Ein Unglück kommt ja bekanntlich selten allein, und so ist nach der Schiersteiner Brücke jetzt die Weisenauer Brücke dran: An der Brücke wurden am Mittwoch bei Routineuntersuchungen Schäden in der Übergangszone entdeckt, seit gestern gilt deshalb auf der Brücke Tempo 60. Aber wir können Euch beruhigen: Der Schaden werde kommende Woche ab Montag behoben, heißt es beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) – es handele sich um Routinearbeiten. Das Ganze werde binnen vier, fünf Tagen erledigt sein.
Unterdessen aber schlagen die Wellen in Mainz schon hoch: Die CDU sah gleich einen Zusammenhang mit der Sperrung der Schiersteiner Brücke im Februar. Die hohe Belastung der Weisenauer Brücke durch die monatelange Sperrung der Schiersteiner „hat nun wohl zu Schäden an der Weisenauer Brücke geführt“, sagte der Mainzer Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner (CDU), und schimpfte gleich auch wieder auf die rot-grüne Verkehrspolitik: „Mit ihrer mangelhaften Verkehrsinfrastrukturpolitik riskiert die rot-grüne Landesregierung den Verkehrsinfarkt!“
Schreiner: Ergebnis einer Politik des Aussitzens, Ausreizens, Blockierens
Schon die Sperrung der Schiersteiner Brücke sei Folge „einer Politik, die nicht vorausschauend plant, sondern blockiert“, Rot-Grün reize die Belastungsgrenzen der Bauwerke „bis zum Kollaps“ aus. Die Weisenauer Brücke sei derzeit die einzige Rhein-Brücke im Rhein-Main-Gebiet, über die Lkws fahren dürfen, nun drohten auch hier Verzögerungen und Staus. Schreiner forderte, es brauche „endlich eine realistische Verkehrsinfrastrukturpolitik und ein Brückenkonzept, das den Anforderungen eines Ballungsraums gerecht wird.“
Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Rheinhessen sieht in den Brückenschäden in Weisenau einen „erneuten Beleg“ für die Überlastung der bestehenden Infrastruktur zum Nachteil der Wirtschaft. „Angesichts des neuesten Infrastruktur-Debakels wird es höchste Zeit, der Wirtschaft im westlichen Rhein-Main-Gebiet endlich verbindliche Perspektiven aufzuzeigen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz – und forderte erneut einen Krisengipfel der Landesregierungen von Hessen und Rheinland-Pfalz. Wenn es jetzt Staus auf der Weisenauer Brücke gebe, könne sich der Lkw-Verkehr „erneut einen Weg nach Hessen über die Theodor-Heuss-Brücke in Mainz bahnen.“
LBM: Ganz normaler Verschleißschaden
Doch so schlimm wird die ganze Sache eigentlich gar nicht: Es handele sich um „einen ganz normalen Verschleißschaden, der bei jeder Brücke auftritt“, beruhigte LBM-Sprecherin Verena Blümling – mit der Schiersteiner Brücke sei das in keinem Fall vergleichbar. Vielmehr handele es sich beider Weisenauer Brücke um „einen geringfügigen Schaden, der regelmäßig bei einer Vielzahl von Brücken in der Bundesrepublik vorkommt.“
Bei jeder Brücke gibt es ja eine Übergangszone am Rand, die Temperaturschwankungen, aber auch Schwankungen bei Belastungen ausgleicht. Genau hier wurde bei Routinekontrollen am Mittwoch Schäden festgestellt. Die schadhaften Teile würden nun ausgetauscht, das soll ab Montag geschehen, sagte Blümling weiter. Die Arbeiten sollen in fünf Tagen erledigt sein, so lange gilt Tempo 60 – aber eben auch nur solange.
Die Arbeiten finden zudem unter der Brücke statt, deswegen müssten dann einzelne Spuren für kurze Zeit gesperrt werden. Das werde aber vorwiegend Nachts passieren, betonte Blümling: „Wir versuchen die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten.“
Schaden wegen Mehrbelastung? LBM: nicht Hauptgrund
Dass der Brückenschaden etwas mit der Mehrbelastung durch die Schiersteiner Brücke zu tun hat, wollte Blümling so nicht bestätigen: „Natürlich hatte die Weisenauer Brücke mehr Verkehrsbelastung, das ist aber nicht der Hauptgrund“, betonte sie. Über die Weisenauer Brücke fahren allerdings pro Tag immerhin rund 80.000 Fahrzeuge – im Normalbetrieb. Während der Sperrung der Schiersteiner Brücke waren das aber deutlich mehr. Nicht auszuschließen, dass sich der Routineschaden dadurch beschleunigt hat.
Bei der Schiersteiner Brücke laufen derweil die Arbeiten für den Stützenwald, der das Gewicht der Lkws tragen helfen soll. Die Arbeiten seien im Plan, sagte Blümling: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass spätestens Ende des Jahres die Brücke für Lkw wieder freigegeben werden kann.“ Na dann 😉