Der höchste Feiertag des Narrenjahres steht bevor: morgen zieht der große Mainzer Rosenmontagszug durch die Straßen der Landeshauptstadt. Und es ist ein besonderer Rosenmontag, denn genau vor 75 Jahren zog der erste närrische Lindwurm nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Straßen von Mainz. Eine Rekordzahl von mehr als 9.500 Teilnehmern werden dabei sein, es gelten umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen und erstmals ein Glasverkaufsverbot auf der Narrenmeile.
Als im Jahr 1950 wieder ein Rosenmontagszug durch die Straßen von Mainz rollte, rollte er durch Straßen voll Trümmern und Schutt. Fünf Jahre zuvor war das „Goldene Mainz“ im Bombenhagel britischer Bomber untergegangen, nachdem die Nationalsozialisten die Welt in einen verheerenden Krieg gestürzt hatten. Der erste Narrenumzug in den Trümmern der Stadt, er war ein Zeichen für die Wiederauferstehung, für Mut und neue Hoffnung in jenen schwierigen Zeiten. Gerade gedachte Mainz des 80. Jahrestags der Zerstörung von Mainz.
Zur Finanzierung wurde eine Besonderheit ins Leben gerufen: Eine Plakette, die für den Rosenmontagszug warb – das Zugplakettcher war geboren. Seither gelten die kleinen Unhängefigürchen als „Eintrittskarte“ für den eigentlich natürlich kostenlosen Umzug, doch es gilt als Ehrensache, keinen Umzug ohne Plakettcher zu schauen – gerade zuletzt waren die Kosten für die Sicherheit geradezu explodiert. Das Motto 2025 widmet sich denn auch diesem Thema: „In Meenz zu feiern, des ist nett, but don‘t forget se Zugplakett!“
72. Rosenmontagszug seit dem Zweiten Weltkrieg
An diesem Montag nun zieht „nur“ der 72. Rosenmontagszug von Mainz seit dem Krieg durch die Straßen – Grund sind einige, wenige Ausfälle und Absagen, unter anderem wegen dem Golf Krieg 1991 und wegen der Corona Pandemie. Insgesamt ist es der 121. Rosenmontagszug seit Gründung des Mainzer Carneval-Vereins 1838 e.V..
Pünktlich um 11.11 Uhr geht’s los, natürlich wie immer in der Boppstraße, 7,2 Kilometer lang ist der Zugweg, der sich kreuz und quer durch Mainz schlängelt. Die Innenstadt ist deshalb auch großflächig abgeriegelt, ab dem Morgen kommen Fahrzeuge nicht mehr hinein und auch nicht mehr hinaus – solltet Ihr Euer Auto morgen brauchen, gilt: umparken!
Die Länge des Teilnehmerzuges reicht weit über die Zugstrecke hinaus: mehr als 9500 Närrinnen und Narrhallesen werden bei dem Zug mitmarschieren, das macht hintereinander gestellt 9 Kilometer. Wenn also die ersten am Münsterplatz ankommen, sind die letzten noch nicht einmal losgelaufen. Eine Besonderheit gilt in diesem Jahr in Sachen Zugauflösung: Wegen der Baustelle in der Binger Straße, löst sich der Zug in diesem Jahr erst auf der Alicenbrücke auf. „Die Stadt hat uns da ja eine Baustelle ins Nest gelegt“, sagte Zugmarschall Hartelt im Vorfeld.
