Die Deutschen sparen beim Weineinkauf: 2022 kauften sie insgesamt zehn Prozent weniger Wein, und sie achten mehr auf den Preis. Das gab nun das Deutsche Weininstitut wenige Tage vor der großen Düsseldorfer Weinmesse ProWein bekannt. Gründe seien vor allem Kaufkraftverluste durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten, ergab eine Marktstudie. Zunehmend begehrt sind deutsche Weine hingegen im Ausland: Vor allem in China erreichten abgesetzte Weinmengen und Umsatz einen neuen Rekordwert.

Die ProWein in Düsseldorf ist die weltweit größte Fachmesse für Weine und Spirituosen. - Foto: ProWein
Die ProWein in Düsseldorf ist die weltweit größte Fachmesse für Weine und Spirituosen. – Foto: ProWein

Vom 19. bis 21. März 2023 trifft sich die Weinwelt wieder zur weltgrößten Weinmesse: der ProWein in Düsseldorf. Traditionell gibt das Deutsche Weininstitut (DWI) in Bodenheim bei Mainz in den tagen davor die neuesten Daten zur Entwicklung des Weinmarktes heraus – an diesem Montag war es wieder so weit. Doch dieses mal waren die Zahlen der NielsenIQ-Weinmarktanalyse eher ernüchternd: Die Deutschen sparen beim Weineinkauf.

2022 seien über alle Einkaufsstätten hinweg gerechnet „hierzulande zehn Prozent weniger Wein eingekauft worden, was zu einem Umsatzrückgang von 6,5 Prozent geführt hat“, teilte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule nun mit. Wegen der anhaltend hohen Inflation und der daraus resultierenden Kaufkraftverluste durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten, „haben sich die Haushaltseinkäufe stark auf die unbedingt notwendigen Produkte konzentriert“, bilanzierte Reule weiter: „Die aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehen auch am deutschen Weinmarkt nicht spurlos vorüber.“

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Verbraucher: weniger Wein, mehr auf den Preis geachtet

So kauften weniger Haushalte in Deutschland überhaupt Wein und achteten dabei auch noch stärker auf den Preis geachtet, erläuterte Reule weiter. Von der höheren Preissensibilität der Verbraucher hätten insbesondere die preisgünstigeren Weine aus dem Ausland profitiert: Internationale Weine kosten in Deutschland im Schnitt 3,64 Euro pro Liter, deutsche Weine hingegen kommen auf einen Durchschnittspreis von 4,18 Euro pro Liter. Die Konsequenz: Beim Weinen aus dem Ausland sank die Einkaufsmenge um sieben Prozent, bei deutschen Weinen aber um 14 Prozent.

Die Verbraucher kauften 2022 weniger Wein und achteten mehr auf den Preis. - Foto: ProWein
Die Verbraucher kauften 2022 weniger Wein und achteten mehr auf den Preis. – Foto: ProWein

Bei Weinen aus dem Ausland greifen die Deutschen immer noch am liebsten zu italienischen Weinen (Marktanteil: 16 Prozent), gefolgt von Weinen aus Spanien mit 14 Prozent und französischen Weinen mit unveränderten elf Prozent. Der Marktanteil deutscher Weine an den eingekauften Weinmengen sank aber lediglich um einen Prozentpunkt auf 44 Prozent. Die treueste Kundschaft haben dabei Bioweine: Sie hielten ihren Marktanteil unverändert, allerdings beträgt der gerade einmal drei Prozent.

Die wichtigste Bezugsquelle für Wein bleibt in Deutschland derweil der Lebensmitteleinzelhandel (LEH): 64 Prozent aller Weine wurden 2022 im LEH eingekauft. Dabei kommen die Discounter auf einen unveränderten Marktanteil von 37 Prozent. Direkt beim Winzer wurden 22 Prozent der Weine verkauft – und hier spielt das Thema Online eine zunehmend wichtige Rolle: Der Marktanteil online gehandelter Weine stieg 2022 noch einmal um zwei Prozentpunkte auf nunmehr 13 Prozent.

