Die Affenpocken breiten sich in Deutschland weiter aus: Das Robert-Koch-Institut (RKI) sprach am Donnerstag von mehr als 130 Fällen in Deutschland, vor vierzehn Tagen waren es noch ganze fünf Fälle. Die Tendenz sei weiter steigend, twitterte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt deshalb nun eine Affenpocken-Impfung, zunächst aber nur für gefährdete Gruppen. Der Impfstoff werde ab dem 15. Juni zur Verfügung stehen, twitterte Lauterbach.

Affenpocken-Ausschlag auf Händen. - Foto: WHO
Affenpocken-Ausschlag auf Händen. – Foto: WHO

Affenpocken sind Viren, die mit den menschlichen Pocken früherer Jahrhunderte verwandt sind, aber als weniger aggressiv und tödlich gelten. Harmlos sind sie dennoch nicht: Neben einer milderen Variante gibt es auch eine aggressivere Variante der „Monkey Pox“, die zu Komplikationen und sogar zum Tod führen kann. Verbreitet waren Affenpockenviren bisher vor allem in West- und Zentralafrika, übertragen wurden sie von Nagetieren erst in Richtung Affen und dann auch auf Menschen.

Im Mai 2022 wurden nun aus verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas Fälle von Affenpocken registriert, in Europa zuerst in Portugal und Großbritannien. „Es ist das erste Mal, dass wir Infektionsketten in Europa beobachten, ohne einen Link zu den Ländern zu haben“, wo die Pocken normalerweise kursierten, sagte RKI-Chef Lothar Wieler Ende Mai auf einer Pressekonferenz. Da waren gerade auch in Deutschland die ersten Fälle aufgetaucht, bei fünf Männern.

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Das war am 24. Mai, seither hat sich die Anzahl der Fälle spürbar erweitert: 131 nachgewiesene Fälle meldete das RKI an diesem Donnerstag. Aus zehn Bundesländern seien Fälle gemeldet worden, mehr als die Hälfte aber aus der Hauptstadt Berlin, berichtet ZDF Heute online. Das Gesundheitsministerium in Hessen hatte bereits am 24. Mai einen ersten Fall von Affenpocken gemeldet, aus Rheinland-Pfalz hieß es am Nachmittag, man habe bisher keine Erkenntnisse über einen Fall im Land. Im Gesundheitsamt Mainz sei ebenfalls bislang kein Fall bekannt, sagte ein Sprecher auf Mainz&-Anfrage am Donnerstag.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Pressekonferenz am 24. Mai 2022. - Screenshot: gik
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Pressekonferenz am 24. Mai 2022. – Screenshot: gik

Das allgemeine Infektionsrisiko für die Bevölkerung sei bei Affenpocken als gering einzuschätzen, betonen die Gesundheitsfachleute weiter. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mahnt dennoch, die Krankheit ernst zu nehmen: Grundsätzlich kann das Virus  alle Geschlechter und alle Gruppen infizieren, auch Kinder und Jugendliche. „Wir haben schon 131 Fälle, Tendenz steigend“, schrieb Lauterbach nun am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun eine Affenpocken-Impfung, vorerst aber nur für Risikogruppen.

Dazu gehören vor allem homosexuelle Männer, die wechselnden Geschlechtsverkehr haben. „Fälle in Deutschland sind bisher ausschließlich bei Männern der MSM-Community aufgetreten“, betont die Stiko in ihrer Stellungnahme, deshalb solle diese Gruppe „besonders geschützt werden.“ Gefährdet sind auch Personen, die mit Infizierten in engen Kontakt, oder in Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Infizierten gekommen sind. Das betrifft Angehörige ebenso wie medizinisches Personal, oder auch Menschen, die in Speziallaboren mit dem Affenpocken-Erreger hantieren.

 

„In der EU ist ein Pockenimpfstoff (Imvanex) zugelassen, der auch zum Schutz vor Affenpocken eingesetzt werden kann“, schreibt die Stiko weiter. Empfohlen wird die Impfung für Personen ab 18 Jahren, für die Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen in einem Abstand von 28 Tagen oder mehr notwendig. Wer allerdings in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurde, für den reicht eine einmalige Impfung aus.

Nach der Corona-Impfung (hier im Bild) kommt nun die Affenpocken-Impfung für bestimmte Risikogruppen. - Foto: gik
Nach der Corona-Impfung (hier im Bild) kommt nun die Affenpocken-Impfung für bestimmte Risikogruppen. – Foto: gik

Der Impfstoff werde am 15. Juni bereitstehen, twitterte Lauterbach weiter – der Minister hatte am 24. Mai berichtet, Deutschland habe bis zu 40.000 Impfstoffdosen bestellt. Das Problem der Experten: Warum sich die Affenpocken auf einmal so anders ausbreiten als zuvor und ob sich der Erreger verändert hat, ist bislang noch völlig unklar – ebenso, seit wann genau die Krankheit in Deutschland zirkuliert.

Das menschliche Pocken-Virus wurde im Jahr 1980 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als ausgerottet erklärt – Dank der Pockenimpfungen, die daraufhin eingestellt wurden. Affenpocken erkennt man vor allem an einem Hautausschlag, bei dem die Pusteln schließlich verkrusten und dann abfallen. Erste Symptome der Krankheit sind laut RKI aber Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

Info& auf Mainz&: Die ganze Stellungnahme der Stiko zur Affenpocken-Impfung findet Ihr hier im Internet. Ausführliche Informationen zu den Affenpocken findet ihr hier beim Robert-Koch-Institut im Internet. Mehr zu den ersten Fällen und der Krankheit an sich könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen:

E I L – UPDATE Affenpocken: Erster Fall in Frankfurt – Lauterbach: Erreger kann auch Kinder betreffen – Keine neue Pandemie