Höhepunkt und Markenzeichen: Die politischen Motivwagen
Einer der Höhepunkte und Markenzeichen des Mainzer Rosenmontagszugs sind die politischen Motivwagen mit ihren satirischen Seitenhieben auf die Politik. In diesem Jahr ziehen zehn Motivwagen ihre überlebensgroß karikierten Kunstwerke durch die Gassen, im Fokus stehen Trump, Putin und die Bruchpiloten der Berliner Ampel. Mit Spannung wird der 10. Motivwagen erwartet, der bei der Vorstellung noch nicht fertig war: Er will sich der Bundestagswahl widmen. Am Sonntag wurde das Geheimnis gelüftet: Der Wagen zeigt CDU-Wahlgewinner Friedrich Merz, der nun die Auswahl hat, welche Kröte er schlucken darf…
Für die Sicherheit sind gerade in diesem Jahr umfangreiche Vorkehrungen getroffen worden. An allen Zufahrtstraßen sind große Lkws positioniert, um alle Angriffsversuche zu unterbinden. Dazu gibt es Zufahrtpoller und Kilometerwiese Sperrgitter. Die Polizei wird mit rund 1.100 Kräften den Umzug und die sich anschließende Rosenmondnacht absichern, und dabei auch Hubschrauber und Drohnen einsetzen. Für alle anderen Drohnen gilt ein strenges Flugverbot über dem Mainzer Stadtgebiet.
Eine Besonderheit ist auch in diesem Jahr wieder der Wagen der Hochschule Mainz: Nach dem Helau-O-Mat kommt nun „Meerwert Helau“, ein Oktopus, der Plastikflaschen aus der Menge fängt und ein Zeichen gegen die Vermüllung der Flüsse und Weltmeere mit Plastik setzen will. 153 närrische Wagen, Motivwagen und Kommiteewagen gibt es insgesamt im Zug, gezogen werden sie meist von Traktoren und Zugmaschinen. Mit von der Partie sind aber auch 67 Pferde, die meisten werden von den Reitercorps der Garden betreut – die weise streng alle Vorwürfe von Tierquälerei zurück: Die Pferde werden auf den Zug umfangreich vorbereitet, im Zug sind auch Tierärzte mit dabei.
Musikgruppen, Wagen, Schwellköppe und 611.000 Zuschauer
5.119 Teilnehmer marschieren zu Fuß mit, dazu gehören auch 90 Fahnen- und Schwellkoppträger – auch sie sind Markenzeichen der Mainzer Fastnacht. 47 Musikgruppen mit 1814 Musikern sorgen für den richtigen Ton. Die Zuschauer dürfen sich auf insgesamt 140 Zugnummern freuen – erwartet werden übrigens rund 611.000 Zuschauer, umso mehr, als das Wetter frühlingshaft warm und sonnig werden soll.
Den Schluss bildet wie immer die Zugente, das geliebte Maskottchen der Mainzer, das seit einigen Jahren elektrisch fährt, aber noch immer auf einem VW-Käfer aus den 1970er Jahren beruht. Davor ist noch ein Meer von Fahnenschenkern zu sehen – und die Meenzer Schwellköppe natürlich, DAS Symbol der Meenzer Straßenfastnacht. Die überdimensional großen Pappmachéköpfe zeigen, satirisch überspitzt, typische Physiognomien von Mainzer Charakteren beiderlei Geschlechts – vom „Karlche“ über die „Bawett“ bis hin zum „Fleebutz“, dem Polizeibeamten aus dem Viertel. Inzwischen ergänzen 12 Kinder-Schwellköppe die Familie.
Im Anschluss an den Zug beginnt die große Freiluftparty erst so richtig: Auf dem Schillerplatz steigt dann die große „Rosenmondnacht“, und auch vom Narrenturm am Höfchen gibt es Musik mit DJ. Zehntausende tanzten in den vergangenen Jahren auf der „Narrenmeile“, auf der in diesem Jahr nicht nur ein Glasverbot für die Nutzer gilt, sondern auch ein Glasverkaufsverbot für die Händler – die genaue Karte des Geltungsbereichs findet ihr hier.
Info& auf Mainz&: Eine ausführliche Vorstellung der Motivwagen im Mainzer Rosenmontagszug mit allen Fotos lest Ihr hier auf Mainz&. Mehr zu Glasverbot, Sicherheit und Absperrungen lest Ihr ausführlich hier auf Mainz&.
