Kommenden Montag beginnt in Rheinland-Pfalz die Schule – und für viele Erstklässler ist es der Start in die Schulzeit. Damit ist es aber auch der Start in ein oft heilloses Verkehrschaos rund um die Schulen oder auf dem Schulweg – nun rufen gleich drei Verbände dazu auf, Kinder den Weg zur Schule selbstständig zurücklegen zu lassen. „Elterntaxis sorgen täglich für ein unübersichtliches Verkehrschaos vor den Schulen“, kritisieren die Verbände. Für Kinder sei es gesünder, den Weg zu Fuß oder per Rad oder Roller zurückzulegen. Und sie geben Tipps, wie Kinder sicher zur Schule kommen.

Aktion gegen das Elterntaxi bei der Polizei Mainz 2014. - Foto: gik
Aktion gegen das Elterntaxi bei der Polizei Mainz 2014. – Foto: gik

Jedes Jahr zu Schulbeginn warnen Experten von Polizei und Kinderorganisationen vor dem Verkehrschaos rund um die Schulen – und damit vor allem vor einem: dem Elterntaxi. „Es gibt meist keinen Grund, Kinder morgens mit dem Auto in die Schule zu chauffieren“, sagte schon 2017 Claudia Neumann, Expertin für Spiel und Bewegung beim Deutschen Kinderhilfswerk. Eltern, die ihr Kind bis vor das Schultor führen, gefährdeten dabei oftmals sogar andere Kinder, denn gerade hektisch geparkte Autos erzeugten für Kinder unübersichtliche Situationen – das erhöhe die Unfallgefahr enorm.

„Viele Gefahren entstehen erst durch den Elternverkehr“, warnte auch die Mainzer Polizei schon 2014, „die Eltern tun ihren Kindern dadurch nichts Gutes.“ Nun haben sich gleich drei verbände zusammengeschlossen, um erneut für den Verzicht des Elterntaxis und für gesünder4e Alternativen zu plädieren: „Aktiv ins neue Schuljahr starten und das Elterntaxi stehen lassen“ – dazu rufen das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) zum Schulstart in Rheinland-Pfalz auf.

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Schulweg zu Fuß – Chaos durch Elterntaxis

Den Schulweg zu Fuß, mit dem Rad oder Roller zurückzulegen, sorge für einen körperlichen Ausgleich der Kinder zum langen Sitzen in der Schule, raten die Verbände: Kinder seien dadurch morgens wacher und konzentrierter und könnten dem Unterricht besser folgen. „Außerdem fördert es ihre Entwicklung und stärkt durch die Eigenverantwortung ihr Selbstvertrauen auch für andere Lebenssituationen, wenn sie den Weg zur Schule selbstständig zurücklegen“, raten Kinderhilfswerk und Co.

Kinder zu Fuß zur Schule schicken - das raten Experten dringend. - Foto: gik
Kinder zu Fuß zur Schule schicken – das raten Experten dringend. Diese Kids haben beim Jugendmaskenzug in Mainz Spaß. – Foto: gik

Die Elterntaxis sorgten hingegen „täglich für ein unübersichtliches Verkehrschaos vor den Schulen, was schnell gefährlich werden kann“, warnen die Verbände. Bei einer Schule mit 1000 Schülern führen einer Umfrage der Verbände zufolge zu Stoßzeiten etwa 170 Autos gleichzeitig vor. „Halten zu viele Autos gleichzeitig vor dem Schultor, entstehen gefährliche Situationen vor allem für die Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen“, heißt es auch hier. Dazu sei das Auto mitnichten ein ausgesprochen sicheres Verkehrsmittel: 37 Prozent der im Jahr 2021 im Straßenverkehr verunglückten Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren saßen als Mitfahrende in einem Auto.

„Die Orientierung im Raum ist eine wichtige Kernkompetenz, die Kinder in der Grundschulzeit erlangen sollten“, betonte VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand. Dafür sei es wichtig, Kinder den Weg zur Schule alleine bestreiten zu lassen, wo dies möglich sei. „Wer am Nachmittag zu Fuß, mit dem Rad oder Roller unterwegs ist, hat Zeit, das Erlernte wirken zu lassen“, rät Brand weiter. Und wenn auf das Auto nicht ganz verzichtet werden könne, sollten Eltern nicht bis auf den letzten Meter an die Schule heranfahren, rät der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann: Zumindest ein kleiner Fußweg sei für jeden Schüler machbar.

VCD: Unsichere Radwege und Fußwege schrecken ab

Der VCD übt aber auch scharfe Kritik an der Verkehrsinfrastruktur in den Städten: „Wenn Eltern sich gezwungen sehen, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren, weil sichere Fuß- und Radwege fehlen, läuft etwas gehörig schief“, betonte VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. Statt Elterntaxis raten Kinderhilfswerk, VCD und VBE zu Laufgemeinschaften für Kinder, für Schullotsen vor den Schulen sowie zu viel Übung.

Unsichere Radwege, fahren auf der Straße - das sind für Eltern keine sicheren Schulwege. - Foto: gik
Unsichere Radwege, fahren auf der Straße – das sind für Eltern keine sicheren Schulwege. – Foto: gik

01Bei Laufgemeinschaften werden Kinder aus der Nachbarschaft zusammengebracht, die den Schulweg gemeinsam zurücklegen. Dabei werden unterschiedliche Haltestellen am Weg vereinbart, an denen sich die Kinder treffen, um von dort gemeinsam zur Schule zu gehen. „Dadurch wird der Schulweg sicherer, macht mehr Spaß und die Kinder lernen aufeinander aufzupassen – das funktioniert natürlich auch für Radfahr-Gemeinschaften“, heißt es weiter.

Für Eltern und Schulen gelte es gerade in der ersten zeit, Kinder zu unterstützen, und mit ihnen ganz viel zu üben. Das gelte für den Schulweg ebenso wie für die allgemeinen Regeln im Straßenverkehr. Aber auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer gelte: Rücksicht nehmen! „Jüngeren Kindern fehlt noch die Routine bei den Regeln im Straßenverkehr, und sie lassen sich leichter ablenken“, so der Apell weiter. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die anderen Verkehrsteilnehmenden besonders aufmerksam seien, Halteverbote sehr ernst nähmen – und im Umkreis von Schulen maximal Tempo 30 gelte.

Info& auf Mainz&: Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) rufen vom 18. bis zum 29. September 2023 Schulen und Kindertageseinrichtungen in ganz Deutschland zur Teilnahme an den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ auf. Anmeldungen sind unter das erhöht die Unfallgefahr enorm möglich. Auf der Webseite können auch Aktions- und Spielideen eingesehen, konkrete Tipps heruntergeladen sowie Materialien bestellt werden.