Vor zehn Jahren verschwand die Große Mainzer Jupitersäule von ihrem angestammten Platz vor dem Mainzer Landtag, zu Restaurationszwecken – und kehrte bis heute nicht zurück. Die Unsichtbare Römergarde hatte deshalb zum „Tag des Offenen Denkmals“ eine besondere Aktion in petto: Sie bildete die Jupitersäule aus neun Meter hohen Ballons nach – als Zeichen für die Forderung, die Säule möge bald zurückkehren. Dazu gab es denn auch überraschende Informationen: Die rekonstruierte Säule sei fertig und könne sofort aufgestellt werden, meldete der Verein „Rettet das Römische Mainz“. Den Anwesenden blieb da nur das Staunen: Beim Jupiter!

So stand die Nachbildung der Großen Mainzer Jupitersäule bis 2015 vor dem Landtag in Mainz. - Foto: gik
So stand die Nachbildung der Großen Mainzer Jupitersäule bis 2015 vor dem Landtag in Mainz. – Foto: gik

Im Juli 2025 hatte der Verein „Rettet das Römische Mainz“ auf einen Missstand in Sachen antike Denkmäler aufmerksam gemacht: Das Fehlen der Großen Mainzer Jupitersäule, die vor zehn Jahren in einer Werkstatt verschwand und seither nur einen verwaisten Sockel auf der Wiese vor dem Mainzer Landtag hinterließ. Die Säule ist nicht irgendein antikes Denkmal: Die 9,10 Meter hohe, schlanke und reich mit Götterreliefen versehene Siegessäule ist die größte und beeindruckendste ihrer Art, die jemals nördlich der Alpen gefunden wurde – sie wurde gar zum Vorbild einer ganzen Gattung, eine Nachahmung findet sich sogar in Rom.

Doch im Sommer 2015 wurde die Jupitersäule – eine Kopie der Originalsäule – vor dem Mainzer Landtag abgebaut: Die Säule sei stark beschädigt und nicht mehr standsicher, das Gebilde aus Kalksteinsplit und Weißzement werde restauriert und wieder aufgearbeitet, berichtete im August 2022 der Restaurator und Steinbildhauermeister Hilmar Müller bei der Spezialfirma Sauer in Budenheim. Der Plan: Die angewitterte Oberfläche sollte geglättet und mit einem neuen Anstrich versehen werden, der künftig verhindern solle, dass Feuchtigkeit in den Stein eindringe.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Werbung

 

Ballons statt Stein: URG machte Jupitersäule wieder sichtbar

Im Sommer 2022 hieß es denn auch, die Säule sei so gut wie fertig, die Rückkehr werde mit großer Sicherheit 2023 geschehen können – nur: das passierte nicht. „Wir wollen einfordern, dass man die Jupitersäule auf ihren angestammten Platz zurückbringt“, betonte deshalb im Juli der Vorsitzende des neuen Vereins „Rettet das Römische Mainz“, Christian Vahl. Die Säule sei ein ganz besonderes Denkmal, ein Zeugnis für das Nebeneinander von römischen und keltischen Ursprüngen im antiken Mogontiacum – ein wahrhaft „sprechendes Denkmal“.

Die Unsichtbare Römergarde hatte am "Tag des Offenen Denkmals" zum Standort der Großen Mainzer Jupitersäule geladen, um ein Zeichen zu setzen. - Foto: gik
Die Unsichtbare Römergarde hatte am „Tag des Offenen Denkmals“ zum Standort der Großen Mainzer Jupitersäule geladen, um ein Zeichen zu setzen. – Foto: gik

Man finde als „Unsichtbare Römergarde“ (URG) eine unsichtbare Jupitersäule zwar lustig, „aber das kann ja kein Dauerzustand sein“, sagte Vahl der auch Generalfeldmarschall der URG ist. Bleibe die Jupitersäule zu lange verschwunden, „schwindet auch das Gedächtnis an sie“, kritisierte er. Diesen Gedanken nahm nun vergangenen Sonntag die neue Präsidentin der Unsichtbaren Römergarde, Kathrin Dohle auf: „Wenn Denkmäler verschwinden, wenn wir sie nicht mehr sehen und erleben können, dann verschwindet irgendwann auch das Verständnis für unsere Vergangenheit und für unsere Wurzeln“, sagte Dohle.

Die Unsichtbare Römergarde hatte nämlich eigens für den Denkmaltag zum Sockel der Jupitersäule geladen, um diese wiederauferstehen zu lassen – allerdings „nicht in Stein, sondern als luftiges Bindeglied unserer Stadt mit ihrer Vergangenheit“, wie Dohle betonte – ein Video dazu seht Ihr hier auf Facebook. „Das Motto des Tages – ‚Wertvoll, unbezahlbar, unersetzlich‘ – hätte nicht passender für die Jupitersäule sein können“, unterstrich Dohle dabei. Denkmäler seien „natürlich unersetzlich, denn viele Erzählungen unserer Stadt und unserer Zeit würden verloren gehen, wenn wir sie nicht hätten.“

Werbung

Nachbildung der Jupitersäule einst Ehrenzeichen der Stadt Mainz

Geschichten des Glaubens, von Kulten, von römischer Architektur und Politik, vom alltäglichen Leben und besonderen Festen – „all das spiegeln unsere Denkmäler für uns wieder. Und deshalb ist es besonders tragisch, wenn Denkmäler einfach verschwinden“, mahnte Dohle. Die Jupitersäule sei „ein Zeichen der römischen Identität und unserer Stadtgeschichte“, unterstrich sie, während mehrere Dutzend Luftballons hinter ihr ein beeindruckend unterstrichen, wie hoch die Säule hier eigentlich in den Himmel ragen würde.

