Es ist höchst gefährlich: Nur kurz auf das Handy geschaut – und schon fährt man die nächsten zwanzig, dreißig Meter im Blindflug. Einer US-Studie zufolge erhöht etwa das Schreiben einer Textnachricht während des Autofahrens die Unfallwahrscheinlichkeit um das 23-fache, Telefonieren immerhin noch um das 6-fache. Die Mainzer Polizei hat deshalb für das Jahr 2018 eine neue Kampagne gestartet: Unter dem Hashtag #Blindflug will sie verstärkt über die Probleme durch Ablenkung im Straßenverkehr aufklären und ruft dazu auf zu sagen: „Nicht mit mir!“ Der schnelle Blick aufs Handy sei nämlich selbst an der roten Ampel verboten, erinnern die Gesetzeshüter. Seit Oktober 2017 gelten dafür auch schärfere Strafen.

Nur ein kurzer Blick aufs Handy? Im fahrenden Auto heißt das: Blindflug! – Foto: Polizei Mainz

Ablenkung ist eine der Hauptunfallursachen im Straßenverkehr, betont die Mainzer Polizei. Bei rund einem Drittel der Unfälle sind Verkehrsteilnehmer abgelenkt, bei jedem zehnten Unfall ist dies sogar unfallursächlich, das belege eine Studie aus dem Jahr 2016. 2017 kamen im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz mindestens ein Viertel der tödlich Verunglückten durch ungeklärte Gründe von der Fahrbahn ab, auch dabei könnte das Thema Ablenkung eine Rolle gespielt haben. Viele Verkehrsteilnehmer riskierten aber noch immer den „schnellen“ Blick auf das Smartphone, heißt es bei der Polizei weiter, und diese warnt: Das ist verboten, selbst an der roten Ampel. Der „schnelle“ Blick verführe zudem häufig zum Lesen oder Tippen kompletter Nachrichten, das aber könne hochgefährlich werden – etwa wenn genau in diesem Moment ein Kind auf die Straße laufe oder ein anderer Autofahrer unerwartet abbiege oder bremse… „In diesen Fällen kann selbst das schnellste Handeln zu langsam sein“, warnen die Experten.

Die Mainzer Polizei kontrolliert deshalb in diesem Jahr verstärkt die Autofahrer in Sachen Handybenutzung und will dabei auch über Gefahren aufklären. Seit dem 1. Januar habe man bereits im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz – das bis Worms und Alzey reicht –  mehr als 172 Fahrzeuge an 15 verschiedenen Kontrollstellen überprüft, teilte die Polizei am Freitag mit. Dabei habe man eine Vielzahl an Verstößen festgestellt, wie viele, sagte die Polizei leider nicht. Ein großes Augenmerk sei dabei auf die Nutzung von Smartphones, Tablets und Navigationsgeräten gelegt worden. Zudem wurden die Verkehrsteilnehmer umfassend über die Gefahren des „schnellen Griffs“ zum Handy informiert, auch wenn das gute Stück nur griffbereit auf dem Beifahrersitz gelegen habe.

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Die Einsicht der kontrollierten Personen sei „erfreulich gewesen“, die meisten hätten sich positiv hinsichtlich der Kontrollmaßnahmen gezeigt und großes Interesse am Problem Ablenkung im Straßenverkehr, hieß es weiter. Seit Mitte Oktober 2017 gelten zudem erheblich strengere Vorschriften. Für die Nutzung elektronischer Geräte am Steuer kostet die unerlaubte Benutzung „von elektronischen Geräten die der Kommunikation, Information oder Organisation dienen“ einer Geldbuße von 100 Euro und einen Punkt in Flensburg. Wer Andere durch die Nutzung gefährdet oder einen Unfall verursacht, muss bis zu 200 Euro und zwei Punkte befürchten, auch kann ein Fahrverbot von einem Monat hinzukommen. Auch Radfahrern droht eine Geldbuße in Höhe von 55 Euro, bei einem Unfall bis zu 100 Euro, wenn sie ein Handy oder anderes elektronische Gerät verkehrswidrig benutzen.

Auch als Fußgänger gilt: Finger weg vom Handy! Denn, blind auf die Straße gelaufen, ist auch gefährlich… – Foto: Polizei Mainz

 

Das Problem dabei aber: Inwieweit dazu auch die Bordcomputer der Fahrzeuge gehören, ist bei Experten umstritten. Bei der Versicherungswirtschaft behaupten sie, die Bedienung der Bordcomputer wäre viel ungefährlicher als die Nutzung eines Smartphones – aber was, wenn man das Smartphone als Navigationsgerät nutzt? Dann dürfe man es nicht zur Hand nehmen während der Fahrt, warnt die Polizei – aber darf ich dann an der roten Ampel drauf gucken? Ganz ausgegoren scheint uns das nicht zu sein, das müssen wir hier mal anmerken – viele Bordcomputer sind schließlich heutzutage mit umfassenden Funktionen ausgestattet. Lenken die nicht ab?

Bei der Polizei Rheinland-Pfalz zählten sie 2016 sogar schon Musikhören oder ein lebhaftes Gespräch mit Beifahrern zur Ablenkung. Wir finden das übertrieben: Musikhören kann aus unserer Sicht sogar wach machen und die Aufmerksamkeit steigern, gerade auf eintönigen Strecken. Und das war jetzt der Kommentarblock 😉 Klar ist aber auch: die Ablenkung durch Smartphones und andere elektronische Geräte während der Fahrt hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen – und das ist eine ungute Entwicklung. Während der Fahrt am Laptop die E-Mails checken oder mal eben mit den Freunden chatten, das geht gar nicht. Und so wird die Mainzer Polizei noch mit vielen Aktionen in diesem Jahr intensiv gegen den Blindflug am Steuer vorgehen.

Am 20. September 2018 wird es zudem einen Verkehrssicherheitstag auf der Tank- und Rastanlage Wonnegau geben. Von 10.00 bis 16.00 Uhr könnt Ihr dann das Thema Ablenkung vor Ort ganz real erleben – bei praktischen Übungen könnt Ihr ausprobieren, wie schnell man Gefahrensituationen tatsächlich wahrnimmt, wie lange der Blick auf das Smartphone dauert und was man in dieser Zeit tatsächlich (nicht) wahrnimmt.

Info& auf Mainz&: Die nächste Kontrollaktion in Sachen „#Blindflug – Mit mir nicht!“ gibt es bereits am kommenden Montag, den 22. Januar 2018, und zwar im Raum Bingen von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr. Mehr Infos zu den Gefahren der Ablenkung am Steuer findet Ihr hier bei der Polizei Rheinland-Pfalz.

 

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