Am 9. April wollen die Mainzer Winzer eigentlich mit dem traditionellen Marktfrühstück auf dem Mainzer Wochenmarkt starten – doch ob das klappt, ist elf Tage davor immer noch unklar: Nach Informationen von Mainz& hat die Stadt Mainz bis heute den Mainzer Winzern keine endgültigen Bedingungen genannt. Auch der Standort des Weinausschanks am Rheinufer ist immer noch unklar – wo man hinkönne, wisse man noch nicht, heißt es bei den Mainzer Winzern. Derweil trafen sich vergangenen Samstag vor allem jüngere Mainzer in Scharen zu einem “wilden” Marktfrühstück – und hinterließen Massen an Müll und Unrat. Hürden statt Ordnung – Mainz& kommentiert: Was treibt die Stadt da eigentlich – Feste adé?
Das Mainzer Marktfrühstück ist Kult, zwei Jahre lang musste die Lieblings-Veranstaltung der Mainzer nun Corona-bedingt pausieren – nun sollte das beliebte Treffen zum Weinumtrunk am Rande des Mainzer Wochenmarkts eigentlich wieder starten. “Wir wollen am 9. April mit dem Marktfrühstück starten”, sagte die Vorsitzende der Mainzer Winzer, Sigrid Lemb-Becker, nun gegenüber der Internetzeitung Mainz&. Doch die genauen Bedingungen für die Winzer seien weiter unklar, klagt Lemb-Becker: “Uns läuft die Zeit weg.”
Nach Informationen von Mainz& und der Online-Zeitung BYC-News schraubt das Ordnungsamt der Stadt Mainz derzeit die Anforderungen für Veranstaltungen in immer neue Höhen – und ändert die Bedingungen ständig. Demnach fordere die Stadt Mainz von den Winzern nun, eine Sicherheitsfirma mit einer größeren Menge von Security-Mitarbeitern zu engagieren – und zwar auf Kosten der Mainzer Winzer. Damit solle auch die Vermüllung gemindert werden, die Stadt hingegen weniger Personal abstellen müssen.
Hunderte treffen sich zu spontanem Marktfrühstück
Verantwortlich für die Plätze rund um den Dom sowie für die sichere Durchführung des Wochenmarktes ist indes die Stadt Mainz, die hier das alleinige Hausrecht hat. Doch eine ordnende Hand war vergangenen Samstag nirgends zu sehen: Bei traumhaftem Frühlingswetter hatten sich auf dem Liebfrauenplatz Hunderte, vielleicht sogar Tausende zu einem spontanen Marktfrühstück versammelt – ohne dass es aber schon einen Ausschank der Mainzer Winzer gegeben hätte.
Das Ergebnis: die Menschenmenge brachte ihre eigene Verpflegung mit und hinterließ eine riesige Müllmenge. Weil es zudem keinerlei Toiletten gab, klagten Anwohner über wildes Pinkeln gleich Dutzendfach. Dazu kam: die abfahrenden Marktbeschicker mussten sich mit ihren Lieferwagen durch die dichte Menschenmenge schieben, ordnende Mitarbeiter der Stadt waren nirgends zu sehen. Dabei sind die Menschenmassen zum Frühjahrsbeginn nichts Neues: Schon in den Vorjahren wurde das Marktfrühstück zum Saisonauftakt immer von Tausenden von Besuchern überrannt – zuletzt 2019, in der letzten regulären Saison.
Jedes Mal hatte die Stadt Mainz danach Abhilfe versprochen: mehr Müllbehälter wollte man aufstellen, für einen reibungslosen Ablauf sorgen, und für die Sicherheit bei der Abfahrt der Marktbeschicker. Die Standbetreiber des Wochenmarktes müssen noch immer pünktlich um 14.00 Uhr ihre Stände räumen, während das Marktfrühstück noch bis 17.00 Uhr weiter geht – doch Vorschläge, die Standbetreiber einfach über das Höfchen abfahren zu lassen, anstatt durch die dichte Menge auf dem Liebfrauenplatz, wurden stets abgelehnt.
Bei den Mainzer Winzern betont man, für den Wochenmarkt seien die Winzer nicht zuständig, und bisher habe es ja auch noch keinen Ausschank in diesem Jahr gegeben. “Wir sind nur für den Ausschank-Bereich am Römischen Kaiser zuständig”, betont Lemb-Becker, dafür gebe es ein Sicherheitskonzept und Sicherheitsmitarbeiter, seit der Ausschank vor den Römischen Kaiser verlegt wurde. “Wenn unser geordneten Ausschank wieder stattfindet, dürften die Riesenmengen Müll so nicht mehr anfallen”, betonte Lemb-Becker zudem: “Die Mainzer Winzer haben ein Pfandsystem, bei uns wird alles zurückgegeben.” Auch für Ordnung und ein sauberes Umfeld hätten die Winzer und ihre Mitarbeiter sich immer gekümmert.
