Das Hupen war deutlich und lange in der ganzen Mainzer Innenstadt zu vernehmen: Mit einem großen Buskorso haben am Mittwoch Reisebusunternehmen in Mainz gegen die anhaltende Schließung ihrer Unternehmen in der Coronakrise protestiert. Es sei nicht nachvollziehbar, dass Reisebusfahrten in Rheinland-Pfalz erst ab dem 24. Juni wieder möglich sein sollten, kritisierten die Unternehmen – in anderen Bundesländern sei das früher der Fall. Rund 65 Busse legten deshalb um die Mittagszeit kurzzeitig den Verkehr lahm, die Protestierenden, die aus ganze Rheinland-Pfalz kamen, übergaben eine Petition an Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP).

Buskorso in Mainz zum Protest gegen Reiseverbote durch die Coronapandemie. - Foto: gik
Buskorso in Mainz zum Protest gegen Reiseverbote durch die Coronapandemie. – Foto: gik

„Wir wären jetzt am Nordkap“, sagt Raffaela Müller von Friedrichs Reisen in Kelberg, im Norden von Rheinland-Pfalz. Busreisen quer durch Europa, Vereine zu Ausflügen fahren, Städtereisen, Kegeltouren – nichts davon geht mehr seit dem 13. März 2020. Der Shutdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat gerade die Reisebranche hart getroffen – und wie es weiter geht, wissen sie hier alle nicht. „Wir protestieren gegen das Fahrverbot der Reisebusse“, sagte Busunternehmer Richard Kröffges aus Betteldorf in der Eifel. In anderen Bundesländern dürften Reisebusse wieder fahren, in Rheinland-Pfalz sei man jedoch bis zum 24. Juni an das Reiseverbot gebunden. Zehn Mitarbeiter habe er, davon seien sieben in Kurzarbeit, seine zehn Busse musste er abmelden, die Kosten gingen in die Zigtausende.

Bundesweit hatten am Mittwoch Busreiseunternehmen zum Protest unter dem Motto #busretten aufgerufen, in Mainz kamen rund 65 Reisebusse mit etwa 100 Teilnehmern zum Protestzug. Die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern seien ein großes Problem, sagte Müller im Gespräch mit Mainz&. Selbst wenn eine Öffnung komme, zeichne sich ja ab, dass man nur mit einer Minimalbesetzung der Gäste fahren dürfe: „Wir kriegen dann vielleicht noch acht Fahrgäste in unsere Busse, normal wären 48 Plätze“, sagte Müller, das sei einfach nicht rentabel.

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Viele Busunternehmer hatten Protestplakate an ihren Bussen angebracht. - Foto: gik
Viele Busunternehmer hatten Protestplakate an ihren Bussen angebracht. – Foto: gik

Aufgerufen zum Protest in Rheinland-Pfalz hatten die drei Omnibusverbände aus Kaiserslautern, Koblenz und Mainz, der Verband des Verkehrsgewerbes Rheinhessen-Pfalz (VVRP) und der Verband des Verkehrsgewerbes Rheinland (VDV). Die Mehrzahl der Bustouristiker werde die aktuelle Corona-Krise maximal noch bis zum Sommer überstehen können, warnten die Verbände. Ohne finanzielle Hilfen und eine Perspektiven für eine wirtschaftlich tragbare Wiederaufnahme der Bustouristik, drohten auch in Rheinland-Pfalz den bisher gesunden Unternehmen schon bald zahlreiche unverschuldete Insolvenzen.

Seit mehr als zwei Monate sei man wegen des kompletten Reiseverbots von allen Einnahmemöglichkeiten abgeschnitten, und das ausgerechnet zu Beginn der Hauptreisesaison an Ostern, klagte der Vorsitzender der Fachsparte Omnibusverkehr des VDV Rheinland, Uwe Bischoff: „Manche Kollegen haben aufgrund der Saisongeschäfte seit dem Herbst keine Einnahmen mehr, stattdessen nur Ausgaben“, sagte Bischoff. Vom Dachverband Mobilität und Logistik Rheinland-Pfalz (MOLO) hieß es, auch wenn in vielen Betrieben Kurzarbeit angemeldet sei, und die modernen und teuren Reisebusse abgemeldet seien, die Raten für die Fahrzeuge liefen weiter und die Löhne für geringfügig Beschäftigte müssten weiter bezahlt werden.

