Die Ausbreitung der Affenpocken nimmt immer mehr Fahrt auf: Im Kreis Mainz-Bingen sind inzwischen fünf Fälle bekannt, wie das Gesundheitsamt auf Mainz&-Anfrage mitteilte. Deutschlandweit wurden inzwischen mehr als 2,.400 Fälle gemeldet, die meisten davon in Berlin. Vor einer Woche hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die „gesundheitliche Notlage“ in Bezug auf Affenpocken ausgerufen – und Europa für mangelnde Bekämpfung gerügt. Spanien meldete nun zwei Tote in Folge der Krankheit – in den USA riefen New York und San Francisco gar den Notstand aus.

Hautveränderungen bei Affenpocken. - Foto: RKI Wuelle Hamemrschlag Y Eurosurveillance
Hautveränderungen bei Affenpocken. – Foto: RKI Wuelle Hamemrschlag Y Eurosurveillance

Der erste große Ausbruch der Affenpocken außerhalb Afrikas wurde im Mai 2022 aus verschiedenen Ländern gemeldet, in Europa zuerst in Portugal und Großbritannien. Zum ersten Mal beobachte man Infektionsketten in Europa, ohne einen Link zu den Ländern zu haben, wo die Pocken normalerweise kursierten, sagte RKI-Chef Lothar Wieler Ende Mai auf einer Pressekonferenz. Bisher waren Affenpockenviren vor allem in West- und Zentralafrika verbreitet, ein größerer Ausbruch außerhalb dieser Regionen war bislang unbekannt.

Affenpocken sind Viren, die mit den menschlichen Pocken früherer Jahrhunderte verwandt sind, aber als weniger aggressiv und tödlich gelten. Harmlos sind sie dennoch nicht: Neben einer milderen Variante gibt es auch eine aggressivere Variante der “Monkey Pox”, die zu Komplikationen und sogar zum Tod führen kann. Krankheitssymptome sind Fieber, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Frösteln oder Abgeschlagenheit, das Markenzeichen der Affenpocken sind aber „die teils sehr schmerzhaften Hautveränderungen, welche die Stadien vom Fleck bis zur Pustel durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen“, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt.

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Affenpocken verbreiten sich hauptsächlich durch engen körperlichen Kontakt, die Krankheit wird bis heute vielfach nicht ernst genommen. Ein Grund: Die Affenpocken breiten sich bisher vor allem unter jungen, homosexuellen Männern aus, doch anstecken kann sich jeder – in Deutschland sind bereits auch fünf Frauen mit Affenpocken-Fällen gemeldet worden. Seit Mai hat sich die Krankheit in Deutschland deutlich weiter verbreitet: Waren es zu beginn ganze fünf Fälle, so meldet das RKi mit Stand vom 29. Juli 2022 inzwischen 2.595 Affenpocken-Fälle in Deutschland.

Charakteristische Affenpocken-Beulen auf einer Hand. - Foto: RKI, Quelle Hamemrschlag Y Eurosurveillance
Charakteristische Affenpocken-Beulen auf einer Hand. – Foto: RKI, Quelle Hamemrschlag Y Eurosurveillance

In allen Bundesländern sind inzwischen Fälle aufgetreten, das Gesundheitsamt Mainz-Bingen zählt inzwischen ebenfalls fünf Fälle für Mainz und Mainz-Bingen, wie die Kreisverwaltung auf Mainz&-Anfrage nun mitteilte. „Die infizierten Personen sind kooperativ und befinden sich derzeit in Quarantäne, die bei dieser Krankheit derzeit 21 Tage ab ihrem Nachweis dauert“, teilte die Verwaltung weiter mit.

Der Leiter des Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann, bleibe mit Blick auf das Infektionsgeschehen in unserem Raum gelassen: Die Übertragbarkeit der Affenpocken sei im Vergleich zur Coronainfektion geringer und erfolge in erster Linie durch sehr engen Hautkontakt, sagte Hoffmann gegenüber Mainz&. In anderen Regionen wie Berlin sei die Situation allerdings anders: Dort werden inzwischen sehr hohe Fallzahlen genannt.

 

Doch so harmlos sehen den Ausbruch nicht alle: Am 23. Juli erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Affenpocken zur „Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite“ – die höchste Alarmstufe – und rügte, Europa tue nicht genug zur Eingrenzung der Krankheit. Von den weltweit bereits mehr als 18.000 Affenpocken-Fälle seien nämlich rund 70 Prozent in Europa aufgetreten, bereits Anfang Juli hatte die WHO die Regierungen und Bürger in Europa aufgerufen, mehr zur Eindämmung der Krankheit zu tun.

Mahnt zur Wachsamkeit bei Affenpocken: Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne). – Foto: gik
Mahnt zur Wachsamkeit bei Affenpocken: Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne). – Foto: gik

Und inzwischen mehren sich auch Meldungen von Todesfällen: Spanien, das bereits mehr als 4.300 Fälle von Affenpocken verzeichnet, meldet inzwischen zwei Tote. Beides seien junge Männer aus den Regionen Valencia und Cordoba gewesen, die an einer Gehirnentzündung im Krankenhaus starben, berichteten Medien unter Berufung auf spanische Gesundheitsbehörden. Auch in den USA breitet sich die Krankheit offenbar in beunruhigender Weise aus: Der Bundesstaat New York rief wegen eines Ausbruchs mit derzeit rund 1.380 Fällen sogar den Notstand aus, ebenso San Francisco – beides sind Städte mit starken Communities homosexueller Männer.

Deutschland hat bisher rund 240.000 Impfdosen für die Affenpocken-Impfung bestellt, von denen aber bislang nur rund 40.000 ausgeliefert wurden. Die Deutsche Aidshilfe klagt, das sei bei Weitem nicht genug: Um die Krankheit effektiv eindämmen zu können, brauche es eine Million Impfdosen. Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt die Impfung für Risikogruppen – und zählt dazu ausdrücklich homosexuelle Männer, die wechselnden Geschlechtsverkehr haben, weil hier bislang die meisten Fälle aufgetreten sind.

In Hessen mahnten deshalb jüngst Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) sowie die AIDS-Hilfe Hessen gemeinsam zur Vorsicht: „Übertragungen von Mensch zu Mensch sind zwar selten, Ansteckungen können sich aber vor allem bei sehr engem Körper- bzw. Hautkontakt ereignen“, sagte Klose. Für die Eindämmung der Erkrankung sei es „ganz wesentlich, dass sich Menschen mit einem begründeten Verdacht umgehend untersuchen lassen“, betonte zudem die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, Sandra Ciesek: „Eine Diagnose schafft Klarheit und verhindert eine Weiterverbreitung.“

Info& auf Mainz&: Informationen zum Affenpocken-Ausbruch findet Ihr hier beim RKI im Internet, eine ausführliche Frage und Antwort-Sektion findet Ihr hier. Ausführliche Hintergrundinformationen gibt es auch hier bei Mainz&. Die Aidshilfen in Hessen bieten persönliche Unterstützung und Beratung für Menschen an, die Fragen zu Übertragungswegen, Schutz und Umgang mit einer möglichen Erkrankung haben – mehr dazu hier im Internet.