Nach der Sperrung der Salzbachtalbrücke am Freitagabend droht der Region Mainz-Wiesbaden nun ab Montag das endgültige Chaos: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ab dem 21. Juni zu einem unbefristeten Dauerstreik aufgerufen, und zwar ausgerechnet die Busfahrer privater Unternehmen. Betroffen sind davon im Raum Mainz vor allem Busse der DB Regio, und das hat nun unerwartet harte Konsequenzen: Ausfälle werden vor allem für die Buslinien 6, 33 und 66 vorhergesagt – also genau den wichtigen Buslinien zwischen Mainz und Wiesbaden. Durch die Sperrung der Salzbachtalbrücke am Freitagabend fahren zwischen Mainz und Wiesbaden derzeit aber auch keine S-Bahnen – der Region droht ab Montag das völlige Verkehrschaos.
Der Konflikt um eine bessere Bezahlung der Busfahrer privater Gesellschaften tobt schon seit Wochen, schon Anfang Juni hatte Verdi eine ganze Woche lang zu Streiks aufgerufen, weil angeblich der Arbeitgeberverband VAV einen bereits fertig ausgehandeltes Kompromiss in letzter Sekunde wieder zurückzog. Grund dafür sei, dass eine vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium versprochene Refinanzierung der Mehrkosten über den sogenannten RLP Index offenbar nicht verwirklicht werden konnte – der VAV habe deshalb das Einigungspapier mit der Gewerkschaft zurückgezogen, teilte Verdi am 3. Juni mit.
Doch der Streit über eine bessere Bezahlung im Busgewerbe ist weiter nicht beigelegt, Verdi kündigte daraufhin am 16. Juni einen „Erzwingungsstreik“ an und setzte dem VAV eine Frist bis zum 18. Juni, 10.00 Uhr: Solange hätten die Arbeitgeber Zeit, ein Einigungspapier anzunehmen, das die Gewerkschaft auf der Basis des Sondierungsangebotes der Arbeitgeber erstellt und diesen übergeben habe, vor Verdi weiter. Die Frist verstrich, ohne dass der VAV „ein Zeichen der Annäherung“ gegeben habe, klagte Verdi dann am 18. Juni – und kündigte einen unbefristeten Streik ab dem 21. Juni an.
Der Streik wird im Raum Mainz vor allem den Subunternehmer DB Regio treffen, auch der Homepage der Mainzer Mobilität heißt es dazu bisher: „Aufgrund eines erneuten Streiks bei unserem Subunternehmer DB Regio Bus Mitte entfallen auf den Linien 6, 33, 56, 58, 60, 63, 65, 66 & 78 von Montag, 21. Juni, 4 Uhr bis auf Weiteres einige Fahrten.“ Die Einschränkungen seien allerdings nicht gleichmäßig verteilt, so entfielen auf den Linien 60, 63 & 65 nur „höchstens eine Fahrt je Richtung am Morgen“, auf den Linien 58 und 78 könnten mehrere Fahrten über den Tag verteilt entfallen, ebenso die erste Fahrt am Morgen ab Bischofsheim/Treburer Straße auf der Linie 58.
„Stark betroffen“, so heißt es bei der Mainzer Mobilität weiter, würden von dem Streik aber vor allem drei Linien sein: die 6, die 33 und die 66. Hier müsse ganztags mit dem Entfallen zahlreicher Fahrten gerechnet werden, auch von mehreren Fahrten hintereinander. So werde es bei der Linie 6 zwischen Gonsenheim/Wildpark und dem Münchfeld zu Abständen von bis zu 100 Minuten zwischen einzelnen Fahrten kommen, die erste Fahrt am Morgen entfalle sowohl auf der 6 ab Gonsenheim/Wildpark als auch auf der 33 ab Wiesbaden/Fasaneriestraße ganz.
Die Ankündigungen bekamen am Wochenende unversehens eine neue Brisanz: Am späten Freitagnachmittag wurde die Salzbachtalbrücke der A66 bei Wiesbaden durch ein wegbrechendes Pfeilerlager stark beschädigt, die Autobahnbrücke ist einsturzgefährdet die A66 voll gesperrt. Betroffen sind aber zugleich auch die unter der Brücke durchführende Mainzer Straße sowie die Eisenbahnlinie vom Wiesbadener Hauptbahnhof Richtung Mainz und Frankfurt – auch sie ist derzeit voll gesperrt, Züge können den Hauptbahnhof Wiesbaden nicht anfahren. Am Samstag mussten die Zuständigen der Autobahn GmbH des Bundes einräumen: Die Vollsperrung all dieser wichtigen Mobilitätsstränge werde voraussichtlich Wochen dauern.
Damit erwartet den Raum Mainz-Wiesbaden am Montag ein Pendlerchaos, da Autofahrer große Umwege fahren müssen, das Wiesbadener Stadtgebiet nur noch eingeschränkt zu erreichen ist – und zudem die S-Bahnen ebenfalls ausfallen. Der Busstreik könnte nun den Verkehr zwischen Mainz und Wiesbaden vollends lahm legen – mit gravierenden Auswirkungen für Schüler und Berufspendler: Allein in die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden pendelten in der Vor-Corona-Zeit jeden Tag gut 77.000 Menschen zur Arbeit in die hessische Landeshauptstadt sowie gleichzeitig rund 50.000 Menschen aus Wiesbaden heraus in eine andere Stadt zur Arbeit – etwa 9.000 auch nach Mainz.
Von Mainz wiederum pendelten laut der Pendlerstudie der Industrie- und Handelskammer Frankfurt aus dem September 2018 rund 40.000 von Mainz weg zur Arbeit in eine andere Stadt – die meisten über den Rhein hinweg nach Wiesbaden (8.356), Frankfurt (8.278) oder nach Rüsselsheim mit seinem Opel-Werk (2.086). Dem Mainzer Ring dürfte die Sperrung der Salzbachtalbrücke am Montag nun eine erhebliche Mehrbelastung bringen, ebenso der Mainzer Innenstadt – und ein Ausweichen auf die Bahn ist nun ebenfalls keine Option. Auf der Homepage der Mainzer Mobilität hieß es am Samstag derweil noch: „Bitte steigen Sie zwischen Mainz und Wiesbaden auf den S-Bahn- und Regionalverkehr um.“
Info& auf Mainz&: Wie die Verkehrsbetriebe die Situation am Montag lösen wollen, und ob es unter Umständen zusätzliche Angebote geben wird, war am Samstag noch unbekannt – wir können nur die Daumen drücken. Alle aktuellen Informationen zum Busverkehr am Montag findet Ihr dann auf der Homepage der Mainzer Mobilität, genau hier. Mehr zum Kollaps der Salzbachtalbrücke mit allen Details könnt Ihr hier auf Mainz& nachlesen.