Rund 100 Busunternehmer protestierten am Mittwoch in Mainz für schnellere Lockerungen für ihre Branche. - Foto: gik
Rund 100 Busunternehmer protestierten am Mittwoch in Mainz für schnellere Lockerungen für ihre Branche. – Foto: gik

„Viele traditionsreiche und bislang überaus erfolgreiche Busunternehmen aus Rheinland-Pfalz fürchten deshalb um ihre Existenz“, warnte auch der Dachverband. Nun drohe zudem eine Wettbewerbsverzerrung zu anderen Bundesländern und gravierende rechtliche Probleme, wenn etwa Busunternehmen bestehende Reiseverträge nicht erfüllen könnten, obwohl die Hotels wieder geöffnet seien.

Was die Busunternehmer zudem ärgert: „Die Flieger dürfen vollbesetzt fliegen, weil ihnen die Klimaanlagen-Hersteller garantiert haben, dass ihre Anlagen gut funktionieren“, berichtet Müller, „die Bushersteller garantieren uns das für unsere Klimaanlagen aber genauso auch.“ Trotzdem dürfen Reisebusse in Rheinland-Ifalz noch nciht wieder rollen, zeitgleich dürften aber Fernbusse wieder vollbesetzt fahren, auch in Rheinland-Pfalz. „Wenn das so weiter geht, brauchen wir weitere Hilfen für unsere Branche“, betonte Müller. Ein Reisebus koste so viel wie ein kleines Einfamilienhaus, „da helfen Kredite nicht weiter“, sagte sie. Rheinland-Pfalz helfe seinen Unternehmen bislang aber so gut wie nicht.

Raffaela Müller und Ralph Friedrichs von Friedrichs Reisen in Kelberg wären jetzt mit ihrem Bus eigentlich am Nordcap. - Foto: gik
Raffaela Müller und Ralph Friedrichs von Friedrichs Reisen in Kelberg wären jetzt mit ihrem Bus eigentlich am Nordcap. – Foto: gik

Die Verbände forderten deshalb in einer Petition an den rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister am Mittwoch weitere Soforthilfen, vor allem für fahrzeugbezogene Fixkosten und ein schnellere Wiederaufnahme des Busreiseverkehrs in Rheinland-Pfalz. Die deutsche Busbranche habe ein detailliertes Hygiene-Konzept für die verantwortungsvolle Durchführung von Busreisen erarbeitet, betonten die Verbände, das sei „eine geeignete Grundlage“, dass Busreisen losgelöst von staatlichen Verboten auch unter wirtschaftlichen Aspekten durchführbar seien. Auch forderten die Verbandsvertreter eine Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent bei Busreisen – schließlich sei man ein ausgesprochen umweltfreundliches Verkehrsmittel, betonten sie.

Verkehrsminister Wissing betonte, der Gesundheitsschutz bleibe „weiter die Leitlinie des Handelns“, das Land habe sich bewusst für ein schrittweises Vorgehen entschieden, um die Auswirkungen der Lockerungen auf das Infektionsgeschehen im Blick behalten zu können. „Mir ist sehr bewusst, dass die Busunternehmen, wie viele Betriebe im touristischen Bereich, von den Auswirkungen der Pandemie hart getroffen wurden“, sagte Wissing auf Mainz&-Anfrage. Gleichzeitig beobachte das Land aber auch sehr genau die Entwicklung der Infektionszahlen. Der Stufenplan des Landes für die Lockerungen in der Coronakrise sei dabei „eine Orientierung“, er könne an die aktuelle Situation angepasst werden, sagte der Minister weiter – eine frühere Lockerung für die Busunternehmen ist also nicht ausgeschlossen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Stufenplan des Landes zu den Lockerungen des Corona-Shutdowns lest Ihr hier bei Mainz&.

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