Diese kleine Nachbildung der Großen Mainzer Jupitersäule gab es einst bei der Stadt Mainz als Ehrenzeichen für besondere Verdienste. - Foto: gik
Diese kleine Nachbildung der Großen Mainzer Jupitersäule gab es einst bei der Stadt Mainz als Ehrenzeichen für besondere Verdienste. – Foto: gik

Gestiftet hatte die Ballons Friedrich Demmler vom Kinderladen Wirth, und der hatte noch ein besonderes Sinnbild mitgebracht: Eine etwa 30 Zentimeter hohe Nachbildung der Jupitersäule, die sogar eine goldene Jupiterstatue auf ihrem Kopf trägt. Diese kleine Nachbildung habe ihm die Stadt Mainz vor 25 Jahren zum 75-jährigen Firmenjubiläum verliehen, berichtete Demmler – damals also galt die Jupitersäule als ein geeignetes Symbol für besondere Ehrungen bei der Stadt Mainz.

Die Stadt Mainz hatte indes im Juli auf Mainz&-Anfrage mitgeteilt, mit einer schnellen Rückkehr der Säule sei nicht zu rechnen: Vor dem Wiederaufstellen der Säule bedürfe es „umfangreicher geologischer Untersuchungen und statischer Berechnungen“ der Säule selbst sowie des Bodens vor dem Landtag. Der Untergrund müsse geologisch untersucht, der Sockel verstärkt und die Säule selbst durch ein Edelstahl-Skelett verstärkt werden.

Werbung

 

Vahl: Säule ist fertig und könnte sofort aufgestellt werden

Vahl berichtete hingegen nun: Davon wisse man bei der Firma Sauer nichts – im Gegenteil. Der Verein „Rettet das Römische Mainz“ sei vergangenen Donnerstag zur Besichtigung in Budenheim gewesen, und dort habe man versichert, die Säule sei fertig restauriert und könne sofort aufgestellt werden. „Die statischen Berechnungen lägen vor, von einem Eisenkern sei die Aufstellung nicht abhängig“, berichtete Vahl am Sonntag gegenüber Mainz& – das habe auch der zuständige Architekt für das Projekt bestätigt.

So hoch stände die Jupitersäule hier - wenn, ja wenn man sie einfach aufstellen würde. - Foto: gik
So hoch stände die Jupitersäule hier – wenn, ja wenn man sie einfach aufstellen würde. – Foto: gik

„Wir haben die fertige Säule gesehen, alle Beteiligten sagten uns, sie könne sofort aufgestellt werden“, betonte Vahl auf Nachfrage. Die Probleme der Bildhauerei und auch der Gartenarchitektur seien gelöst, damit erübrige sich auch die Suche nach einem neuen Standort. Die Säule wäre nach Angaben der Experten „auch in ihrer jetzigen Form standfest.“ Die Firma schlage lediglich vor, einen neuen Sockel für die Säule herzustellen, denn der sei verrottet. Eine große Verzögerung bedeute das aber nicht, betonte Vahl: „Die Jupitersäule könne dann im kommenden Frühjahr 2026 zurückkehren.“

Vielleicht also gibt es ja ein Einsehen bei der Stadt Mainz, notfalls mit Hilfe der antiken Götter: Am Ende der Veranstaltung schickte Kathrin Dohle die Ballon-Säule mit einem „Ballons, auf auf, fliegt zu Jupiter!“ gen Himmel – „als Sinnbild, wie sehr wir uns die Jupitersäule zurückwünschen, als sichtbares Zeichen für Mainz“, wie sie betonte. In der Antike opferte man ja Gegenstände, um die Götter gnädig zu stimmen und Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen, vielleicht heißt es ja in wenigen Monaten: „Beim Jupiter, haben uns die Götter etwa erhört?“

Info& auf Mainz&: Eine ausführliche Beschreibung der Großen Mainzer Jupitersäule und wie sie gefunden wurde, könnt Ihr hier auf Mainz& lesen. Ein Video vom Ballon-Opfer zugunsten der Rückkehr der Säule findet Ihr hier auf unserem Mainz&-Facebook-Account,  Ballonabflug inklusive. Und übrigens: Ihr wollt keinen Mainz&-Artikel mehr verpassen? Dann jetzt Mainz&-Solidar-Abo abschließen und unseren tollen Newsletter abonnieren! Wie es geht, steht hier:

Mainz& Solidar-Abo: FAQ und Anleitung