War das ein Wochenende: Unwetter haben in vielen Teilen des Landes wahre Verwüstungen angerichtet – Mainz aber kam wieder einmal glimpflich davon. Zwar ging auch hier am Freitagabend ein heftiges Gewitter nieder, in Mainz schüttete es dabei aber lediglich wie aus Kübeln. Anders in Wiesbaden: In den nördlichen Stadtteilen wie Klarenthal hagelte es, dass die Straßen aussahen wie nach einem Wintereinbruch, die Kurhauskolonnaden standen unter Wasser. Doch an einer Stelle krachte es auch bei uns gewaltig: Um 18.15 Uhr schlug am Samstag in Gonsenheim ein Blitz in eine Fichte – der Baum fiel auf einen Kinderspielplatz. Und in der Nacht zum Montag spielten auf einmal die Rauchmelder verrückt.
UPDATE: Gleich sechs Mal musste die Feuerwehr Sonntagnacht ausrücken, weil im Stadtgebiet Rauchmelder oder Brandmeldeanlagen losgingen. Gleich zweimal löste ein Brandmelder in einer Lackfabrik in Mombach aus – einen Grund konnten die herbeigeeilten Rettungskräfte nicht finden. Schließlich musste ein Mitarbeiter der Wartungsfirma aus dem Hunsrück anrücken, um die Anlage endlich still zu legen. In einem Hotel in der Altstadt löste Wasserdampf aus der Dusche ebenfalls einen Warnmelder aus, woraufhin das Hotel sogar evakuiert wurde. Auch hier konnte erst die Wartungsfirma den Alarm stoppen.
In der Nackstraße in der Neustadt gingen auf einem Balkon gelagerte Rauchmelder um kurz vor 1.00 Uhr los und weckten die gesamte Nachbarschaft, danach sprang die Brandmeldeanlage in einem Möbelhaus in der Rheinallee an – wieder ohne jegliche Brandursache. Die Feuerwehr nimmt an, dass Luftdruckschwankungen durch das Gewitter die Störungen verursachte.
25 Meter hohe Fichte an Spielplatz vom Blitz gespalten
In Gonsenheim wurde am Samstag ein 25 Meter hoher Baum vom Blitz getroffen – er stand in dem kleinen Park in der Kirchstraße hinter dem Feuerwehrgerätehaus, teilte die Feuerwehr Mainz mit. Durch den Blitzeinschlag wurde der Baum auf ganzer Länge gespalten, von einem Hauptast wurde ein großes Teil abgesprengt – und das lag auf dem Rasen, direkt neben der Schaukel eines Kinderspielplatzes… Nicht auszudenken, wenn… doch niemand war auf dem Spielplatz, niemand wurde verletzt – was ein Glück!
„Ohrenzeugen“ berichteten den Rettungskräften, es hätte sich beim Blitzeinschlag wie bei einer „Explosion“ angehört, der Knall sei unmittelbar nach dem Blitz zu hören gewesen. In Reihen der Berufsfeuerwehr fand sich dann ein ausgebildeter Forstwirt, der war mit einem Kleinalarmfahrzeug und einem Einsatzleitwagen vor Ort. Der Forstwirt fällte die Fichte und ließ sie zwischen zwei anderen Bäumen auf eine freie Rasenfläche fallen, von dort sollte sie am Montagmorgen von der Stadt entsorgt werden.
Hunderte Notrufe in Wiesbaden wegen Hagel und Flut
Ansonsten aber passierte in Mainz offenbar nichts – keine vollgelaufenen Keller, keine untergegangenen Fahrzeuge. Das war gerade jenseits des Rheins in Wiesbaden völlig anders: Am frühen Freitagabend gingen Hunderte Notrufe bei Polizei und Feuerwehr ein, wie die Kollegen von der Hessenschau berichteten. Keller standen unter Wasser, Straßen verwandelten sich in Seen, Wasser drang in stehende Autos ein. Ein Taxifahrer musste befreit werden, der wegen der Wassermassen in seinem Auto feststeckte.
Für Staunen sorgte aber vor allem der in Massen niedergehende Hagel, der die Straßen in weiße Landschaften verwandelte – und das auch in Kriftel und Hofheim. Am Frankfurter Flughafen sorgte das Unwetter für Verspätungen, in anderen Teilen gab es Erdrutsche oder mussten gar in Bad Schwalbach Telefonmasten gekappt werden.
Mainzer halfen beim Auspumpen am Kurhaus
Auch in Rheinland-Pfalz war stellenweise Land unter: In Boppard am Mittelrhein liefen Keller voll, Erdrutsche und Bäume blockierten Straßen und auch die Bahnstrecke Trier-Koblenz, ein Regionalzug entgleiste gar leicht. Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring musste eine Stunde nach dem Start wegen Regenmassen und starkem Hagel unterbrochen werden. An der Mosel wurden manche Weinberge vom Hagel völlig entlaubt.
Die Mainzer Rettungskräfte machten aus ihrer Alarmbereitschaft indes eine Tugend – und halfen den Kollegen der Wiesbadener Feuerwehr dabei, die mit Wasser vollgelaufenen Kellerräume der Kurhaus-Kolonaden leer zu pumpen.