Nach vier Jahren Corona-Pause ist das „Weinforum Rheinhessen“ nun endlich wieder da: Am 21. und 22. Oktober 2023 könnt Ihr nun wieder die große Leistungsschau der ausgezeichneten rheinhessischen Weine live erleben – und das mit einem neuen Konzept: Neben den beliebten Thementischen und der Präsentation der rheinhessischen Siegerweine sind in diesem Jahr erstmals 17 Winzer persönlich als Aussteller vor Ort. Damit wird die Verbindung Winzer-Wein-Verbraucher noch enger. Besondere Themen in diesem Jahr sind Winzersekt und PIWIs, es gibt zudem Workshops und Weinspaziergänge mit den rheinhessischen Weinmajestätinnen.

Weinforum Rheinhessen 2015: Verkosten, fachsimpeln, austauschen - das ist das Kernkonzept der großen Weinverkostung in Rheinhessen. - Foto: gik
Weinforum Rheinhessen 2015: Verkosten, fachsimpeln, austauschen – das ist das Kernkonzept der großen Weinverkostung in Rheinhessen. – Foto: gik

Seit mehr als 30 Jahren lockt nun schon das Weinforum Rheinhessen zur großen Erlebnis-Verkostung im Herbst, früher im Museum für antike Schifffahrt, später in der Rheingoldhalle. Im Oktober 2019 fand die große Leistungsschau bereits zum 33. Mal statt – damit gehört das „Weinforum“ zu den Vorreitern der Weinerlebnis-Verkostungen, bei denen sich die Besucher selbst durch Dutzende von Weinerzeugnissen probieren können. Die Bandbreite reicht traditionell vom einfachen Literwein bis zum Preis-gekrönten Spitzenprodukt, geordnet in Thementischen kann man hier Vergleichsproben zu Riesling und Silvaner, Burgundern, Rotweinen oder edelsüßen Spezialitäten durchführen.

Nach vier Jahren Corona-bedingter Abstinenz „sind wir jetzt wieder am Start“, freut sich Volker Schäfer, Leiter des Weinbauamtes Alzey: Am 21. und 22. Oktober lädt der Weinbauverband Rheinhessen zur großen Weinforums-Verkostung in die Alte Lokhalle in Mainz. Basis sind dabei die Weine, die zur offiziellen Weinprämierung angestellt werden, das waren dieses Mal 928 Betriebe, von denen 11.310 Weine, Perlweine und Sekte prämiert wurden. Rheinhessen war bei der Bundesweinprämierung mit 258 Betrieben und 3.593 Weinen vertreten – und heimsten 971 Goldmedaillen, 1497 silberne und 641 bronzene Auszeichnungen ein.

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Droht der Verlust der ‚cool climate‘-Stilistik?

Im Mittelpunkt des „Weinforums Rheinhessen“ stehen dabei die Weißweine des Jahrgangs 2022, aber auch gereifte Weine aus 2021, einem Weinjahrgang, der quasi aus dem Rahmen fiel: „2021 war der berühmte ‚cool climate‘-Jahrgang“, sagt Bernd Kern, Geschäftsführer der Gebietsweinwerbung Rheinhessenwein. Will sagen: 2021 erlebten die Winzer noch einmal eine Weinlese „wie früher“ – viel Regen und Kälte in den Sommermonaten sorgten für einen Jahrgang mit weniger Frucht, dafür viel Mineralik und Frische. Das muss kein Nachteil sein: Die Weine des Jahrgangs 2021 zeichnen sich durch weniger Alkohol und feine Aromen aus.

