Die Afrikanische Schweinepest im Landkreis Groß-Gerau weitet sich aus: Am Donnerstag wurden weitere, mit der Tierseuche infizierte Wildschweinkadaver im Bereich von Riedstadt-Leeheim und im Naturschutzgebiet Kühkopf gefunden. Damit wurden inzwischen rund zehn infizierte Tiere im Landkreis Groß-Gerau sowie inzwischen eben auch südlich davon gefunden. Die Restriktionszone wurde deshalb nach Süden ausgeweitet, das gilt auch für das Rheinufer auf der Seite von Mainz und Rheinhessen.

Ein ausgewachsenes Wildschwein beim Suhlen. – Foto: Wikimedia 4028mdk09
Ein ausgewachsenes Wildschwein beim Suhlen. – Foto: Wikimedia 4028mdk09

Mitte Juni war ein mit der Afrikanischen Schweinegrippe infiziertes Wildschwein an einer Landstraße südlich von Rüsselsheim im Kreis Groß-Gerau gefunden worden, die Tierseuche breitet sich seit 2007 von Afrika über Georgien nach Russland, und seit 2014 in der Europäischen Union aus. Im September 2020 erreichte die Tierseuche mit Brandenburg und Sachsen auch Deutschland, mit dem Fund im Kreis Groß-Gerau erreichte die Tierseuche nun auch Hessen und das Rhein-Main-Gebiet.

Die Behörden reagierten umgehend mit strengen Restriktionsmaßnahmen, denn die Seuche ist für Wild- und Hausschweine tödlich, eine Impfung gibt es nicht. Für Menschen und andere Tiere ist die Seuche harmlos, doch Hunde und Menschen können zur Ausbreitung beitragen – etwa durch den Kontakt mit infizierten Tieren, aber auch durch das Wegschmeißen von Produkten aus Schweinefleisch: Der Erreger der Afrikanischen Schweinepest ist extrem widerstandsfähig und kann sogar in verarbeiteten Fleischwaren, wie Schinken und Salami oder sogar Tiefkühlkost überleben und sich weiter verbreiten.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Neue infizierte Wildschweine: Restriktionszone ausgeweitet

Um den ersten Fundort herum wurde deshalb eine Restriktionszone im Radius von rund 15 Kilometern eingerichtet, in der Jagen verboten ist und eine Anleinpflicht für Hunde gilt – das gilt auch für die Landeshauptstadt Mainz und südlich angrenzende Gebiete wie die Verbandsgemeinde Bodenheim, die Städte Oppenheim und Nierstein sowie die Gemeinden Mommenheim und Klein-Winternheim.

Neue Restriktionszone in Sachen Afrikanische Schweinepest. - Grafik: Kreis Mainz-Bingen
Neue Restriktionszone in Sachen Afrikanische Schweinepest. – Grafik: Kreis Mainz-Bingen

Inzwischen wurden auf hessischer Seite weitere infizierte Wildschweine gefunden: Am Donnerstag meldete das Regierungspräsidium Darmstadt Virusnachweise bei zwei weiteren Wildschweinkadavern im Bereich von Riedstadt-Leeheim und im Naturschutzgebiet Kühkopf. Damit steigt die Zahl der nachweislich infizierten Tiere auf etwa zehn Stück, das Problem dabei: “Da die positiv untersuchten Kadaver deutlich südlich des bisherigen Kerngebietes gefunden wurden, musste die Restriktionszone nach Süden ausgeweitet werden”, teilte die Behörde mit.

Neu betroffen sind nun Teilgebiete der Stadt Darmstadt sowie nordwestliche Bereiche des Landkreises Bergstraße. Außerdem ist der Landkreis Groß-Gerau nunmehr vollständig in der Restriktionszone gelegen, und auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg sind weitere Gebietsanteile hinzugekommen. Im Bereich des Landkreises Offenbach, des Main-Taunus-Kreises und der kreisfreien Städte Wiesbaden und Frankfurt hatten die neuen Virusnachweise keine Veränderungen der Gebietskulisse zur Folge, heißt es weiter. Dort bleibe die Sperrzone im bereits eingerichteten Umfang weiterbestehen.

