Wenn Busstreik ist, ist auch Kitastreik, könnte man am heutigen Freitag sagen: 50 Mainzer Kitas bleiben heute zu – die Erzieherinnen sind im Ausstand. Die Gewerkschaft Ver.di hat zu dem neuerlichen Warnstreik im Zuge der Tarifverhandlungen aufgerufen, die Busfahrer der privaten Omnibusunternehmen wollen schon den zweiten Tag hintereinander protestieren,   am Vormittag treffen sich beide Gruppen zu einer Großdemo in Mainz auf dem Ernst-Ludwig-Platz. Am kommenden Montag sind dann auch die Sozialarbeitenden in Rheinland-Pfalz zum Ausstand aufgerufen. Die Mainzer SPD kritisiert derweil die „Blockadehaltung“ der Arbeitgeber.

Die Kitas in Mainz bleiben heute zu, die Erzieherinnen streiken - schon im Februar war man "stinksauer".. - Foto: gik
Die Kitas in Mainz bleiben heute zu, die Erzieherinnen streiken – schon im Februar war man „stinksauer“. – Foto: gik

Seit dem 25. Februar verhandeln die Gewerkschaften mit den kommunalen Arbeitgebern über die neuen Gehälter in den Kitas und Sozialeinrichtungen, doch die Verhandlungen sind festgefahren: Die Gewerkschaft Ver.di klagt, es gebe keine Fortschritte, man wolle daher vor der nächsten Tarifrunde am 16. und 17. Mai Druck aufbauen. Der allerdings geht erneut zu Lasten der Familien: Es ist bereits der dritte Streik seit Ende Februar in den Kitas.

Die Stadt Mainz teilte am Donnerstag mit, am Freitag würden wegen des Streiks voraussichtlich 50 städtische Kitas vollständig geschlossen bleiben. Weitere acht städtische Kitas seien eingeschränkt offen, lediglich drei städtische Kitas seien uneingeschränkt geöffnet. Einen Notbetrieb gebe es nicht. Die Mitarbeiter entschieden zudem bei einem Streikaufruf selbst, ob sie daran teilnähmen oder nicht, das könne auch kurzfristig der Fall sein oder nicht – eine Verpflichtung mitzuteilen, ob eine Streikteilnahme erfolge oder nicht, gebe es nicht.

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Unterstützung kommt derweil von der Mainzer SPD: „Wenn in Deutschland nach Verantwortung bezahlt wird, dann müsste das Entgelt der Erzieherinnen vergleichsweise hoch sein“, sagte SPD-Vorstandsmitglied Ehsan Braner. Denn schließlich vertrauten alle Eltern, und damit auch die Arbeitgeber, ihre Kinder den engagierten Erziehern an. „Das muss sich endlich auch sprichwörtlich bezahlt machen“, betonte Braner, deshalb appelliere die SPD an die Arbeitgeber, „ihre Blockadehaltung bezüglich der Gewerkschaftsforderungen endlich aufzugeben.“ Es brauche ein schnelles Ergebnis, das den Arbeitnehmerinnen deutlich entgegenkomme „und ihre pädagogisch unverzichtbare Bildungsarbeit auch monetär angemessen würdigt.“

Die Arbeitsbelastung in den Kitas hat gerade in der Corona-Pandemie massiv zugenommen. - Foto: gik
Die Arbeitsbelastung in den Kitas hat gerade in der Corona-Pandemie massiv zugenommen. – Foto: gik

Die Arbeitsbelastung von Erzieherinnen in den Kitas sei insbesondere seit den zwei Jahren der Corona-Pandemie massiv angestiegen ist, „die Arbeitsbedingungen sind an einigen Stellen grundsätzlich verbesserungswürdig“, unterstrich zudem der Mainzer SPD-Vize Bjoern Witczak, und mahnte: „Es kommt nicht von ungefähr, dass alleine in Mainz 140 Stellen unbesetzt sind.“ Ein besonderer Dorn im Auge sei zudem, dass Erzieherinnen auf der hessischen Rheinseite für die gleiche Arbeit zum Teil besser verdienten, kritisierte Witczak weiter: „Hier eine Angleichung zu finden, ist der SPD Mainz wichtig“, das wolle er persönlich in den kommenden Jahren zu einem Schwerpunkt seiner politischen Arbeit machen.