Rheinhessen ist die Heimat des Winzersektes: Hier wurde die spezielle deutsche Variante des Champagners erfunden. - Foto: gik
Rheinhessen ist die Heimat des Winzersektes: Hier wurde die spezielle deutsche Variante des Champagners erfunden. – Foto: gik

Besonders günstig war der Jahrgang 2021 denn auch für Sekterzeuger: Sektgrundweine benötigen weniger Alkohol und Reifezeit, die Sekterzeuger hätten gejubelt, sagte Kern verschmitzt. Sekte sind deshalb auch einer der Schwerpunkte auf dem „Weinforum Rheinhessen“: Präsentiert werden alle Rieslingsekte brut aus Rheinhessen – hergestellt werden sie im traditionellen „Methode Champenoise“-Verfahren in klassischer Flaschengärung wie bei der Champagnberherstellung.

Bei den Weinen steht natürlich der Weinjahrgang 2022 im Mittelpunkt, hier werden die aktuellen Siegerweine sowie die Weine der Selection Rheinhessen präsentiert. Die Rieslinge nehmen dabei natürlich immer eine große Bandbreite ein, Rheinhessen sei aber auch Burgunderland, betonte Schäfer -. man könne inzwischen richtiggehend von einem „Burgunderwunder“ sprechen. So wird etwa die Rebsorte Chardonnay inzwischen auf 1000 Hektar Rebflächen angebaut, zu erleben sind aber auch echte Raritäten wie etwa ein Gelber Orleons – eine Jahrhunderte alte Rebsorte, die in Geisenheim aus einem alten Wildbestand gerettet wurde.

PIWIS: Neue Rebsorten für den Klimawandel

Der Gelbe Orleons gehöre zu den ausgesprochen spät reifenden Traubensorten und werde deshalb im Zuge des Klimawandels wieder interessant, sagt Christoph Knewitz von der Landwirtschaftskammer Rheinhessen. Überhaupt treibt der Klimawandel die Winzer und We8inbauern im Lande stark um: „Die Traubenreife verfrüht sich immer mehr, wir haben jetzt schon stets Ende August mit der Lese begonnen – früher haben wir mal Mitte, Ende September angefangen“, berichtet Knewitz. Das berge nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren: mehr Krankheiten im Weinberg und mehr Alkohol in den Weinen.

Das Weinforum Rheinhessen 2018 in der Rheingoldhalle: Thementische im Mittelpunkt, - Foto: gik
Das Weinforum Rheinhessen 2018 in der Rheingoldhalle: Thementische im Mittelpunkt, – Foto: gik

„Das gefährdet unsere Weinstilistik als ‚cool climate‘-Region“, sagt Knewitz, deshalb seien später reifenden Rebsorten interessant – mit ihnen könne „das Erntefenster wieder so gelegt werden, wie wir das als cool climate-Region mal hatten.“ Im Kampf gegen immer mehr Krankheiten in den Weinbergen, verursacht durch schnelle Wechsel von Feuchtigkeit und Hitze etwa, greifen die Winzer zudem zunehmend zu den sogenannten „PIWIS“: pilzwiderstandsfähige Rebsorten, zu denen etwa der Cabernet Blanc, aber auch der Regent gehören.

Auch die PIWIs stehen dieses Jahr denn auch im Fokus beim „Weinforum Rheinhessen“, die neuen Rebsorten können auf den verschiedenen Themen-Tischen probiert werden. „Wir wollen an dem PIWI-Tisch zeigen, wie das Spektrum aussieht“, sagt Bernd Kern, das sei ganz in der Tradition des „Weinforums“: „Die Besucher stehen an den Tischen, probieren, fachsimpeln, tauschen sich aus – das ist das Konzept.“ Dazu gibt es einen Workshop „Spannende Perspektiven mit PIWI“, moderiert von der ehemaligen Deutschen Weinkönigin Simone Renth-Queins.