Schutzzaun, Suche mit Drohnen, Anleinpflicht für Hunde, Jagdverbot

Dabei hatte das Hessische Umweltministerium umgehend groß angelegte Maßnahmen zur Eindämmung der Tierseuche ergriffen, so sollte etwa ein großer Schutzzaun bis zum Rhein das Abwandern infizierter Tiere verhindern, das gelang offenbar aber nicht vollständig. Die neuen Virusnachweise in Hessen führen zudem auch linksrheinisch zu einer Ausweitung der Restriktionszone im Bereich südlich von Mainz. Betroffen von den Maßnahmen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinegrippe sind nun auch der südliche Teil des Landkreises Mainz-Bingen bis in den Nachbarlandkreis Alzey-Worms.

Mit Hunden und Drohnen wird derzeit innerhalb der Schutzzone nach infizierten Wildschweinen gesucht. - Foto: Landwirtschaftsministerium Hessen
Mit Hunden und Drohnen wird derzeit innerhalb der Schutzzone nach infizierten Wildschweinen gesucht. – Foto: Landwirtschaftsministerium Hessen

“In westlicher Richtung geht die neue Restriktionszone jetzt bis nach Friesenheim, Wintersheim und Weinolsheim”, teilte der Landkreis Mainz-Bingen am Donnerstag mit. Innerhalb der Schutzzone gilt weiter ein Jagdverbot, eine Anleinpflicht für Hunde und vor allem in der Nähe des Rheins das Gebot, die Rheinufer nicht zu betreten, dort keinen Sport zu treiben und nicht im Rhein zu baden. Entlang der Rheinufer gibt es große Populationen von Wildschweinen, die möglichst nicht aufgehetzt und vertrieben werden sollen.

Die Angst der Behörden: Infizierte Wildschweine könnten über den Rhein nach Rheinhessen schwimmen, und so die Seuche auch nach Rheinland-Pfalz tragen. Bislang konnte das nämlich wohl verhindert werden: “Rund um die bisherige Restriktionszone sind mittlerweile 20 Wildschweine geschossen worden, die allesamt negativ getestet wurden”, teilte Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) mit. Die Afrikanische Schweinepest sei “derzeit also noch nicht im Landkreis Mainz-Bingen angekommen.”

Lennebergwald bei Mainz wieder freigegeben

Die Region wird aktuell durch professionelle Hunde- und Drohnenstaffeln aus Hessen sowie dem gesamten Bundesgebiet nach weiteren Kadavern abgesucht, von denen Proben zur Untersuchung genommen werden. Insgesamt wurden seit Mitte Juni bereits 75 tote Wildschweine beprobt. Insgesamt gilt weiter: Keine Partys oder Privatfeiern am Rheinufer, kein Wegwerfen von Lebensmitteln und Ruhe im Gebiet.

Die gute Nachricht für Mainz: Die Sperrzone rückt nun etwas näher in Richtung Stadtgebiet Mainz, damit wird der Lennebergwald wieder freigegeben: Hier darf nun wieder gejagt werden, Hunde müssen nicht mehr unbedingt angeleint werden. In Wiesbaden gilt die Leinenpflicht für Hunde übrigens nicht nur in der Stadt, sondern auch in Wäldern und auf Feldern. Bei einem Erstverstoß wird hier ein Verwarnungsgeld in Höhe von 100 Euro fällig, bei wiederholten Verstößen ein höheres.

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zur Afrikanischen Schweinpest sowie zum aktuellen Fund in Hessen findet Ihr hier beim Hessischen Landwirtschaftsministerium. Eine Karte und eine Auflistung der Orte innerhalb der Sperrzone gibt es auf der Homepage des Kreises Mainz-Bingen hier im Internet.