Er gilt als einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Republik: Am 30. November öffnet im Schatten des Doms der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt seine Pforten für Glühweinduft und Lichterglanz. Die 98 Stände rund um den ehrwürdigen Dom sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert, das gilt leider auch weiter für die Öffnungszeiten: Noch immer schließt der Markt unter der Woche um 20.30 Uhr, am Wochenende um 21.00 Uhr. Veränderung hingegen gibt es bei den Glühweinpreisen: Der Preis pro Becher steigt auf drei Euro – die schlechte Weinernte ist Schuld. Bis zum 23. Dezember locken ab kommendem Donnerstag wieder Glühweinduft und Lichterglanz, zaubern Buden und Adventsaccessoires vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt.
1975 wurde der Mainzer Weihnachtsmarkt von den Mainzer Schaustellern ins Leben gerufen, nun findet der Markt bereits zum 43. Mal im Schatten des Doms statt. 2015 hatte die Stadt die Standvergabe ja neu ausgeschrieben, es folgte ein Vergabechaos, das schließlich vor Gericht landete – am Ende stand eine behutsame Neuordnung des Angebots. Seitdem schafft der Weihnachtsmarkt die wunderbare Melange aus geliebten, alteingesessenen Ständen – wie dem Glühweinstand vor den Markthäusern oder dem Reibekuchenstand am Schuhhaus – und neuen Angeboten wie Naturseifen, Schutzengeln oder Backmischungen im Glas.
„Was gibt es Neues? Am besten nichts“, sagte denn auch Hans Peter Brümmendorf, Leiter des Wirtschaftsamtes der Stadt Mainz, am Freitag bei der Vorstellung des Programms für 2017: Der Mainzer Weihnachtsmarkt sei ein Traditions-Weihnachtsmarkt, der bewusst auf das generationenübergreifende Erleben der Weihnachtszeit mit allen Sinnen setze. Strahlende Kinderaugen vor der Krippe, der Glanz des Lichterhimmels, der Duft der Weihnachtsbäckerei – „von Charakter, Sortiment und Ausstattung ist es ein Weihnachtsmarkt, der diese Tradition bewahren will“, betonte Brümmendorf.
„Wir wollen vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt tragen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), der Weihnachtsmarkt biete ein Erlebnis mit allen Sinnen: „Hören, schmecken, riechen, alles was dazu gehört.“ Dazu gehört natürlich auch das leibliche Wohl: 18 Essensstände sorgen für eine breite Versorgung mit Bratwurst und Kartoffelpuffern, Grünkohl, Raclette-Käse und diversesten Suppensorten. Von Crêpes über Flammkuchen bis hin zu den mittelalterlichen Dinele-Fladen reicht die Palette, es gibt Flammlachs, ungarisches Gulasch und Churros. An gleich einem Dutzend Ständen wird Glühwein ausgeschenkt und beileibe nicht nur roter: Chardonnay und Riesling, Muskateller und Silvaner – auch weiße Glühweinsorten boomen regelrecht.
Die Mainzer Schausteller schenken ausschließlich Winzer-Glühwein aus, Mainz& hat das ja mehrfach beim großen Mainz&-Glühweintest nachgeprüft: Alle Glühweine stammen von Weingütern oder werden gleich selbst vom Winzer ausgeschenkt – die hohe Qualität sorgte in diesem Jahr allerdings für eine unangenehme Begleiterscheinung. Der Preis für einen Becher Glühwein steigt nämlich von 2,50 Euro auf 3,- Euro. Der Grund: die schlechte und vor allem geringe Ernte des Jahrgangs 2017. „Dadurch sind für uns die Einkaufspreise explodiert“, erklärt Schausteller-Sprecher Sascha Barth, „um die Qualität halten zu können, mussten die Preise um 50 Cent angehoben werden.“
Zum Rundumerlebnis Weihnachtsmarkt gehört aber natürlich auch die Musik, zwei Bühnen – an der großen Weihnachtskrippe und auf dem Liebfrauenplatz – stehen für ein umfangreiches Programm zur Verfügung. Der Fokus liegt auf Familien mit Kindern und natürlich auf Weihnachtsliedern: Am 10. Dezember gibt es einen Kindernachmittag mit der Waldhexe Fabula, den ganzen Dezember über geben sich Posaunensembles, Musikgruppen und Chöre die Ehre. Am 7. Dezember kommt der Rostov-Kosakenchor, und am 8. Dezember gibt sich Maxine Howard zum Gospelkonzert die Ehre – auch eine Verbeugung vor den vielen ausländischen und amerikanischen Besuchern des Marktes.
„Wir wollen die Besucher nicht nur zum Konsumieren bringen, sondern die vorweihnachtliche Atmosphäre mit allen Sinnen zum Erlebnis machen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP). Im begehbaren Honigstand am Fahnencarree stellen Hobbykünstler ihre Werke aus, in der begehbaren Werkstatt kann man beim Entstehen von Schmuck, Mode, Dekoartikeln oder Grußkarten zusehen.
Und weil immer mehr Weihnachtsmarkt-Besucher Smartphones nutzen und gerne auf dem Markt ein, zwei Fotos schießen, hat die Stadt ihr Mobilfunkangebot verstärkt: Erstmals wird es kostenfreies Wlan auf dem gesamten Weihnachtsmarkt geben. Die sogenannten M-Hotspots, für die man sonst eine Anmeldung braucht, stehen den Besuchern dann für zwölf Stunden am Tag kostenlos und ohne lästige Anmeldung zur Verfügung. Einfach die AGBs bestätigen – und schon ist man drin. Das sei zeitgemäß und zudem von den Standbetreibern gewünscht worden, heißt es bei der Stadt.
