit lag hier Ebling mit 68 Prozent klar vor Haase, der auf 32 Prozent kam.
Boost Your City wollte dabei von den Passanten auch wissen, ob der vor einigen Wochen veröffentlichte anonyme Brief mit heftigen Vorwürfen gegen die Stadtspitze und Ebling selbst ihre Entscheidung beeinflusse. Von den 216 Befragten wussten 28 nichts von dem Brief, 71 Personen gaben an, er habe ihre Entscheidung nicht beeinflusst. 93 Befragte aber gaben an, der anonyme Brief sei für sie positiv für Ebling ausgefallen, 24 gaben an, sie hätten sich durch den Brief in ihrer Wahlentscheidung zu Gunsten Haases entschieden.
Und schließlich fragte Boost Your City noch: „Was sollte sich in der Landeshauptstadt Mainz ändern?“ Die Antworten erbrachten ein eindeutiges Ranking: 23 Befragte gaben an, das Baustellenchaos müsse beseitigt und die Parkgebühren günstiger werden. 25 Befragte fanden, die Altstadt müsse wieder attraktiv werden, die Gastronomie sterbe in Mainz. Auf Platz 1 landete aber eindeutig das Thema Wohnen: 41 Befragte stimmten der Aussage zu, „die Mietpreise sind für Familien nicht mehr bezahlbar in und um Mainz herum.“ Gewünscht wurde übrigens auch ein Ende der Koalition zwischen SPD und Grünen – und ein attraktiveres und familienfreundlicheres Rheinufer. Mehr dazu lest Ihr demnächst hier bei Mainz&.
Info& auf Mainz&: Die Zahlen und Fakten wurden Mainz& exklusiv von Boost Your City zur Verfügung gestellt, wir hatten an der Umfrage keinen Anteil und haben an ihr auch nicht teilgenommen. Die Facebookseite von Boost Your City findet Ihr hier, unter dem Post vom 30. April könnt Ihr auch alle Kommentare nachlesen.