Neu beim Weinforum: 17 Winzer präsentieren ihre Weine

Das klassische Konzept der Themen-Tische wird denn auch in diesem Jahr ein zentraler Baustein des „Weinforums“, daneben aber gibt es eine neue Ergänzung: Erstmals sind einzelne Winzer selbst als Aussteller auf dem Weinforum präsent. 17 Betriebe werden an den beiden Tagen ihr Sortiment vorstellen, darunter sind zehn Staatsehrenpreisträger, also der Betriebe, die von der Landwirtschaftskammer für ihr Sortiment eigens ausgezeichnet werden. Jeder Betrieb werde sechs Weine dabei haben, darunter mindestens einen Rotwein, aber durchaus auch Süßweine oder Sekte.

Nicht nur den Wein verkosten, sondern auch den Winzer dazu treffen: das wird beim Weinforum Rheinhessen nun ausgebaut. - Foto: gik
Nicht nur den Wein verkosten, sondern auch den Winzer dazu treffen: das wird beim Weinforum Rheinhessen nun ausgebaut. – Foto: gik

Zu den Ausstellern gehören etwa der Posthof aus Stadecken-Elsheim und das Weingut Bungert-Mauer aus Ockenheim, das Weingut Villa Kerz aus Bodenheim oder das Weingut Escher aus Gau-Bischofsheim. Unter den ausstellenden Weingütern ist allerdings kein einziges aus Mainz – das Weinforum Rheinhessen beschränkt sich auf die Betriebe, die ihre Weine bei der Weinprämierung der Landwirtschaftskammer anstellen und dort erfolgreich sind. Doch längst reichen nicht mehr alle Betriebe ihre Weine zur Prämierung ein: Besonders viele Spitzenbetriebe aus dem VDP sind schon lange nicht mehr vertreten, auch viele erfolgreiche Weingüter aus Rheinhessen machen bei der Bundesweinprämierung nicht mehr mit.

Angst, dass die Besucher bekannte Namen vermissten, habe man nicht, betonte Kern: „Das Weinforum war schon immer eine Plattform für die, die auf Entdeckertour gehen wollen“, das Konzept ziele bewusst darauf ab, nicht nur die bekannten, sondern auch neue Betriebe zu präsentieren. „Corona hat uns da einen Cut beschert, das wollen wir nutzen, um mal was Neues zu schaffen“, sagte auch Schäfer. Mit der Anwesenheit der Betriebe „erhoffen wir uns noch mehr wunderbare Weingespräche – und für unsere ausgezeichneten Betriebe, näher am Kunden zu sein.“ Für den Besucher habe das den Vorteil, die Erzeuger direkt an der Hand haben und noch mehr Informationen über die Weine zu bekommen.

Im kommenden Jahr wollen die Ausrichter denn auch prüfen, ob noch mehr Betriebe live vor Ort ihre Weine präsentieren können – 2024 soll das Weinforum Rheinhessen erstmals im neuen LEIZA, im archäologischen Zentrum am Mainzer Südbahnhof, stattfinden. Das Konzept soll aber im Prinzip gleich bleiben: „Die Idee war, immer auch die Verbraucher dabei zu haben, einen Durchschnitt der Gesellschaft – vom Piloten bis zum Weinexperten „, unterstriche Schäfer. „Wir wollen alle Bereiche der Gesellschaft dort haben, vom Verbraucher bis zu den Fachleuten, und alle Geschlechter und Altersgruppen abbilden“, betonte auch Knewitz: „Es soll über den Wein gesprochen werden.“

Info& auf Mainz&: Das 34. Weinforum Rheinhessen findet am 21. und 22. Oktober 2023 in der Alten Lokhalle in Mainz statt. Öffnungszeiten sind am Samstag von 14.00 Uhr bis 21.00 Uhr, und am Sonntag von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Die Tickets kosten 30,- Euro und sind bereits im Vorverkauf zu haben – im Kartenpreis ist das ÖPNV-Ticket zur An- und Abreise bereits enthalten. Für den kulinarischen Unterbau gibt’s ein Pop-up Restaurant von Wingerts Wein- und Esskultur. Alle Infos und Tickets gibt’s hier im Internet.