Das war sie, die 55. Mainzer Johannesnacht: Das große Mainzer Stadtfest ging nach vier Tagen Fete mit dem traditionellen großen Abschlussfeuerwerk zu Ende. Kürzer als in den Vorjahren, filigraner und mit weniger großen Höhenrosetten, war es dennoch ein optischer Genuss. Ärger gab es danach über die Sperrung der Mainzer Rheinachse und der Parkhäuser in Höhe Rathaus und Rheingoldhalle: Dutzende Autofahrer konnten nicht nach Hause, eine Blechlawine wälzte sich durch den Flachsmarkt, während die Polizei eine leere Rheinstraße sperrte.
Vier Tage lang hatte Mainz die Johannisnacht, den Sommer und überhaupt Leben, Wein und Genuss gefeiert, vom Schillerplatz bis zum Rheinufer und weiter bis zum Kaisertor reichte die Festmeile. Es war eine rundum friedliche und fröhliche Feier, viele Besucher von außerhalb waren zu Gast in der Stadt und staunten über die ausgelassene, freundliche und hochgradig friedliche Stimmung. Getrübt wurde die Laune allerdings am Freitag: Das Unwetter am Nachmittag gegen 17.00 Uhr hielt offenbar viele Gäste von der Fahrt nach Mainz ab, die Stadt war für Johannisnacht-Verhältnisse geradezu leer.
Der Umsatz am Freitag sei schlecht gewesen, sagten denn auch manche Schausteller und Budenbesitzer, die Winzer hingegen konnten über Zuspruch nicht klagen: Das kühlere Wetter förderte offenbar den Trinkgenuss. Auch am Samstag war der Beginn des Festes noch verhalten, mehrere kurze Regenschauer sorgten für gedämpften Zustrom. Dann aber drehte sich das Wetter, und mit steigenden Temperaturen und Sonne strömten die Massen in die Stadt: Sonntag und Montag war es gestopft voll, dürften Hunderttausende Mainz besucht haben.
Internationale Gäste, verhaltene Kauffreude, tolle Rockbands
Das Publikum: international wie nie – was natürlich an der Fußball-EM lag. Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) konnte zur Eröffnung am Freitagabend sogar Schotten auf dem Liebfrauenplatz begrüßen, Mainz& selbst traf Besucher aus Bayern und dem Schwarzwald, aus Gelsenkirchen, den USA und natürlich dem gesamten Mainzer Umland. Und so zeigten sich am Montagabend Winzer wie Schausteller weithin zufrieden mit Fest und Umsatz – auf dem Künstlermarkt allerdings galt das nur bedingt: Man habe die Zurückhaltung der Menschen deutlich gespürt, sagte eine Standbetreiberin, der Umsatz liege noch immer weit hinter den Vor-Corona-Jahren.
Tatsächlich dürfte so mancher beim Blick auf die Preise geschluckt haben: Eine Bratwurst mit Pommes kostete da schon mal 8,- Euro, Burger waren fast nicht unter 10,- Euro zu haben – gerade das Essen ging auf der Johannisnacht ins Geld. Gut, dass es noch Pommes für 4,- Euro und Crèpes für 5,- Euro gab, dennoch: Viele Menschen müssen angesichts von Inflation und sprunghaft gestiegenen Preisen im Alltag immer noch rechnen.
Auch der Zuspruch zu den Bühnen war durchaus unterschiedlich: Das Konzept auf dem Ballplatz mit Kabarett, Meenzer Kokolores und feinen Bands wie den „Katzen Mainz“ mit grandiosem Swing und A-Cappella-Sound ging voll auf, das Konzept auf dem Schillerplatz hingegen weniger: Dort herrschte oft überraschend viel Platz vor der Bühne. Für Begeisterung sorgte hingegen bei den Rockfans die Rockland Bühne auf dem Liebfrauenplatz, die etwa mit Tribute Bands zu Pink Floyd und Queen den Platz zum Kochen brachte – Highlight war die Queen-Show am Samstagabend.
Großes Abschlussfeuerwerk mit filigranen Bildern, kürzer als sonst
Am Montagabend stand als finales Highlight des Festes das große Höhenfeuerwerk auf dem Programm, abgeschossen von einer Fähre auf dem Rhein. Die legte pünktlich um 22.30 Uhr los, und sorgte zu Beginn für ein paar Schrecksekunden, weil das Feuerwerk auf das Schiff herunterzuwogen schien – viele Zuschauer fragten sich bang: Soll das so sein, und geht die Fähre gleich in Flammen auf?
