Bauarbeiten haben offenbar den verheerenden Dachbrand an der Mainzer Rheingoldhalle vergangene Woche ausgelöst. Der Brand sei „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ durch Bauarbeiten im Kongresssaal ausgelöst worden, teilte die Mainzer Polizei am Dienstagabend mit. Brandsachverständige der Polizei hätten die Brandausbruchstelle in einer Mauerfuge zwischen der Nord- und der Ostwand der Rheingoldhalle lokalisiert. In der Nähe dieser Fuge hätten Bauarbeiten stattgefunden, die seien der wahrscheinliche Auslöser des Brandes.
Das Dach der Mainzer Rheingoldhalle hatte am frühen Donnerstagmorgen auf einmal Feuer gefangen, der Brand breitete sich in einer Zwischendeckenkonstruktion der Halle zunächst weitgehend ungehindert aus. Das Dach der großen Mainzer Veranstaltungshalle besteht aus mehreren Schichten, auf einer Betondecke befindet sich nach oben hin eine Holzkonstruktion, die wiederum durch eine Bitumen-Kies-Schicht abgeschlossen wurde.
Die Feuerwehr hatte am Donnerstag große Probleme, durch diese Konstruktion hindurchzukommen und den Brandherd zu erreichen. Versuche, die Wand seitlich vom angrenzenden Hilton mittels eines Bohrhammers zu öffnen scheiterten, weil die Feuerwehrleute sich vor einer zweiten Betonwand wiederfanden. Die Bitumenschicht wiederum war durch die große Hitze bereits weich geworden und mit der Kiesschicht verschmolzen, „das verklebte sofort die Säge“, berichtete Feuerwehr-Einsatzleiter Markus Lunnebach am Dienstag.
Erst als das Feuer die Dachkonstruktion teilweise zum Einsturz brachte, öffneten sich Lücken für die Löscharbeiten der Feuerwehr. „Wir haben es geschafft, den Dachraum nach und nach komplett mit Löschschaum zu fluten und so das Feuer zu ersticken“, sagte Lunnebach. Noch am Donnerstag hatten auch Brandexperten der Mainzer Polizei und der Kriminalpolizei Ermittlungen vor Ort aufgenommen. Per Hubschrauber wurden Luftaufnahmen gemacht, um der Ursache und dem Ausmaß des Brandes auf die Spur zu kommen. Wirklich vor Ort ermitteln konnten die Polizeiexperten aber erst am Freitag – erst 24 Stunden nach Ausbruch des Brandes war das Feuer komplett gelöscht, der Brandort kalt.
Als Brandursache konnte die Polizei einen technischen Effekt in der Elektronik der Halle schnell ausschließen. Auch Brandstiftung wurde geprüft und verworfen: Durch den Einsatz eines Spürhundes habe der Einsatz von Brandbeschleunigern ausgeschlossen werden können, sagte Polizeisprecher Rinaldo Roberto. Im Laufe des Dienstags wurden dann verschiedene Gebäudeteile geöffnet, dabei fanden die Ermittler den Brandherd und die Mauerfuge. Der genaue Ablauf sei nun Gegenstand weiterer Ermittlungen, hieß es weiter.
Wie sehr durch den Brand der Große Saal der Rheingoldhalle in Mitleidenschaft gezogen wurde, steht ebenfalls noch nicht fest: Durch die Löscharbeiten drang Wasser bis unten in den Saal, vorwiegend aber in die Seitenräume, sagte Bürgermeister Günter Beck (Grüne). Ob das Parkett oder die Wände beschädigt seien, müssten nun Gutachter klären. Das Parkett ist für die seit Oktober 2018 andauernden Sanierungsarbeiten des Großen Saals abgedeckt, sein Zustand konnte deshalb bislang nicht untersucht werden. Zudem tränkte Löschwasser die Mauern, ob das die Statik beeinträchtigt hat, müssen nun Gutachter klären. „Da sind drei Monate einfach schon mal weg“, seufzte Beck.
Der große Saal der Rheingoldhalle wird seit Oktober 2018 saniert, die Fertigstellung war bis Oktober 2019 geplant – eine Fortsetzung des Veranstaltungsbetriebs in der Großen Halle zum Oktober ist nun ausgeschlossen. Die Bauarbeiten ruhen derzeit, der Brand hat rund zwei Drittel des Dachs beschädigt. Der Gutenbergsaal und das Foyer hingegen wurden durch den Einsatz der Feuerwehr gerettet – zeitweise hatte hier auch konkrete Gefahr bestanden, dass das Feuer auch auf den neuen Teil der Rheingoldhalle übergreifen könnte. Die angesetzten Veranstaltungen im neuen Saal können nun wie geplant stattfinden, für den großen Saal muss nun aber Ersatz her. „Wir haben unsere Kongresse teilweise schon bis ins Jahr 2020 fixiert“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuel Matz (CDU).
Die Suche nach Ausweichquartieren laufe, Hilfsangebote gebe es, unter anderem aus Wiesbaden und von der Halle 45, sagte Matz weiter. Auch ein wintertaugliches Zelt auf dem Rathausplateau gehöre zu den Möglichkeiten. Der Dank an die Hunderte von Helfer von Feuerwehr, Polizei und technischen Hilfswerken sei groß – als Dankeschön würden alle Helfer zu zwei Konzerten eingeladen, sagte Matz: Das eine sei ein Konzert der Hooters am 25.5. , das andere ein Konzert von Dieter Thomas Kuhn am 31.5. Dazu werde es in der kommenden Fastnachtskampagne von der Mainzer Fastnacht eG eine Fastnachtssitzung exklusiv für alle an der Rettung der Rheingoldhalle Beteiligten geben.
„Das Ereignis steckt uns heute noch in den Knochen“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), in der ganzen Stadt seien die Betroffenheit und die Anteilnahme riesig gewesen. „Wir können auch heute an diesem Tag noch nicht alle Folgen absehen“, sagte Ebling, klar sei aber: Es sei dem hervorragenden Zusammenspiel der Feuerwehr mit allen Helfern zu verdanken, „dass die Halle gerettet wurde – das verdient höchsten Respekt.“
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