Am kommenden Samstag gibt es mal wieder ein kosmisches Highlight am Nachthimmel zu bestaunen: Pünktlich nach dem Abendessen findet nämlich eine partielle Mondfinsternis statt. Dabei schiebt sich der Vollmond zuerst in den Halbschatten, und später ein Stückchen in den Kernschatten der Erde – und sieht dann aus, wie ein angeknabberter, dunkelroter Keks. Das Schauspiel könnt Ihr unter höchst kompetenter Führung erleben: in der Sternwarte der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz. Die lädt auch schon tagsüber zum „Astronomietag“, dann mit Sonnenbeobachtungen.
2023 ist ja das Wissenschaftsjahr „Unser Universum“ gewesen, wirklich viel hat man davon ja irgendwie nicht mitbekommen. Doch nun endet das Jahr mit einem kleinen Knaller: Einer partiellen Mondfinsternis. Und passend zur längsten Nacht des Jahres (Zeitumstellung!) laden die Sternwarten in Deutschland zum „Astronomietag“ ein – auch in Mainz. Die Zeit für einen Blick ins Universum könnte kaum besser sein, weiß man bei der Volkssternwarte München: Im Westen stehen noch die ganzen Sommersternbilder mit wunderbar farbigen Doppelsternen, Sternhaufen und planetarischen Nebeln am Himmel, im Osten öffnet der Herbsthimmel den Blick weit über die Grenzen unserer Milchstraße hinaus in andere Galaxien.
Der Blick in die Weiten des Weltraums hat die Menschheit schon immer fasziniert, heute ist der schwarze Raum die letzte unerforschte Dimension. Himmelsphänomene wie Sonnen- oder Mondfinsternisse wiederum haben über Jahrtausende hinweg die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt – das ist glücklicherweise vorbei: Heute kann uns die Wissenschaft diese Phänomene erklären, und wir sie mit Staunen und Faszination entspannt beobachten und erleben.
Sternwarte Mainz: Sonnenbeobachtung mit Stern-Experten
Und genau dazu lädt die Astronomische Arbeitsgemeinschaft (AAGH) Mainz am kommenden Samstag ein: Schon ab 11.00 Uhr öffnet dann nämlich die Paul-Baumann-Sternwarte der AAG Mainz in Klein-Winternheim ihre Tore. Wobei „Tore“ ein großes Wort ist: die kleine Sternwarte liegt unscheinbar am Feldrand und besteht hauptsächlich aus einem Verschlag für die großen Teleskope – seit der Vertreibung der AAG aus der großen Sternwarte in Mainz auf der Anne-Frank-Schule bleibt der AAG nur die kleine Ausweich-Sternwarte vor den Toren der Landeshauptstadt.
Dabei kann die Arbeitsgemeinschaft mit exzellenten Experten in Sachen Himmelsbeobachtung aufweisen, und die stehen Euch am Samstag fachkundig zur Seite. Zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr steht dann am 28. Oktober nämlich zunächst die Beobachtung der Sonne im Mittelpunkt. „Unter fachkundiger Anleitung können Teilnehmer die Aktivitäten unseres nächstgelegenen Sterns sicher beobachten und dabei auch mehr über die Atmosphäre der Sonne und ihre chemische Zusammensetzung erfahren“, heißt es in der Ankündigung der AAG.
Aktuell zeige sich die Sonne besonders aktiv, bei gutem Wetter könnten sogar Sonnenausbrüche und Sonnenflecken sichtbar sein, erklären die Sternexperten. Sonnenflecken sind dunkle und kühlere Stellen auf der Oberfläche der Sonne, die weniger Licht als der Rest abstrahlen und durch das starke Magnetfeld der Sonne entstehen. In die Sonne sollte man auf jeden Fall niemals mit bloßen Augen schauen – es drohen starke Schäden der Netzhaut bis hin zur Erblindung. Mit den Spezialteleskopen der AAG aber könnt Ihr so manche Entdeckung machen.
Partielle Mondfinsternis ab 20.00 Uhr: Roter Mondkeks
Am Abend dann öffnet die Paul-Baumann-Sternwarte erneut ihre Tore für das große Himmelsschauspiel des Jahresendes: Ab 19.30 Uhr kann man von hier die partielle Mondfinsternis erleben, zuletzt war das 2019 der Fall. Eine Mondfinsternis findet statt, wenn Sonne, Erde und Mond in einer Linie stehen, und der Mond dabei durch den Schatten wandert, den die Erde wirft. Unterschieden wird dabei zwischen Halbschatten und Kernschatten: Ein Halbschatten sorgt dafür, dass der Mond wie angeknabbert aussieht, taucht er in den Kernschatten der Erde ein, färbt sich der Erdtrabant dunkelrot – passend zu Halloween.
Der Verdunkelungsgrad des Mondes ist dabei am 28. Oktober eher klein: der maximale Verdunkelungsgrad beträgt gerade einmal 13 Prozent, dem Mond wird also nur ein kleiner Knurps am unteren Rand fehlen. Dafür ist die partielle Mondfinsternis den ganzen Abend gut zu sehen, sagen die Astroexperten – wenn denn das Wetter mitspielt. Richtig los geht es gegen 20.00 Uhr mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten, der Übergang in den Kernschatten findet dann ab 21.35 Uhr statt.
Der Höhepunkt der Finsternis ist für 22.14 Uhr angesetzt, und der Austritt aus dem Schatten wird um 00.28 Uhr am 29. Oktober erwartet, berichtet Hristina Heinen von der AAG Mainz, und freut sich: „Obwohl nur ein kleiner Teil des Mondes in den Erdschatten eintaucht und zu diesem Zeitpunkt wie ‚leicht angeknabbert‘ erscheinen wird, ist die Finsternis den ganzen Abend über in ihrer vollen Pracht zu bewundern!“ Zu sehen sei das Phänomen deshalb nicht bei jedem Vollmond, weil ein bestimmter Neigungswinkel zur Erdbahn nötig ist, damit der Mond den Erdschatten streift.
„Für uns ist der Astronomietag mehr als nur eine Wissensvermittlung“, betont Heinen zudem: „Es ist ein soziales Ereignis, das Menschen zusammenbringt. Besonders bei solch eindrucksvollen Ereignissen wie einer Mondfinsternis ist es bereichernd, die Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen und Fragen zu beantworten.“ Im Gegensatz zu einer Sonnenfinsternis sei zudem keine spezielle Ausrüstung erforderlich, das mache das Ereignis für Menschen aller Altersgruppen und Wissensstände gleichermaßen zugänglich.
Info& auf Mainz&: Astronomietag 2023 und partielle Mondfinsternis am Samstag, den 28. Oktober 2023. Der Besuch in der Paul-Baumann-Sternwarte in Klein-Winternheim ist kostenlos, wie Ihr hinkommt, und wo Ihr am besten parkt, lest Ihr hier im Internet. Die Sternwarte ist gleich neben der Autobahn A63 Richtung Alzey, da es keine Innenräume gibt, empfiehlt es sich, sich warm und wettergerecht zu kleiden und Getränke und Essen mitzubringen, sofern gewollt. Mehr zur AAG Mainz und ihrer reichen Astronomie-Geschichte lest Ihr hier bei Mainz&, mehr zum Thema Sternwarte, ihrem Aus in Mainz, und dem Scheitern in Rheinhessen könnt Ihr hier lesen. Weitere Infos zur partiellen Mondfinsternis gibt es auch hier bei dem Verein der Sternenfreunde.