Auch die Sicherheit nimmt natürlich in diesem Jahr wieder großen Raum ein: Die Terrorgefahr sei weiter „abstrakt hoch“, eine Gefährdung grundsätzlich gegeben, heißt es beim Mainzer Innenministerium – konkrete Hinweise auf eine Anschlagsgefahr gebe es aber nicht. Seit Anfang 2015, als Terroristen das französische Satiremagazin Charlie Hebdo überfielen und Redaktionsmitglieder ermordeten, herrscht im Grunde in den Polizeistationen die höchste Sicherheitsstufe. Seit dem Anschlag von Nizza, als ein Terrorist mit einem Lkw in eine Menschenmenge fuhr, rüstete sich Mainz bereits für ähnliche Szenarien.
So werden auch in diesem Jahr wieder die sogenannten „Nizza-Poller“ den Zugang zum Mainzer Weihnachtsmarkt vom Höfchen aus schützen – die Betonblockaden sind dezent mit Holz verkleidet und waren 2016 den meisten Besuchern gar nicht aufgefallen. Auch an den übrigens Zufahrtswegen werden Poller, Barrieren und große Einsatzfahrzeuge die direkte Zufahrt mit einem Fahrzeug blockieren – der Mainzer Weihnachtsmarkt liegt ja ohnehin zwischen Dom und Markthäusern sehr geschützt.
„Wir sichern die Weihnachtsmärkte schon seit einigen Jahren sehr gut“, sagt denn auch der Mainzer Polizeisprecher Rinaldo Roberto im Gespräch mit Mainz&, das gelte auch für die übrigen Weihnachtsmärkte auf dem Schillerplatz, am Neubrunnenplatz und am Hauptbahnhof. Die Polizei werde mit Streifen in Uniform wieder stark Präsenz zeigen, auch Kräfte in zivil seien auf dem Markt unterwegs. Dazu hat die Stadt Mainz in diesem Jahr einen zusätzlichen Sicherheitsdienst mit vier Personen engagiert, die Mitarbeiter sollen unter anderem dafür sorgen, dass Fluchtwege auch bei großem Gedränge frei bleiben. Eine flächendeckende Videoüberwachung des gesamten Marktes werde es dagegen nicht geben, betonte die Stadt. Videokameras gebe es lediglich im Bereich der Krippe und der großen Weihnachtspyramide – gegen Diebstahl.
Überhaupt betreffe die Menschen das Problem der Taschendiebstähle viel mehr, sagte Roberto. Auch 2016 kam es zu zahlreichen Diebstählen aus Jackentaschen und Handtaschen, besonders im Gedränge ist die Gefahr groß. Mainz& berichtete deshalb schon 2016 bei einem Gang mit der Polizei über den Mainzer Weihnachtsmarkt von Gefahrenstellen – das könnt Ihr hier nachlesen. Auch vor aggressiven Bettlern, Wechselgeldtricks und anderen Betrugsmaschen warnt die Polizei.
Die Beamten würden deshalb auch Gedrängestellen besonders im Auge behalten, sagte Roberto, und natürlich wieder Besucher über die Gefahr der offenen Handtaschen aufklären. Dazu werde über kriminalistische Aufklärung schon im Vorfeld nach Erkenntnissen auf eine Gefährdung hin gesucht, „das machen wir ja bei allen Veranstaltungen“, betonte Roberto.
„Ich glaube, die Menschen haben ein feines Gespür – sie wissen, dass eine – wenn auch abstrakte – Gefahr besteht“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) auf Mainz&-Anfrage. Gleichzeitig wollten die Menschen aber auch ihr gewohntes Leben leben. „Die Sicherheitsbehörden tun alles gemeinsam mit den Veranstaltern, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten“, fügte Lewentz hinzu.
Und so steht einem entspannten Weihnachtsmarkt-Bummel in Mainz eigentlich nichts mehr im Wege – Dezernent Sitte hoffte dabei auch noch auf kaltes und trockenes Wetter. „Ich kann nur dazu aufrufen: genießen Sie ihn“, sagte Rolf Weiss, Sprecher der Marktbeschicker – es sei womöglich der letzte Weihnachtsmarkt in dieser Form. „Wenn der Bibelturm neben dem Gutenberg-Museum gebaut wird, wird sich doch einiges ändern“, sagte Weiss, dann müssten das Weihnachtsdorf und acht weitere Stände verlegt werden. Das allerdings sei überhaupt noch nicht spruchreif, betonte Sitte – schließlich werde erst einmal der Bürgerentscheid entscheiden müssen, ob der Turm überhaupt gebaut werde. „Wir machen uns dann Gedanken“, sagte Sitte, „wenn wir wissen, ob wir uns Gedanken machen müssen.“
Info& auf Mainz&: Der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt ist vom 30. November bis 23. Dezember täglich von 11.000 Uhr bis 20.30 Uhr, freitags und samstags von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet. Jeden Abend gibt es einen kleinen „Zapfenstreich“: Ein Gong kündigt dann an, dass in wenigen Minuten die Stände schließen. Die offizielle Eröffnung findet am Donnerstag, dem 30. November um 17.00 Uhr an der Bühne auf dem Liebfrauenplatz statt, am letzten Tag sind die Stände auch bis 21.00 Uhr geöffnet – der Abbau findet erst am 27. und 28. Dezember statt. Ab Freitag, den 29. Dezember, kehrt dann der Mainzer Wochenmarkt an den Dom zurück, während des Weihnachtsmarktes findet der vor dem Staatstheater statt. Informationen und das ausführliche Programm gibt es auch noch einmal hier bei der Stadt Mainz im Internet.