Auf die Bedingungen der Stadt Mainz wollte Lemb-Becker nicht näher eingehen, die Verhandlungen seien aber schwierig, räumte sie ein. So fordere die Stadt Mainz bisher angesichts der Corona-Lage eine Entzerrung der Besucher, die genauen Bedingungen seien dafür aber noch unklar. Dabei ist längst klar: Die Corona-Einschränkungen werden bis bis zum 9. April Geschichte sein, am 3. April fallen auch in Rheinland-Pfalz fast sämtliche Corona-Regeln – darunter auch Maskenpflicht, Abstandsregeln und Höchstgrenzen für Besucher bei Veranstaltungen. Für eine Entzerrung wollten die Winzer zudem gerne den traditionellen Weinstand am Rheinufer nutzen, bislang habe man aber immer noch keinen Standort: “Wir wissen noch nicht, wo wir hinkönnen”, klagt Lemb-Becker.
Ursprünglich hatte der beliebte Weinstand der Mainzer Winzer seinen Platz am Ende des Fischtorplatzes gehabt, wegen einzelner Anwohner musste der Stand dann verlegt werden – und fand einen neuen Standort unmittelbar vor dem Rathaus auf der Rheinuferpromenade. Dort ist nun aber Großbaustelle wegen der Rathaus-Sanierung – ein Alternativstandort ist immer noch unklar. “Langsam wird es knapp”, sagte Lemb-Becker am Mittwoch. Werde nicht bald eine Lösung gefunden, und zwar sowohl für den Weinstand wie das Marktfrühstück, “wird es schwierig mit dem 9. April”, fügte die Winzerin hinzu.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Wegfall der Corona-Regeln ab dem 3. April 2022 lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zur Diskussion um das Mainzer Marktfrühstück könnt Ihr ausführlich hier bei Mainz& lesen. Informationen der Mainzer Winzer zum Marktfrühstück findet Ihr hier im Internet.
Kommentar& auf Mainz&: Feste adé? Was treibt die Stadt?
Man könnte wirklich auf die Idee kommen: Die Stadt Mainz will das Marktfrühstück nicht mehr. Und auch keinen Weinstand der Mainzer Winzer. Und überhaupt: Welche Veranstaltungen sind eigentlich in diesem Jahr überhaupt bisher von der Stadt genehmigt? Elf Tage vor dem Start eines Mega-Events sind die Bedingungen für die Durchführung noch immer unklar – ehrlich, Stadt Mainz? Das ist weder professionell noch im Ansatz verständlich – schließlich handelt es sich hier keineswegs um eine neue Veranstaltung.
Das Mainzer Marktfrühstück ist nicht irgendein Event: Es ist Kult. Mehr noch: Es ist zum Aushängeschild der Stadt Mainz geworden, zum Exportschlager, für das andere Städte Mainz glühend beneiden. Und was macht die Stadt? Seit Jahren ist man nicht in der Lage, Lösungen und ein strukturiertes Umfeld für eines der wichtigsten Markenzeichen anzubieten. Ausreichend Mülltonne, Toiletten, vernünftige Abfahrtwege für die Marktbetreiber ohne Lebensgefahr – all das ist ja nun wirklich kein Hexenwerk. Trotzdem scheitert die Stadtverwaltung Jahr um Jahr an genau diesen, wirklich banalen Anforderungen – warum?
Zuständig ist das Ordnungsamt der Stadt, dort hieß es noch vor wenigen Jahren selbstbewusst: Feste können wir, kein Problem. Inzwischen ist davon offenbar nichts mehr übrig – ja: Es sind auch keine Feste mehr übrig. Der Mainzer Weinmarkt 2021 – trotz Sicherheitskonzept, Entzerrung und niedrigen Corona-Inzidenzen: abgesagt. Die Mainzer Weintage: nicht mehr genehmigt. Während auch in der Corona-Pandemie die Stadt Wiesbaden Schaustellern Buden und Ausschank-Möglichkeiten eröffnete, auch entlang des Rheinufers, herrschte in Mainz gähnende Leere.
Nun wackelt auch noch das Mainzer Marktfrühstück, und das wäre wirklich ein Tiefschlag in Sachen Attraktivität für Mainz. Feste seien super wichtig, um die Stadt wieder zu beleben, heißt es allenthalben von Seiten des Oberbürgermeisters. Da fragt man sich doch: Warum werden Feste und Events dann nicht ermöglicht? Warum werden Auflagen in immer neue Höhen geschraubt, permanent verändert und kurzfristig wieder über den Haufen geschmissen – nach Mainz&-Informationen ist das kein Einzelfall. Wer Feste verhindern will, handelt genau so. Wer das tut, der schadet Mainz und seinem – bisher – einmaligen Lebensgefühl.