Weinexporte nach China und in die Schweiz boomen

Am meisten lieben die Deutschen dabei Weißweine, ihr Mengenanteil liegt bei 47 Prozent. Rosés werden dabei immer beliebter, sie steigerten sich 2022 leicht auf nunmehr 13 Prozent Marktanteil. Das ging zulasten des Rotweinkonsums, dessen Marktanteil von 41 auf 40 Prozent zurückging. Deutsche Rieslinge haben aber längst auch wieder Weltruf: Der Export der deutschen Winzer boomt.

Weinregal im Edeka-Laden in Mainz-Finthen mit Besitzer Ralf Engelhardt. - Foto: gik
Weinregal im Edeka-Laden in Mainz-Finthen mit Besitzer Ralf Engelhardt. – Foto: gik

„Besonders erfolgreich verliefen im vergangenen Jahr die deutschen Weinexporte nach China“, heißt es vom Deutschen Weininstitut weiter: Im fünftwichtigsten Weinexportmarkt steigerten die Winzer ihren Absatz um ein Viertel und erreichten mit 45.000 Hektolitern einen neuen Rekordwert. „Insbesondere die jüngere Verbraucherschaft in China entdeckt zunehmend den deutschen Riesling für sich“, sagte DWI-Chefin Reule. Deutscher Riesling werde dort zunehmend auch von jungen Sommeliers empfohlen.

Was die Winzer besonders freut: Die Weine werden in China zu einem sehr hohen Durchschnittspreis von 5,12 Euro pro Liter vertrieben – das waren 22 Prozent höhere Preise als noch 2021. „Diese Entwicklung ist auch auf Preisanpassungen zurück­zuführen, die vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Produktionskosten nötig waren“, räumte Reule ein. Sie entspreche aber ebenso dem langfristigen Ziel der Branche, mehr höherwertigere Weine zu exportieren, um die Wertschöpfung zu erhöhen.

DWI auf der ProWein mit „German Classics“

Neue Höchstpreise konnten die deutschen Weinexporteure 2022 aber auch in vier weiteren wichtigen Exportmärkten erzielen: In den USA und Norwegen gingen deutsche Weine im Schnitt für 50 oder sogar 56 Cent pro Liter mehr über den Verkaufstresen. Deutsche Weine für die USA kosteten im vergangenen Jahr durchschnittlich 4,32 Euro pro Liter 4,40 Euro pro Liter für Norwegen. Die gestiegenen Preise hatten allerdings in beiden Märkten auch einen Rückgang der Weinexporte von jeweils 13 Prozent zur Folge.

Rheinhessen präsentiert sich auf der ProWein unter anderem mit Silvaner - hier der beliebte "Rheinhessen Silvaner" bei der Premiere 2017. - Foto: Rheinhessenwein, Carsten Costard
Rheinhessen präsentiert sich auf der ProWein unter anderem mit Silvaner – hier der beliebte „Rheinhessen Silvaner“ bei der Premiere 2017. – Foto: Rheinhessenwein, Carsten Costard

Die wichtigsten Exportregionen für deutsche Weine sind die USA gefolgt von Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien. Einen Boom erleben deutsche Weine derzeit aber auch in der Schweiz: Nach vier Jahren kehrten die Exportmengen in das südliche Nachbarland wieder in die Top10 der wichtigsten Weinexportländer. 2022 wurden in die Schweiz 51 Prozent mehr Weine in der Menge exportiert, der Exportwert stieg bei einem guten Durchschnittspreis von 4,74 Euro pro Liter gleich um 23 Prozent.

Auf der ProWein will das DWI am kommenden Wochenende „German Classics“ präsentieren: In der Halle 1 werden am DWI-Stand insgesamt 22 regionale Weinklassiker aus den 13 Weinanbaugebieten präsentiert. Aus Rheinhessen kommen dafür die „Hidden Champions“ Silvaner und Scheurebe, von der Nahe Riesling und Weißburgunder – und die Ahr schickt natürlich Spätburgunder und Blanc de Noir. „Regionale Klassiker schaffen Vertrauen beim Weinkauf und helfen, das Profil der einzelnen Weinbaugebiete zu schärfen“, betonte Reule. Zudem spielten Regionalität im Einkaufsverhalten der Verbraucher nach wie vor eine große Rolle.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den regionalen Klassikern der deutschen Weinanbaugebiete findet Ihr hier im Internet beim DWI.