Erfanden die Römer den Glühwein? Die Frage ist schnell beantwortet, denn sie lautet schlicht: ja. Ein gewisser Mann namens Apicius notierte irgendwann zwischen 25 vor und 37 nach Christus das erste uns bekannte Rezept – damit könnte sogar schon Jesus Christus den heißen Wein mit Honig und Gewürzen getrunken haben. Im antiken Mogontiacum dürfte der Mulsum mit großer Sicherheit genossen worden sein – im modernen Mainz geht das aber genauso: Auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt findet sich heute wieder Römischer Würzwein.

Schon in der Antike genossen die Römer heißen Wein, der mit Gewürzen und Honig angereichter war. - Foto: gik
Schon in der Antike genossen die Römer heißen Wein, der mit Gewürzen und Honig angereichter war. – Foto: gik

„Altrömische Dekadenz“ gilt ja als Inbegriff von Verschwendungssucht und Prasserei, dieser Mann hat sie wohl erfunden: Marcus Gavius Apicius war ein antiker römischer Feinschmecker, DER Feinschmecker um genau zu sein. Der Mann war so berühmt für seine kulinarischen Ausschweifungen, dass Plinius der Ältere einmal über ihn geschrieben haben soll, er sei der größte Prasser und zu aller Art von Luxus geboren. Sicher ist, dass wir ihm das älteste erhaltene Kochbuch verdanken: die „De Re Coquinaria“ – „Von der Kochkunst“.

Marcus Gavius Apicius wurde etwa 25 vor Christus geboren und starb um das Jahr 37 nach Christus – der Römer hatte also nicht nur die Caesaren Augustus und Tiberius erlebt, sondern auch die Geburt und den Tod von Jesus Christus – wenn er das Ereignis im fernen Osten denn  überhaupt wahrgenommen hat. Denn Marcus Gavius Apicius soll, so behauptet es das Internetlexikon Wikipedia, „im Bereich des heutigen Köln“ gelebt haben – was unwahrscheinlich erscheint, weil ihn andere Quellen im Mittelmeerraum lokalisieren. Allerdings gab es wohl auch mehrere Personen dieses Namens.

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Silvaner gewürzt mit Pinienharz, Datteln, Pfeffer und Lorbeer

Sollte Apicius, der Feinschmecker, aber tatsächlich im kalten Germanien gelebt haben, könnte das zumindest eines erklären: eine Vorliebe für Mulsum, den römischen Würzwein der Antike. Denn in Apicius berühmten Kochbuch findet sich auch ein Rezept für „Conditum Paradoxum“ – dem Vorläufer unseres Glühweins. Und den könnt Ihr tatsächlich auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt genießen: Am Stand von Rüdiger Huf aus Ingelheim wird ein Römischer Würzwein ausgeschenkt, und der ist nach original römischem Rezept aus der Antike hergestellt.

Winzer Rüdiger Huf im Jahr 2017 mit einem Glühwein und seinem Römischen Würzwein auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. - Foto: gik
Winzer Rüdiger Huf im Jahr 2017 mit einem Glühwein und seinem Römischen Würzwein auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. – Foto: gik

Dabei wird ein weiße Silvaner mit Pistazienharz, getrockneten Datteln, Lorbeerblättern, weißen Pfefferkörnern und Honig gewürzt – ein intensives Glühweinerlebnis der besonderen Art. Und in der Antike ein hochgradig beliebtes Getränk: Denn schon die Römer liebten heißen Wein, der oft mit Zimt, Lorbeer, Sternanis, Koriander oder Thymian gewürzt wurde. Mit Honig wurden die Weine der Antike angereichert, weil sie um ein Etliches saurer waren als unsere heutigen Winzerkreationen, dazu diente Honig zum Konservieren.

Der heiße Würzwein galt bei den Römern übrigens als ausgesprochen gesundheitsfördernd,  für den Conditum Paradoxum wurde Wein mit Honig und Gewürzen wie Datteln, Pfeffer und auch Safran vermischt und erhitzt. Für Mulsum wiederum wurde fertig vergorener Wein mit Honig gesüßt und mit Gewürzen wie Pfeffer, Lorbeer, Zimt und auch Ingwer gewürzt. Mulsum wurde gerne als Aperitif getrunken und galt als appetitanregend und verdauungsfördernd – und als lebensverlängernd. Wisst Ihr also Bescheid beim nächsten Gang auf den Mainzer Weihnachtsmarkt.

Der moderne Glühwein wurde übrigens nach Angaben des Deutschen Weininstituts im Dezember 1834 „erfunden“, und zwar von August Raugraf von Wackerbarth. Der soll in jenem Winter in seinem Anwesen in Radebeul bei Dresden gestanden und gefroren haben – innerlich wie äußerlich. Des Raugrafs Rezept gegen Kälte und Einsamkeit: Safran, Anis und Granatapfel in weißem Wein, das Ganze heiß getrunken – das gilt heute als ältestes Glühweinrezept aus deutschen Weinlanden. Entlang des Rheins dürften die Würzweine nach römischen Rezepten indes schon in der Antike getrunken worden sein – wie antiken Mogontiacum.

Info& auf Mainz&: Den Stand des Weinguts Huf findet Ihr direkt an dem Kinderkarussell an der Ecke von Sinn Leffers auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. Und alle Folgen unseres Römischen Adventskalenders findet Ihr hier auf Mainz&. Und wenn Ihr schon in Sachen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs sein – hier findet Ihr unseren großen Mainz&-Glühweintest von 2025 mit ganz vielen weiteren Genüssen.

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