UPDATE& — Gerade erst hatten die ersten Erdarbeiten für das neue Besucherzentrum am Alten Jüdischen Friedhof begonnen, da herrscht Aufregung in der Baugrube: Auf der Baustelle wurde am Dienstagnachmittag eine Weltkriegsbombe gefunden. Fundort sei die Paul-Denis-Straße, also oberhalb des Alten Jüdischen Friedhofs, teilte die Stadt Mainz am Abend mit. Die Entschärfung soll nun am Donnerstag, den 4. Juli 2024, stattfinden – rund 9.500 Menschen müssen das Gebiet in einem Umkreis von 500 Metern um die Bombe verlassen. Der Verkehr in der Mainzer Innenstadt dürfte damit endgültig zum Erliegen kommen – Busse inklusive.
Der Alte Jüdische Friedhof an der Mombacher Straße gehört zu den ältesten Friedhöfen seiner Art in Europa, 2021 wurde der Friedhof gemeinsam mit anderen Denkmalstätten der drei SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 2019 kündigte die Stadt im Rahmen des Bewerbungsverfahrens an, ein Besucherzentrum am Alten Jüdischen Friedhof schaffen zu wollen, entstehen soll es oberhalb des Friedhofs an der Paul-Denis-Straße.
Vor Kurzem begannen dafür die Bauarbeiten, und dabei wurde nun ein Fund aus dem zweiten Weltkrieg gemacht: „Im Rahmen von Baumaßnahmen angrenzend an das Gelände des Weltkulturerbes Alter Jüdischer Friedhof an der Paul-Denis-Straße im Stadtteil Hartenberg-Münchfeld wurde am Dienstagnachmittag eine 500 Kilogramm schwere britische Weltkriegsbombe gefunden“, teilte die Stadt Mainz am Dienstagabend mit. Zuletzt war Ende April eine Weltkriegsbombe bei Bauarbeiten am Europakreisel gefunden worden.
Britische Fliegerbombe soll am 4. Juli entschärft werden
Der sofort informierte Kampfmittelräumdienst Rheinland-Pfalz, die Polizei sowie die Feuerwehr hätten den Bombenfund umgehend gesichtet und entschieden, dass der Blindgänger am Donnerstag, 4. Juli 2024, entschärft werden müsse. Es handele sich um eine britische Fliegerbombe, die einen noch einen intakten Zünder habe, der aber derzeit schwer zugänglich sei, und am Entschärfungstag noch zusätzliche vorbereitende Maßnahmen des Kampfmittelräumdienstes notwendig mache.
Damit wird ein Bereich mitten in Mainz bereits am Donnerstagfrüh zur Sperrzone: Es sei eine Evakuierung im Radius von 500 Metern um den Fundort notwendig, teilte die Stadt mit. Betroffen seien rund 9.500 Personen – sie müssen nun bis Donnerstagfrüh um 9.00 Uhr ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben. Der Fundort liegt am Hang des Mainzer Hartenbergs, nur wenige Meter neben der Bahnlinie. In der unmittelbaren Umgebung liegt zudem das SWR-Sendezentrum Mainz sowie das große Berufsschulzentrum, dazu diverse Kleinunternehmen, Hotels und Wohnheime entlang der Mombacher Straße.
Wie lange die Evakuierung dauern wird, und für wieviel Uhr die Entschärfung der Bombe angesetzt sind, sagte die Stadt Mainz zunächst nicht. Klar ist aber schon jetzt: Mainz erwartet einen kompletten verkehrs-GAU. Denn im Evakuierungsradius werden unter anderem die Mombacher Straße, die Wallstraße, die Fritz-Kohl-Straße und der Kaiser-Wilhelm-Ring, dazu die Goethestraße samt Goethetunnel gesperrt werden. Es werde „im Bahn- und Busverkehr zu erheblichen Behinderungen kommen“, teilte die Stadt weiter mit – auch der Bahnverkehr wird betroffen sein.
Verkehrschaos in Mainz durch Bombenentschärfung erwartet
Das dürfte noch stark untertrieben sein: Wegen der seit einer Woche herrschenden Sperrung der Binger Straße stadteinwärts sowie der gleichzeitigen Sperrung der Windmühlenstraße, herrscht derzeit in der Mainzer Innenstadt ohnehin ein erhebliches Verkehrschaos. Auf Parcusstraße, Aicenbrücke und Saarstraße bilden sich regelmäßig kilometerlange Rückstaus, davon sind auch Ausweichstrecken wie die Mombacher Straße und die Goetheunterführung betroffen, weil diese Tangenten zur Umfahrung des Megastaus rund um die Binger Straße benötigt werden.
Fallen sie nun weg, dürfte der Verkehr in der Innenstadt endgültig zum Erliegen kommen – schon jetzt brauchen Autofahrer etwa von Finthen zum Stadthaus in die Innenstadt rund 45 Minuten. Busse sind derweil ebenfalls keine Alternative, weil auch sie im Stau stehen, und Nebenstraßen ebenso blockiert sind, wie Kreuzungsquerungen rund um den Hauptbahnhof.
„Wir empfehlen allen Personen in den betroffenen Bereichen, sich für Donnerstag, 4. Juli 2024, um einen alternativen Aufenthaltsort zu kümmern“, heißt es bei der Stadt lapidar. Für hilfsbedürftige Personen würden „schnellstmöglich Transportmöglichkeiten, ein Bürgertelefon und eine Betreuungsstelle bereitgestellt.“ Weitere Informationen gibt es fortlaufend auf der Website der Stadt Mainz sowie den Social Media-Kanälen und in den Warnapps geben.
UPDATE&: Zur Unterbringung für Menschen, die von der Evakuierung betroffen sind, und keine andere Anlaufstelle haben, steht ab 7.30 Uhr am Donnerstag die Sporthalle Am Großen Sand in der Oberen Kreuzstraße 9-13 in Mainz-Mombach zur Verfügung. Dort werden Hilfsorganisationen die Betreuung der Menschen sicherstellen. Das teilte die Stadt Mainz am Mittwoch mit. Zudem ist nun auch das Bürgertelefon der Stadt Mainz aktiv: Unter der Telefonnummer 06131-124634 können sich Bürger mit Fragen und Anliegen hinwenden. Auch Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters oder aufgrund von Gehbehinderungen können sich dort hinwenden, um Hilfe beim Transport zur Evakuierung zu erhalten.
Aktuell wird an der Fundstelle ein Wall aus großen Sandsäcken aufgebaut, so die Stadt weiter: „Mit dieser Maßnahme kann der Radius zur Evakuierung auf 500 Meter begrenzt werden. Aufgrund der Lage der Weltkriegsbombe wäre dieser sonst deutlich größer, was Feuerwehr und Kampfmittelräumdienst vermeiden wollen.“
Info& auf Mainz&: Die genaue Liste der zu evakuierenden Straßen samt Hausnummern findet Ihr auf einer Liste der Stadt Mainz hier im Internet. Dort gibt es auch weitere Informationen rund um die Bombenentschärfung.