Dann aber nahm das Feuerwerk Fahrt auf, und die seltsamen Anfangssequenzen waren schnell vergessen: Die Feuerwerker zauberten filigrane Muster und goldene Blumen in den Himmel, dazu Goldsterne, Goldblumen, Goldfetzen und filigrane Gebilde in Grüne und Blau. Nach nur 15 Minuten war bereits Schluss – in früheren Jahren hatte das Feuerwerk immer mindestens 20 Minuten gedauert.
Zum Zuschauen war die Theodor-Heuss-Brücke wieder stark gefragt: Hier drängten sich rund 9.000 Menschen, so groß war der Andrang, dass die Security Mitarbeiter kurz vor dem Feuerwerk keine weiteren Besucher mehr auf die Brücke ließen. Bereits eine Stunde vor dem Feuerwerk war die wichtige Tangente für den Verkehr gesperrt worden, dazu erstmals auch die komplette Rheinschiene mit der Rheinstraße vor der Rheingoldhalle und bis zum Kaisertor. Die Stadt wollte so die wandernden Menschenmassen auffangen, die sich quer durch die Stadt zum Feuerwerk bewegten – nötig wurde das erst mit der Verlagerung des Feuerwerks.
Sperrung der Rheinstraße sorgte für Ärger: Parkhäuser blockiert
Die Sperrung der Rheinachse sollte von 21.30 Uhr bis 1.00 Uhr morgens dauern – und sorgte für gehörigen Ärger. Denn die Stadt hatte zugleich auch die Ausfahrt aus dem Parkhaus an der Rheingoldhalle sowie in der Löhrstraße einfach komplett gesperrt, an der Rheingoldhalle blockierten große Bau-Lkw die Ausfahrt. Die Folge: Gegen 23.00 Uhr, also kurz nach dem Feuerwerk, drängten sich hier ein Dutzend Pkw an der Ausfahrt, die aber nicht wegkamen, sowie rund zwei Dutzend von der Sperrung überraschte Autofahrer.
Eine Polizeibeamtin sowie Mitarbeiter einer Security mussten den verärgerten Gästen die Lage erklären, von einer Sperrung habe man nichts gewusst, sagten die meisten gegenüber Mainz&. „Dann müsste doch wenigstens mal eine große Tafel an der Einfahrt stehen“, sagte eine Autofahrerin. Stattdessen hing ein verrutschtes Mini-Schild an einer Säule neben der Einfahrt – zu Lesen war das für die einfahrenden Autofahrer nicht.
Die Rheinstraße präsentierte sich derweil gegen 23.00 Uhr und auch noch danach als komplett leer – auch von Fußgängern. Der Abfluss von der Brücke hatte sich längst verlaufen, die als Fußgängerpassage abgesperrte Busspur reichte für die heim bummelnden Menschen vollkommen aus. Derweil aber herrschte in der Quintinsstraße und entlang des Flachsmarkts komplettes Verkehrschaos: Die Stadt hatte die Ausfahrt aus dem Parkhaus Brand durch die engen Innenstadtstraßen gelegt, und während in der Rheinstraße gähnende Leere herrschte, wälzte sich nun eine Blechlawine mitten durch die Anwohnerstraßen.
Im Chaos steckten auch zahlreiche Busse fest, die die Feiernden heimbringen wollten – die Mainzer Johannisnacht war zu dem Zeitpunkt praktisch beendet, viele Budeninhaber auf der Ludwigsstraße begannen bereits mit dem Abbau – gegen Mitternacht war das Fest wie leer gefegt. Um 23.30 Uhr begann die Polizei, den Verkehr aus der Innenstadt erst Richtung Weisenau, und dann auch wieder Richtung Neustadt über die Rheinstraße abfließen zu lassen, daraufhin entspannte sich die Verkehrslage rapide. Bleibt festzuhalten: Das Experiment „gesperrte Rheinachse“ dürfte am Montag für heftigen Ärger bei den Ämtern sorgen – Versuch: gescheitert.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Mainzer Johannisnacht und insbesondere dem großen Buchdruckergautschen lest Ihr hier bei Mainz&. Ein Video des Feuerwerks könnt Ihr hier auf dem Mainz&-Facebook-Auftritt sehen. Und natürlich darf unsere Fotogalerie nicht fehlen!