 

Auch die Busfahrer streiken heute erneut für bessere Löhne. - Foto: RMV
Auch die Busfahrer streiken heute erneut für bessere Löhne. – Foto: RMV

Pikant dabei ist allerdings: Die SPD stellt mit Eckart Lensch selbst den Sozialdezernenten der Stadt Mainz – und mit Michael Ebling auch gleich den Oberbürgermeister. Und Verhandlungspartner der Gewerkschaften ist mit dem Arbeitgeberverband KAV Rheinland-Pfalz niemand anderes als ein Zusammenschluss sämtlicher Städte, Landkreise und Gemeinden im Land – darunter natürlich auch Mainz. Dieser Verband hat also die Aufgabe, die Interessen der Kommunen in den Verhandlungen zu vertreten – und die meisten Städte in Rheinland-Pfalz ächzen unter hohen Schulden und klammen Kassen.

„Unsere Gesellschaft muss sich fragen was ist uns die Arbeit der Busfahrer und des Sozial- und Erziehungsdienstes wert“, heißt es dagegen von Ver.di. Schließlich arbeiteten beide Berufsgruppen „in Dienstleistungsberufen, die für die Gestaltung der Zukunft unserer Gesellschaft unverzichtbar sind – sie sorgen für das Gelingen der Klimawende oder begleiten das Heranwachsen der nächsten Generation.“

 

Busfahrer und Erzieherinnen wollen denn  auch am Freitag gemeinsam in Mainz auf die Straße gehen: ab 10.30 Uhr wollen die Streikenden vom Münsterplatz die Große Bleiche hinunter zur Kundgebung auf dem Ernst-Ludwig-Platz ziehen. Denn tatsächlich geht auch der Streik der Busfahrer im privaten Omnibusgewerbe am Freitag weiter. „Es ist wichtig, dass die Kollegen gemeinsam für die Wertigkeit ihrer Berufe einstehen und zusammen streiken“, sagte Marion Paul, Bezirksgeschäftsführerin ver.di Mittelrhein.

Demo von Erzieherinnen im Januar auf dem Ernst-Ludwig-Platz in Mainz. - Foto: gik
Demo von Erzieherinnen im Januar auf dem Ernst-Ludwig-Platz in Mainz. – Foto: gik

Und das ist noch nicht das Ende der Streikrunde: Für Montag hat Ver.di nun auch die Sozialarbeitenden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu einem ganztägigen Branchenwarnstreik aufgerufen. Man erwarte rund 150 Streikende bei einer Streikversammlung in Bad Kreuznach und wolle bei einer Demonstration die Anliegen in die Öffentlichkeit tragen, kündigte Ver.di an.

In der aktuellen Tarifrunde fordert die Gewerkschaft für die Sozialarbeitenden unter anderem, die Entlohnung an die der Ingenieure anzugleichen. „Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tragen einen wichtigen Teil zum Funktionieren unserer Gesellschaft bei“, sagte Gewerkschaftssekretär Tupac Orellana: „Sie sind Brückenbauer in unserer Gesellschaft und Garanten für Demokratie und Teilhabe.“ Die Sozialarbeiter hätten „ein vergleichbares Studienniveau wie Ingenieure und sollten dementsprechend auch so entlohnt werden“, betonte Orellana: „Die Arbeit mit Menschen darf uns nicht weniger Wert sein, als die Arbeit an Gebäuden.“

Info& auf Mainz&: Alle Informationen, welche Busse am Freitag ausfallen, findet Ihr hier auf der Homepage der Mainzer Mobilität. Mehr zum Busfahrerstreik könnt Ihr zudem hier bei Mainz& nachlesen. Mehr zur Wut der Erzieherinnen in der Corona-Pandemie haben wir hier bei Mainz& berichtet:

“Genervt, frustriert und wütend” – Kita-Vertreterinnen demonstrierten in Mainz für Testpflicht und mehr Schutz in Kitas